Man sollte nicht davon ausgehen, dass Ärger verfliegt, wenn man versucht, Zeit verstreichen zu lassen. Ich bin weit davon entfernt, den Rückflug als Horror zu bezeichnen, da gab und gibt es viele Berichte, die die unsrige Rückreise locker schlagen. Aber reibungslos verlief halt nicht Alles und ich kann mir nicht helfen, und muss feststellen, dass die Fluggesellschaften häufig selbst schuld an dem Chaos sind. Der Flughafen Heathrow tut dann noch sein übriges.
United beispielsweise hat Mitarbeiter durch Automaten eingeführt. Die Pässe werden von Scannern erfasst und man kann selbst einchecken. Soweit nichts besonderes, das kann man auch in Hamburg haben. Man checkt also ein und soll dann darauf warten, dass ein Mitarbeiter sich kümmert. Es gibt sieben, acht Schalter zum Einchecken, aber nur drei Angestellte, die sich um das Gepäck kümmern. Das haut hinten und vorne nicht hin. Vielleicht sollte United noch ein wenig Geld investieren und dann entweder den Eincheck-Vorgang verkomplizieren, damit die Fluggäste etwas mehr Zeit brauchen und nicht so lang mit den Augen um Gepäck-Eincheck-Hilfe betteln müssen oder man macht es so konsequent wie Lufthansa, die ihre Fluggäste auch das Gepäck einchecken lässt.
Die zweite Überraschung und Verwunderung machte sich bei mir breit: Wir bekamen nur Bordkarten bis London. Ich meinte zu der netten Dame, wir wollen aber nach Hamburg. Ja, meinte sie, das geht schon in Ordnung. Das Gepäck wird bis nach Hamburg eingecheckt, nur Bordkarten können wir nicht bekommen. Das müsse man in London machen.
Dank meiner vorsichtigen Frau, die uns schon vier Stunden vor Abflug zum Flughafen lotste und der komplikations- und stressfreien Sicherheitskontrollen in Washington, hatten wir genügend Zeit die Zeitschriftenläden am Flughafen zu begutachten. Die alle das Gleiche anbieten. Keine Überraschungen. Sehr enttäuschend. Wir ließen uns dann in einem kleinen Restaurant nieder, in dem man eine Weinverkostung machen konnte. So verging wenigstens ein wenig Zeit.
Ich hatte ja eigentlich vor, auch noch ein paar Artikel online zu stellen. Aber im Hotel kostete es widererwarten 5 Dollar pro Viertelstunde, da war ich dann zu geizig zu. Und vom Flughafen aus ließen sich Webseiten wunderbar aufrufen, nur konnte ich keine Artikel absenden. Schade ums Geld, denn gerade das hatte ich vorgehabt. Aber die 7,99 Dollar für 24 Stunden war deutlich preiswerter als die 5 Dollar pro Viertelstunde. So hatte ich Zeit, einige Webseiten zu durchforsten und zu durchstöbern, die ich in den letzten Wochen aus Zeitmangel nicht besuchen konnte.
Zum United-Flug nur soviel: Unser Flugbegleiter sah aus wie ein Filmstar, und machte keinen besonders fröhlichen Eindruck. Vielleicht war es ja ein Schauspieler? Aber vielleicht wusste er auch nur, dass die Pasta, die er den Passagieren servieren musste, wirklich eine Katastrophe waren. Dass man besser für Massen kochen kann, hat Lufthansa auf dem Hinflug bewiesen. Vielleicht sollte Star Alliance-Partner Lufthansa den Köchen von United mal ein paar Rezepte rüberschieben. Ansonsten habe ich nur eine Empfehlung für United: Einfach mal im Internet gucken. Susann meint, da gäbe es jede Menge Rezepte umsonst.
Wir sind wohl mit Verspätung abgeflogen. Klar dass man die Verspätung nicht aufholen kann und noch später in London ankommt. Wenn ich es recht in Erinnerung hatte, war es bummelig eine Stunde. An anderen Flughäfen macht das nichts aus. Manche Flughafenverwaltung hat sich ausgeklügelte Systeme ausgedacht, um dafür zu sorgen, dass die Passagiere trotzdem noch ihre Anschlussflüge bekommen. Aber was rede ich von Anschlussflügen? Wir waren ja noch gar nicht eingecheckt…
Man wird also von einem Terminal zu einem anderen gekarrt. Die Busse, die dafür bereitstehen, sind wohl zahlreich, reichen aber bei weitem nicht aus, um das Passagieraufkommen zu bewältigen. Was soll ich sagen, liebe Londoner, was ihr hier betrieben habt, ist eine krasse Fehlplanung und eine Frechheit noch dazu. Kommt man dann nämlich an seinem Terminal an, muss man noch einmal durch die Sicherheitskontrollen. Als ob die Sicherheitsleutchen in Washington nicht schon ganze Arbeit geleistet hätten. Da man in Heathrow offenbar ein Faible für Schlangen hat, kann man an der Stelle weitere wertvolle Minuten verlieren. (Nein, an den Mitarbeitern liegt es nicht. Die Arbeiten zügig und sind auch hier so freundlich, wie man sein kann, wenn man den ganzen Tag Leute abtatschen, sich dumme Sprüche anhören und Schuhe durchleuchten muss.) Aber Susann organisiertee eine Express-Schlange, schließlich hatten wir noch dreißig Minuten bis zum Abflug unseres Fliegers. Also schnell zu Lufthansa, und was ich da sah, verdarb mir endlich den Rückreise-Appetit.
Eine Schlange mit wohl zwanzig, dreißig Parteien stand vor dem Schalter. Und es bewegte sich nichts. Die Leute wollten alle fliegen und hatten wohl, so wie wir, keine Bordkarten. Und die Mitarbeiter waren nun daran, und organisierten den Reisenden neue Möglichkeiten. Ich meinte zu Susann, sie möge sich bei United anstellen, die hätten weniger zu tun und schließlich wären wir mit deren Flieger unpünktlich in London angekommen. Ich blieb derweil in der Lufthansa-Schlange stehen.
Susann kam pünktlich zum Abflug unseres Fliegers nach Hamburg bei United ran, so das klar war, dass wir eine Alternative benötigen würde. Man buchte uns auf British Airways um. Der ganze Vorgang dauerte aber. Ich würde sagen, der Mitarbeiter von United war locker fünfzehn bis zwanzig Minuten mit uns beschäftigt. Den Job möchte ich nicht machen, den er und seine Kollegen machen. Nur gestresste Leute, so wie ich, die sich fragen, warum es denn einfach nicht funktionieren kann und die die Befürchtung haben, dass es noch schlimmer kommen könne.
Immerhin saßen wir irgendwann in einem Flieger, nachdem wir noch eine Sicherheitskontrolle absolviert hatten. Diese war absolut notwendig, denn ich kann mir gut vorstellen, dass nach den Prozeduren die Touristen derart genervt sind, dass sie ohne Skrupel Flugbegleiter angehen und ihren Frust ablassen. Ich hatte aber nichts dabei und in dem Sandwich-Shop, in dem ich uns zwei Sandwiches besorgt hatte, von denen ich gar nicht den Umrechnungspreis wissen möchte, aber der Bio-Lachs war o.k. (Bio-Lachs!), gab es keine Sachen, mit denen man hätte schmeißen können.
Mein persönlicher Höhepunkt des Tages war die Feststellung, dass unser Gepäck nicht mitgekommen war. Das war in London geblieben und wir haben jetzt, 30 Stunden später, immer noch keine Nachricht, wo es denn sein könnte. Absolut klasse! Angeblich waren in Heathrow irgendwelche Transportbänder defekt, aber vielleicht war das auch nur die Antwort, die in deren Ausredenkalender für den heutigen Stand lag. Sehr beruhigend auch die Auskunft von der Gepäckauskunft: »Ach, erst seit gestern…« Gibt es dem noch etwas hinzuzufügen? Ach ja, morgen gehe ich auf Dienstreise. Schön für meine üblichen Reisebegleiter, dass sie noch Urlaub haben.