Das stand in der Betreffzeile einer Mail, die letzte Woche bei mir im Posteingang landete und von einem französischen Kollegen stammte, der mir mit dieser Mail nicht etwa Paris schmackhaft machen wollte, sondern dem der Sinn mehr danach stand, mir mitzuteilen, dass wenn ich denn schon mal hier wäre, ich mich ja um einen Server im Büro kümmern könnte. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle noch einmal.
Normalerweise bin ich in Bercy im IBIS und erfreue mich der leichten Bauweise der Wände, hellhörig ist es und dazu auch noch teuer. Vorteil ist, man ist direkt am Bercy Village einem netten Örtchen für ein paar Einkäufe und abendliche Restaurants-Besuche. Das Zimmer kostet, man halte sich fest, unter der Woche 129 Euro. Huiuiuiui, würde Samson machen, und sich mit dem Oberkörper wiegen.
Diesmal bin ich für den selben Preis im All Seasons untergebracht, zehn Minuten von dem Büro untergebracht, aber ich habe den Tag über die Gelegenheit den wundervollen Park Bercy besuchen. Alles blüht hier, die Blüten der Obstbäume fangen sogar schon an zu fallen. In einem Teich schwimmt eine Enten-Familie, die jungen sind gerade geschlüft. Da bekomme ich mich ja kaum noch ein!
In dem anderen Teich ist morgens recht wenig los, aber wenn Mittags die Sonne scheint, sind auf dem von mir für kaputt gehaltenen Inselchen, Schildkröten unterwegs, um die beste Position für ein Sonnenbad zu finden. Wo ich morgen Mittag sein werde? In dem Park.
Das Zimmer in der Hotelkette, die ich bis dato noch nicht kannte, haben die gleiche Größe wie Zimmer im IBIS. Also etwas größer ein Schuhkarton und weit von Gemütlichkeit entfernt. Die Ausrichtung miemt etwas in Richtung »Desgin«, das Frühstück nimmt sich für einen Deutschen wie ein Witz aus. Nicht nur, was die Vielfalt angeht (man kann sich immerhin frisch gepressten Orangensaft ziehen, was schon mal eine Menge Wert ist). Ansonsten hat man Wert auf ein gewisses Zuhause-Gefühl gelegt und lässt die Leute sich an Kühlschränken bedienen. Was für eine fantastische Idee! So mache ich es unter der Woche auch, wenn ich mal zu Hause bin. Ich gehe an den Kühlschrank und hole mir was. Gemeinsames Hinsetzen ist nur am Wochenende oder im Urlaub angesagt.
Gestern habe ich abends noch Freunde in Paris getroffen, wir hatten uns über den Tag für den Abend verabredet. Es hat schon was, Leute, die man sonst das ganze Jahr über nicht sieht, dann in Paris zu treffen. Besser wäre es noch gewesen, wenn man sich zufällig getroffen hätte, aber ich will mal nicht übertreiben. Ich schriebe, dass wir uns vor der Notre Dame treffen könnte, am Besten vor dem Eingang des Hôtel Dieu. Im Telefongespräch fragte mich die Freundin, ob dies mein Hotel sein. »Nein«, meinte ich, »das wäre ein Krankenhaus.« Aber, das sei hier auch einmal erwähnt, ein schönes, in dessen Innenhof man sich gut von dem Trubel vor der Türe erholen kann.
Wir gingen dann zu Berthillion, der – ich verkünde es offiziell hiermit – montags und dienstags zu hat. Man kann an diesen Tag Paris also durchaus meiden, die Qualität des Eises bei den Händlern in der Umgebung, die auch Eis des selben Herstellers verkaufen, lässt manchmal zu wünschen übrig. Besser zum Original. Anschließend ging es durch das Marais zu einer Restaurant-Empfehlung eines Kollegen am Republique. Das Essen war in Ordnung, die Créme Brulée kam aber bei Weitem nicht an die Spitzenklasse heran.
Heute war in in einem kleinen Restaurant um die Ecke, in dem mal überhaupt nichts los war, weshalb die Katze (ich habe ja mittlerweile schon Entzugserscheinungen, nachdem ich die Meinen anderthalb Wochen nicht gesehen habe) des Hauses, sich auch herauswagte und zu mir an den Tisch kam und das tat, was Katze so unnachahmlich können: Schmusen und Betteln. Das Essen war um einiges besser, als das vom Vorabend und das ganz ohne Empfehlung von Kollegen. Der Preis war identisch und die Bedienung sehr bemüht. Als es ums bezahlen ging, sagte ich ihr auf Englisch, wieviel ich zu geben gedenke, was sie allerdings nicht verstand und einen Stift als Verständigungsmittel der Wahl holte. Mittlerweile hatte ich mich auch der französischen Zahlen wieder erinnert, denn der Translator lag wie immer im Hotelzimmer, und konnte ihr die Zahl auch auf französisch nennen, was sie wirklich begeisterte. Ich habe den Eindruck, dass viele Franzosen so reagieren: Wenn ich in der Firma Wortfetzen loslasse und die sind einigermaßen korrekt, so sind die Kollegen auch begeistert.
Der Kollege, der »Frühling in Paris« ankündigte – also ein wenig des Deutschen mächtig ist – hat auch neues Lieblingswort, was ich ihm beigebracht habe: »Jein.« Immer, wenn ich jetzt unschlüssig bin, sagt er schon einmal vorab: »Jein.«
Dagegen hat es ihn kalt erwischt, als ihm sagte, wir hätten das »ß« noch nicht abgeschafft. Das war ihm zu Ohren gekommen, ich musste ihm aber mitteilen, dass wir uns noch nicht vollständig von diesem schönen Buchstaben verabschieden konnten. Ich habe ihm nicht gesagt, dass geplant ist, eine Großbuchstaben-Variante davon einzuführen.