Ich hatte ja neulich das unglaubliche Glück mit einem Reh zu kollidieren, vielmehr mein Auto. Es sah danach nicht mehr gut aus. Ein Unternehmer aus Kiel kam, holte das Auto ab und versprach es zu reparieren. Soweit alles bestens. Organisiert hatte das die Versicherung, ein Ersatzwagen für die Zeit der Abwesenheit meines 206er gab es auch. Die Rechnung ging an die Versicherung, die nicht einmal nach dem Wild-Formular des Försters fragte. Alles bestens bis zu diesem Zeitpunkt.
Dann kam das Auto zurück. Der junge Mann, der mir das Auto übergab, ließ mich um den Wagen herum gehen und meinte, dass der Gutachter der Versicherung die Arbeit gelobt hätte. Das freute mich zu hören. Der Angestellte sprach in in den Ersatzwagen und ich startete meinen 206er. Aber was war das? Die Airbag-Leuchte glimmte mir entgegen und nach zehn Sekunden piepte es. Weitere zehn Sekunden später meldete er sich noch einmal. Das wunderte mich, aber ich schob es auf eine zeitweise Unbekömmlichkeit, vielleicht war es auch ein Willkommensgruß. Es ging zur Tankstelle, wo er einen ordentlichen Schluck des teuren Nass bekam, dass meinen 206er antrieb.
Das Wochenende über ließ ich ihn in Ruhe, am Montag starteten wir zum Bahnhof, fünf Minuten Fahrt. Er begrüßte mich mit dem Leuchten, dem zweimaligen Piepen und ich wusste, hier war was nicht in Ordnung.
Ich rief bei der Werkstatt an und erzählte denen, was mit meinem Wagen los war. Ja, da müssen wir noch mal schauen. Bitte? Ich denke, der Wagen war abgenommen worden. Der junge Kollege, der ihn mir gebrachte, dürfte man von ihm nicht erwarten, dass er sich über das Leuchten und Piepen wundern würde, wie ich es auch tat. Natürlich muss da nochmal geschaut werden. Wann solle ich kommen? Jederzeit könnte ich ihn bringen. Gesagt, getan.
Ich brachte ihn am Dienstag in die Werkstatt. Da abends Kino angesagt war und ich keine Heimfahr-Gelegenheit benötigte, sagte ich, dass man sich nicht beeilen bräuchte, heute würde ich den Wagen nicht mehr benötigen. Ich hinterließ meine Telefonnummer und machte mir einen schönen Tag respektive Abend. Am nächsten Nachmittag war ich etwas beunruhigt, da ich von der Werkstatt nichts hörte. Um kurz vor vier Uhr rief ich mal durch. Ja, der 206er, hmm, der Meister ist nicht mehr da. Der ist wohl noch nicht fertig. Aber es wäre auch keiner da, den man fragen könne. Das fand ich ja mal eine spannende Auskunft und fragte, warum man nicht mal durchgerufen hätte, um mich zu informieren. Das hätte man mal tun können, war die Antwort. Morgen würden sie sich gleich melden, versprach er. Die Info kam gerade noch rechtzeitig, denn die Busse Richtung Borgdorf fahren von Kiel aus nur im Zwei-Stunden-Takt.
Taten sie auch. Heute. Ich könne den Wagen abholen, wurde mir gesagt. Fein, ab wann denn? Ab vierzehn Uhr würde es gehen. Ich freute mich. Ich machte um kurz nach fünf Uhr Feierabend und tapperte Richtung Werkstatt. Mir beschlich schon ein schlechtes Gefühl, als ich auf den Hof kam und keine Lampe brannte. Es war 17.30 Uhr und es war keiner da. Einer Beschriftung an der Tür konnte ich entnehmen, dass von Montag bis Donnerstag bis 16 Uhr gearbeitet würde.
Wäre jemand von der Firma rein zufällig vorbeigekommen, ich wäre explodiert. Die machen um 16 Uhr Feierabend, zu einer Zeit, zu der kaum ein Mensch Feierabend hat? Der Mensch am Telefon fühlt sich nicht einmal bemüßigt darauf hinzuweisen, dass so zeitig Feierabend gemacht wird, so als ob dies eine Selbstverständlichkeit wäre?
Es war dunkel, kalt, regnerisch, der nächste Bus fuhr erst in anderthalb Stunden. Die Firma hat mich übrigens zum letzten Mal gesehen…