Heute musste ich mich fein anziehen. Oh ja, ich durfte nicht das schluffige Sweatshirt anbehalten, mit dem ich mich am Wochenende so gern rumtreibe. Welches warm hält, locker fällt und in einem schönen Grauton gehalten ist, der meine Unlust, am Wochenende zu arbeiten, nicht besser präsentieren könnte. Stattdessen zog ich mir den weißen Edel-Pullover über und putzte mir die Brille, um Herrn V. aufzusuchen.
Der hatte sich am Freitag gemeldet. Wäre ich nicht gleich ans Mobiltelefon gegangen, so wäre ich mit Anrufen meiner Frau überschwemmt worden, in der sie mir die brandneue Nachricht mitgeteilt hätte: »Herr V. hat was gefunden.« Das ging aber schnell, dachte ich so bei mir. Und dann gab es wieder dieses elektrisierende Wort: »Endverhandlungen.« Er natürlich, nicht wir. Wir sind uns ja schon mit Herrn V. einig. Man könnte hinzufügen: »Wenn er denn ausziehen würde.«
Blöde nur, dass ich nächste Woche in die USA fliege. Voraussichtlich. Ich bin da mittlerweile schon recht skeptisch. Ist ja in den letzten Wochen soviel passiert, was ich nicht plante und was nicht für mich geplant worden ist. So planten wir schnell, nächste Woche einen Rechtsanwalt aufzusuchen, der uns dringende Fragen beantwortet: Testament, Vollmachten, Hauskauf.
Gestern dann ein weiterer Anruf: Wir würden zum Kaffee heute eingeladen werden. Es gäbe Torte und wir könnten uns besprechen. Ich war einigermaßen entsetzt: Was würde besprochen werden? Wir sind ja gar nicht vorbereitet. Hmm. Und dann noch das schnicke Auftreten. Herr V., meinte Susann, würde darauf Wert legen. Mag ja sein, dachte ich mir. Aber meine Frau ließ sich nicht erweichen.
Nach der leckeren Torte und dem Gespräch wusste ich nicht mehr recht, was ich von dem Gespräch halten sollte. Aber ich nehme einfach mal die positive Auslegung, wie sie meinem Naturell entspricht: Man will uns bei der Stange halten, ist froh, einen Käufer an der Hand zu haben. Deshalb wurden wir auch mit selbstgemachter Schwarzwälder Kirsch verwöhnt. Denn wirklich Entscheidendes konnte nicht verkündet werden. Unter der Woche hoffen die V.s sich das Haus noch einmal genau ansehen zu können. Sie wären sich aber schon zu 80% sicher. Und dann … müsste man erst einmal abwarten, wann denn die jetzige Besitzerin auszieht.
Immerhin wissen wir jetzt schon, wie der Laubpüster funktioniert und haben die Motorsäge gesehen. Der Teich war größer als ich mir das gedacht hatte, und gleichzeitig erfuhr ich, dass es sich gar nicht um einen handeln würde, sondern um zwei. Wobei der Zweite nur einen Filter für den großen Teich darstellt. Wobei Teich oder Tümpel natürlich immer noch eine Übertreibung sind. Nennen wir es Freiluft-Aquarium.
Susann tigert nun durch die Wohnung, spricht nicht viel und sagt immer nur: »Ich will dieses Haus kaufen.« Die Möbel hat sie in die Zeichnung schon eingezeichnet.
Wird Zeit, dass Montag wird, und sie durch Arbeit ablenken kann. Ist ja sonst kein Zustand.