Giorgio Zevi ist auf dem Weg zu einem Schriftsteller-Kongress und ahnt noch nicht, dass ihm eine sein Leben verändernde Begegnung bevorstehen soll. Frank Veronese dagegen weiß schon, dass auf ihn eine langersehnte Begegnung bevorsteht, ahnt aber nicht im Geringsten, was für ein Abenteuer aus dieser Begegnung ihm erwachsen sollte und mit welchem Glück diese verbunden war. Frank war auf dem Weg zu Giorgio.
Zevi hatte sich eigentlich hinlegen wollen, als sein Telefon klingelte. Es war Frank Veronese, mit dem er längere Zeit in brieflichen Kontakt gestanden hatte. Der Maler Veronese war aus beruflichen Gründen in Italien und hatte sich entschieden, Zevi nachzureisen, da er noch ein wenig Zeit hatte. Zevi freute sich außerordentlich und willigte sofort ein, Frank unter seine Fittiche zu nehmen. Mit solcher Herzlichkeit hatte Frank, Amerikaner italienischer Abstammung, gar nicht gerechnet.
Beide agierten in verschiedenen Kusntrichtungen aber in diesen auf der gleichen Ebene. Zevi arbeitete seine Vergangenheit auf, die ihn als Jude in ein Vernichtungslager geführte hatte und ihn trieb der Sinn nach Aufklärung der damaligen Taten. Frank, vierzigjährig, versuchte in seinen Kunstwerken (Bilder, Grafiken) politische Verbindungen zu illustrieren und war mit diesem Stil so manchem Mächtigen schon auf die Füße getreten.
Er suchte den Kontakt zu Zevi auch deshalb, weil er den Brief einer alten Dame erhalten hatte, die ihn bat, sich ihrer Geschichte anzunehmen. Frank suchte von Zevi Rat, ob dieser Brief ernstzunehmen sei. Zevi ist der Meinung, dass an der Geschichte etwas dran sein könnte. Die Signora, zu der die beiden Herren dann Kontakt aufnehmen, hat nicht mehr lang zu leben. Aber sie hat ein Tagebuch, in dem sie ihre Geschichte, ihre Erlebnisse und die Verbindungen aufgeschrieben hat, und sie hat ihre Erinnerungen, die sie Frank Veronese erzählt, damit er mit diesen an die Öffentlichkeit gehen kann. Dabei dreht sich alles um ein Massaker an Juden in Italien, nachdem Deutschland in den Krieg mit Italien getreten ist. Sie hatte es beobachtet und musste feststellen, dass Mitglieder ihrer Familie in dieses furchtbare Verbrechen verwickelt waren.
Die Signora geht aus dem Leben und hinterlässt Veronese ihr Tagebuch. Womit der Ärger für die beiden Männer, sonst eher im ruhigen Kunstbetrieb verwurzelt, beginnt. Sie werden verfolgt, bedroht und müssen flüchten. Die Vergangenheit ruht nicht, wie man gern annimmt, wie eine Krake greifen die Tentakeln, frisch gewachsen, im Alten verwurzelt, nach dem Wissen, welches droht, veröffentlicht zu werden.
Mag »Stille Elite« ein Märchen gewesen sein, so ist die Geschichte weit davon entfernt. Nicht real, das will ich nicht hoffen, aber so etwas von möglich und plausibel, dass einem Angst und Bange wird. Pisani thematisiert in diesem Roman nicht nur den alten sondern auch den neuen Faschismus, der gerade in Italien salonfähig geworden ist. Da muss man nicht nur in das italienische Parlament schauen, sondern um Sorgenfalten zu bekommen, sollte man auch in die Fußballstadien schauen. Die Ideen sind präsent, nicht nur in den Salons sondern auch in der »ganz normalen Umgebung«.