Heute morgen haben wir uns umentschieden. Eigentlich hatten wir ja drei Nächte in diesem netten Örtchen und dem netten Hotel geplant, aber heute morgen hörten wir das uns aus Norddeutschland so vertraute Rauschen von heftigem Regen. Der Wetterbericht verhieß nichts Gutes, so dass wir unseren Aufenthalt hier auf zwei Nächte verkürzten.
Bei strömendem Regen fuhren wir hier los, einfach so, nichts ahnend wohin. Irgendwie hatte ich die Idee, dass es in höheren Lagen vielleicht angenehmer sein könnte. Aber das war ein Trugschluss. Der Regen wurde nur kälter und ganz oben auf etwa 2100 Metern, Susann rief nur noch »Der Schnee, irre, total irre.« hatten wir viereinhalb Grad, was typische Mai-Temperaturen in Kiel sind, aber hier so tief im Süden, wo wir schon bei dreißig Grad Eis gegessen hatten, schien uns das wirklich ein wenig komisch. Aber wir hatten natürlich nicht vergessen, das wir so weit oben waren.
So fuhren wir weiter in Richtung Italien, und dort wurde es nicht nur wärmer sondern auch schöner und sonniger. Als wir in Turin waren, hatten wir mit 27 Grad Celsius »zu kämpfen« und die Sonne brannte auf unsere Haut, so dass wir (also mehr ich) ein wenig Farbe bekommen habe.
Turin ist eine ganz nette Stadt. Das sage ich nicht nur, weil wir das Glück hatten, an einem verkaufsoffenen Sonntag die Stadt zu betreten und nicht nur eine Vielzahl von Geschäften offen hatte, was mir persönlich ziemlich egal war, sondern es eine ganze Menge von Marktständen gab, wo man gucken konnte, was es so an Käse und Wurst gab. Hätten wir nicht diese hohen Temperaturen gehabt und hätten wir eine Kühltasche dabei gehabt, wir hätten gekauft ohne Ende.
Auch hier haben wir einmal mehr festgestellt, was für exorbitante Käsepreise wir im Norden zu löhnen haben. Dieser Gedanke kam mir übrigens abends noch einmal, als wir in unserem Haus-Restaurant ein regionales Gericht zu uns nahmen, welches den Namen Tartiflette trug. Diese leckere Speise läuft auf keinem Fall in der Kategorie kalorienarm. Die Kartoffeln und die Zwiebeln gehen ja noch. Die in ausreichender Menge vorhandenen Schinken-Speck-Stücken machen nicht so ganz schlechtes Gewissen. Die Krönung ist aber ein halber Reblochon, der in dem ganzen überbacken sitzt. Bei den Hundert-Gramm-Preisen dieses Käses, würde ich in der Heimat nie auf die Idee kommen, so etwas mit dem Käse zu veranstalten – das grenzt fast an Frevel. Aber hier kann man die Sache gelassener sehen. Was mich aufrecht hält, ist der Gedanke, dass man in den hiesigen Gegenden vielleicht Matjes nach Hausfrauen-Art in Gold aufwiegt.
Als wir zurück aus Italien kamen, war hier nicht gerade das allerschönste Woche, aber der blaue Himmel ließ sich immer mal wieder blicken und es regnete nicht, so dass wir einen kleinen Spaziergang wagten. Das Flussbett hier hätte ich gerne mal betreten, die anwesende Security-Officer-Lady lehnte das am rundweg ab und verwies mich auf Schilder, in denen darauf hingewiesen wurde, dass der Fluss schnell anschwellen könnte, weil man irgendwo am Flusslauf einen Damm öffnen könnte, um ein wenig Entlastung zu schaffen. Diskussion war da nicht möglich, von daher machten wir uns auf den Weg zu einer anderen Erhebung und beguckten mal wieder einen Wasserfall und ein paar Gämsen. Über die lass ich, dass sie sich früher mit »e« schrieben, was sich geändert hat. Den Gämsen ist das ziemlich egal und auch nach der Rechtschreibreform treiben sie sich noch gern an irgendwelchen steilen Hängen herum, was wir an ihnen auch deshalb bewunderten, da wir für den Aufstieg zu dem Wasserfall auf einer stinknormalen Straße mit einer moderaten Aufstieg, so viel Zeit benötigten, dass wir die Gämsen später im Tal noch lachen hören konnten.