Magdalen Nabb ist Simenon-Freunden schon ein Name, schließlich stand sie in Kontakt zu dem Schriftsteller. Da sollte man nicht nur den Briefwechsel zwischen den beiden gelesen haben sondern vielleicht auch einmal ein Buch von ihr. Ich habe das schon mal vor einiger Zeit gemacht und fand ihren Stil eigen. So eigen, dass ich nicht mehr Zugriff. Aber man kennt das ja, manchmal brauch man mehrere Anläufe, um zu einem Autoren zu gelangen. Der Held Nabbs nennt sich Guarnaccia und ist mittlerweile bei seinem dreizehnten Fall angelangt.
Simenon mochte der Stil von Magdalen Nabb gefallen, aber er ist ein ganz anderer als der ihm eigene. Deshalb verbietet sich ein Vergleich zwischen den beiden Autoren. Man sollte das Vorwort, welches Simenon zu einem der Bücher Nabbs schrieb, nur als höfliche Verbeugung sehen.
Die Charaktere, die beide beschreiben, ähneln sich da schon eher. Guarnaccia ist, wie Maigret, ein sehr volkstümlicher Typ. Es zieht ihn zu den Leuten, redet mit ihnen bei einem Glas Wein und ist sich nicht zu Schade auch persönlichen Streit zwischen diesen zu schlichten oder Lebenstipps zu geben. Er ist stärker in einem Viertel verankert als dies Maigret war. Wenn man eine Statistik aufstellt, so wird man erkennen, dass er zwar besonders häufig im 18. und 9. Arrondissement ermittelt hatte. Aber wenn es darum ging, ein Viertel zu infiltrieren, war er auf die örtlichen Kommissare und Inspektoren, wie beispielsweise Lognon angewiesen. Aber zurück zu Magdalen Nabb. In einer schönen Parkanlage von Florenz wird eine Frau tot aufgefunden. Sie liegt im Teich und ihr Gesicht ist ziemlich angefressen. Kein schöner Anblick. Ausweispapiere oder andere Hinweise auf ihre Identität gibt es nicht. Wenn man von dem Schuh absieht.
Im schlimmsten Fall hatte es Guarnaccia mit einer der zahllosen japanischen Touristinnen zu tun, die Florenz bevölkerten und die Kultur genießen wollten. Aber zu seinem Glück sollte sich herausstellen, dass dies nicht der Fall war. Der Schuh, völlig unscheinbar und ohne Markenbezeichnung, sollte den Mareciallo auf die richtige Spur bringen: Er hatte es mit einer Japanerin zu tun, die nach Florenz gekommen war, um zu lernen, wie man gute Schuhe herstellt.
Wer viel Jeffery Deaver oder andere Thriller-Autoren liest, wird von diesem Buch enttäuscht sein. Es sei denn, er sucht Ruhe, eine gewisse Behäbigkeit, die an die Mittagsruhe in Italien erinnert, und vor allem, einen Ermittler, der sich auch mit Nebensächlichkeiten wie den Fliesen in Polizeirevier beschäftigt, der sich Zeit für seine Menschen nimmt und letztlich abends bei seiner Familie sitzt, um sich mit den hausgemachten Problemen (notgedrungen) auseinanderzusetzen. Das Buch hat seine witzigen Momente, aber diese drängen sich nicht in den Vordergrund. Ein außergewöhnlicher Kriminalfall, ein Ermittler, der angenehm normal und unschrullig ist und das alles unspektakulär gut geschrieben. Die richtige Urlaubslektüre.