Es gibt schon noch Unterschiede. Besonders am Flughafen. Ich meine die Preise. Kaufe ich dort ein Sandwich, kann ich mir sicher sein, dass es nicht besser schmeckt als die Sandwiches, die ich vor dem Flughafen bekomme. Allerdings kann ich mir ziemlich sicher sein, dass ich mindestens 50% auf den Preis draufschlagen kann. Ich vermeide es also. Ein Mann neben mir, ich vermute mal, da er von Frankfurt flog und sich in Englisch mit seiner Partnerin verständigte, dass er Kanadier war, hatte sich kurz vor dem Abflug eine Tafel Ritter-Sport gekauft. Seine Partnerin war recht erbost, als er den Preis nannte, der etwas über 4 Euro lag – was bei einem üblichen Preis von etwa einem Euro und paar Zerquetschten Wucher schon recht nahe kommt -, und empfahl ihm, er möge zurück gehen und die Tafel Schokolade zurückgeben. »Zurückgeben?«, dachte ich, »Was für eine famose und gleichzeitig weltfremde Idee war denn das?« Zumindest in Deutschland und ich mit mir fertig gerungen hatte, ob ich ihm das ausreden sollte, war er schon unterwegs, die Quittung und die Ritter-Sport in der Hand. Zwei Minuten später war er wieder da – mit der Ritter-Sport. Ich war froh und gleichzeitig enttäuscht, dass ich Recht behalten hatte.
Wir waren so zeitig am Flughafen, dass wir die Partei Nummer 3 am Check In-Schalter waren und ich nenne es mal Zufall, dass wir so exakt eingetroffen waren. Schließlich war die Taxi-Fahrerin zehn Minuten früher da gewesen. So bekamen wir vermeindlich schöne Plätze – alle drei zusammenhängend und das in Reihe 6. Das hörte sich so gut an, bis ich meinen nachher sah und besaß. Zum Einen lag er unmittelbar vor der Toilette. Die Geräusche sind auf einem Tagflug und geräuschmindernden Kopfhörern noch erträglich sein, in der Nacht wäre es Horror. Aber es war ja ein Tagflug. Unmittelbare Konsequenz dieser Konstellation war aber auch, dass sich an der Stelle, wo normalerweise eine kleine Einbuchtung ist, keine war. Ich war also gezwungen, ein wenig schräg zu sitzen. Das, so vermeldete mein Rücken, ist nicht gut. Nach zwei Stunden vermeldete selbiger, dass er nicht gewillt ist, das mitzumachen. Meine Vernunft meldete zurück, das wäre alternativlos. Der Rücken reagierte trotzig. Das hatte ich erwartet.
Um nicht in den Ruf zu geraten, ich würde immer nur nörgeln: Das stimmt nicht! Der Abstand zur Vorgänger-Reihe war für einen etwas über 1,80 Meter großen Mann mehr als ausreichend. Da war noch Spielraum – das habe ich auch schon anders erlebt. Von der Breite der Sitzplätze kann ich das nicht behaupten. Hätte noch jemand von meinem Kaliber mit in der Reihe gesessen – wir wären eingegangen.
Für mich selbst habe ich aber Air Transat, unser Transporteur, von der Liste der Fluggesellschaften gestrichen, die man in der Economy Class nutzen sollte. Da habe ich noch gar nicht übers Essen gesprochen, denn mich darüber aufzuregen, habe ich schon vor Längerem aufgegeben.
Interessant wurde es in Calgary, unserem Zwischenstopp. Die Maschine landete – ein großer Teil der Leute klatschte. Es war mir, als wäre ich im falschen Film. Ich hatte schön gehört, dass es sowas geben sollte, erlebt hatte ich das nicht. Die Leute, die geklatscht haben, sind aber wohl alle in Calgary ausgestiegen. Bei der Landung in Vancouver hatte Keiner mehr geklatscht.
Es gab in Calgary auch noch ein wenig Trubel, da die Zählung der an Bord zu seienden Passagiere eine Differenz von eins ergab. So mussten wir längere Zeit auf unseren Sitzen ausharren, bis die Differenz weggezählt war.
Der Flug von Calgary nach Vancouver beträgt dann noch eine Stunde, ist also fast ein Witz, war aber schon ganz eindrucksvoll, weil wir über das Gebirge flogen, was unser Hauptziel ist – die Rocky Mountains. Ich war ziemlich überrascht, was ich dort schon Schönes sah – beispielsweise Bergseen – die aber für uns völlig unerreichbar sind, da sie zwischen irgendwelchen Gipfeln lagen, so dass ich mich auf die kommenden Tage wie ein Honigkuchen freue und auf gutes Wetter hoffe.
Ach ja, das Wetter: Heute hat es geregnet. Hin und wieder mal einen Schauer, so dass man gut damit auskam. Wenn die nächsten Tage so bleiben, bin ich zufrieden, aber nicht glücklich.
Kurz ein paar Worte zur Einreise in Vancouver: Schöner, übersichtlicher Flughafen. Singapur war ja auch recht nett, aber den hier fand ich fast noch schöner. Das mag auch an dem Willkommens-Wasserfall liegen, der in der Halle untergebracht war. Die Einreise-Formalitäten waren gegen das, was die südlichen Nachbarn zu bieten haben, ein Witz. Hier hatten wir aber das Glück, dass der Queue-Dispatcher den Entscheidung traf, unmittelbar vor uns, eine neue Schlange aufzumachen. Das Gepäck brauchte dann ein Weilchen – aber ich sag mal: Um 18.15 Uhr in Vancouver gelandet und um 20.00 Uhr im Hotel gewesen. Das ist keine so ganz schlechte Zeit.
Wir hatten uns ein Taxi vom Flughafen gegönnt und ich dachte, bei den Straßen und Häusern hätte man da auch gut »Die Straßen von San Francisco« drehen können.
Zufrieden waren wir gestern auch bei Mario, einem Pizza-Bäcker um die Ecke von unserem Hotel (ach ja hierzu: Pinnacle Hotel at the Pier, kann ich nur weiterempfehlen – schöne saubere Zimmer, gute Bedienung, Frühstück kostet extra und bekommt man draußen billiger, dafür ist die Bedienung nett, ansehnlich und flott und die Mahlzeit reichlich). Eigentlicht werkeln die Kanadier doch mit unserem metrischen System – warum denn nicht bei den Getränken. Ich wusste nicht einzuschätzen, was ich als Bier bekommen würde, bis es vor mir stand. Zu diesem ist dann auch noch anzufügen, dass einem beim Trinken natürlich leichte Zweifel befallen, ob es wirklich als Bier durchgeht, aber kalt ist es recht erfrischend. Es war ein Bud(weiser). Die Pizza war dann aber gut und für den Abend auch völlig ausreichend. Wir lagen um 22.00 Uhr (Ortszeit) im Bett und der Tag war da auch schon recht lang. In Deutschland stand man schon wieder auf.
Die Nacht war dann doch recht kurz. Um vier Uhr hätte ich schon mal wieder aufstehen können. Um sieben Uhr war es dann soweit, dass wir die Frühstückszeit etwas vorgezogen hatten.
Mit dem Sea Bus fuhren wir auf die andere Seite. Wir hatten uns eine Tageskarte geholt (9 Euro für Erwachsene – das hätten wir uns sparen können, da wir zweimal Seebus und einmal Metro gefahren sind. Mit Einzelfahrkarten wären wir wohl günstiger davon gekommen) und sind dann flott am anderen Ufer gewesen. Von der Waterfront Station sind wir dann in die Water Street marschiert, hatten das unverhoffte Glück das Pfeifen eines Liedchens der Steam Clock zu erleben und sind durch die Straßen weiter in Richtung Chinatown. Hierzu bleibt zu vermerken: Ja, dann waren wir da auch mal, das hat mich nicht von den Socken gehauen und bis auf den Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden hat man da nicht soviel Originelles gesehen.
Ganz im Gegenteil: Es war teilweise recht heruntergekommen und ärmlich, dass ich mich als Tourist fragte, ob es wirklich eine gute Idee sei, dort zu sein. Passiert ist aber nichts und in dem chinesischen Supermarkt haben wir dann noch das Aquarium-Erlebnis der Woche gehabt, so dass wir zum offiziellen Aquarium von Vancouver mit Susann nicht mehr müssen.
Dann sind wir eine Station von Chinatown in Richtung Innenstadt gefahren – nicht weil es so weit war und unsere Füße uns nicht mehr tragen wollten – sondern wir das Gefühl hatten, dass unser Tagesticket nicht so richtig zu Geltung kommen würde. Wir schlenderten ein wenig durch die Straßen von Vancouver und landeten an der Waterfront wieder. Susann hatte eigentlich die Capilano Suspension Bridge Park zum ersten Ziel des Tages erklärt, da wir aber keine Ahnung hatten, wie wir genau da hätten hinkommen sollen (Antwort ist nun ganz leicht: Mit dem Bus, er vor unserem Hotel in die Richtung), haben wir heute Vormittag festgelegt: Es geht erst mal Richtung Downtown. Nun sahen wir, an der Waterfront angekommen, einen Bus, der sich als Gratis-Zubringer zu dieser Attraktion entpuppte. In dem Park gibt es eine frei schwingende Hängebrücke. Das hat, gerade wenn man einen Abschnitt mit wenigen Leuten begeht, einen erheblichen Charme – es schaukelt erheblich. Auf der anderen Seite angekommen, muss man nicht gleich zurück. Sondern auch dort gibt es noch einen schönen Pfad durch den Regenwald. Der hatte seinen Namen nicht nur dadurch verdient, dass er den Regen, der einsetzte, durchließ, sondern es war ein »echter« Regenwald. Interessant war auch, dass es die Möglichkeit, zwischen den Bäumen zu wandern. Wer also nach Vancouver kommt, sollte diese Attraktion – auch wenn sie mit 35 Kanada-Dollar nicht gerade günstig war – nicht verpassen.
Was Attraktionen angeht: Ausgelassen haben wir die Aussichtsplattform im Harbour Center. 16 Dollar für eine Plattform, mit der man nicht die Stadt überblicken kann, da es drumherum höhere Wolkenkratzer gibt, kann man sich wohl sparen. Wen es interessiert: Die Aussicht auf den Hafen muss wohl ganz nett sein, da die Sicht unverbaut ist.
Nicht vorbei kamen wir an »Fly over Canada«. Ebenfalls happige Preise – aber wenn man sich die Aussichtsplattform gespart hat, kann man durchaus das Geld hier investieren (gut, ein kleinen Tick mehr muss man schon spendieren). Wir hatten sowas schon mal in Disney-Land (Orlando) gemacht und waren beeindruckt. Man hat wirklich das Gefühl, man fliegt über das Land in Weg. Bekommt, während man auf eine große Leinwand schaut, Wind entgegen geblasen, teilweise mit Duftstoffen versehen. Man darf sich von dem Vorfilm in einem Extra-Raum nicht irritieren lassen und während des eigentlichen Films nicht nach rechts und links gucken. Dann ist es eine echt supertolle Sache. Sonst ist es nur eine bemerkenswert tolle Sache.
Da kamen wir dann raus und in eine neue Husche. Es war mittlerweile fast sechs Uhr und die Damen wurden müde. Wir traten die Heimfahrt an, ruhten ein wenig und gingen dann zum Thai ums Eck (»Thai House«, 16 West Esplande) – eine nette Bedienung und ein fast noch leckeres Essen.
Morgen nun hat der Luxus ein Ende. Schauen wir mal, wie es wird.