Wirklich witzige Krimis können die wenigsten Schriftsteller abliefern. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass sie einfach keine Lust haben spaßig zu sein. In die Krimibibliothek hat es immerhin Tom Sharpe geschafft, der einen lustigen Roman, den ich aber nicht unbedingt als Krimi bezeichnen würde, verfasst hat: »Puppenmord«. Aus irgendwelchen Gründen fehlt Kinky Friedman. Vielleicht liegt es daran, dass er nicht nur lustig ist, sondern auch ziemlich anarchistisch.
Es mag auch noch zwei, drei andere Gründe geben, die es ihm verwehrten, in die Ahnengalerie des Krimis aufgenommen zu werden. Eine Möglichkeit wäre, dass er Deutschen nicht mag. Überhaupt nicht. Daraus macht er auch keinen Hehl. Soll man so einem in eine deutsche Reihe der Besten aufnehmen? Könnte man und wenn wir ehrlich sind, haben wir ja auch ein Problem: Entweder mögen wir uns zu doll oder wir mögen uns überhaupt nicht. Das Recht sollten wir auch Kinky Friedman einräumen. Nein, das wird es nicht sein…
Dass Friedman Jude ist, daran wird es ganz gewiss nicht liegen. Vielleicht schon eher daran, dass er darüber ziemlich böse Witze reißt. Allerdings ist man bei der Süddeutschen liberal genug, um es zu tolerieren.
Dann liegt es vielleicht daran, dass Friedman überhaupt gar nicht Mainstream ist und die allermeisten einen solchen Roman ziemlich bald beiseite legen würden. Ein Schriftsteller, der sich selbst in den Mittelpunkt seines Romans stellt, sich nur mit merkwürdigen Leuten herumtreibt, mit einer Katze redet, deren Katzenklo aber das letzte Mal vor dem Vietnam-Krieg sauber gemacht wurde und ein ziemlich komisches Verhältnis zu Frauen hat.
Laut Friedman ist »Der glückliche Flieger« der letzte Kinky-Roman. Er hat sich große Ziele gesteckt und ist angetreten, um in Texas Gouverneur zu werden. Was Perry dort veranstaltet, so sein Credo, könne er schon lange. Interessant allerdings, dass Friedman nicht in die Versuchung gekommen ist, wenigstens noch einen Roman zu schreiben, in dem er Kinky als Präsidentschaftskandidat antreten lässt. Wäre sicher amüsant geworden.
So nehmen wir mit dem letzten Kinky-Roman vorlieb und nehmen zur Kenntnis, dass die große Politik bei Kinky angekommen ist. Er hat es mit Terroristen zu tun. Es gab eine Gepäckverwechslung und der Koffer seiner reizenden Begleitung, bei der er nicht landen konnte, landete bei ihm zu Hause und bereitete ihm jede Menge Ungelegenheiten. Bei ihm wird gestorben, das FBI hat plötzlich großes Interesse an ihm und Kinky steht diesem ganzen Gewirr wieder ziemlich souverän und gleichgültig gegenüber.
Ärgerlich natürlich, dass ihm nach dem Leben getrachtet wird, wo er sich doch gerade in die Besitzerin des verwechselten Gepäckstückes verliebt hat.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das Ende ist voraussehbar, aber mir hatte der SPIEGEL schon das Ende verraten. So gemein bin ich natürlich nicht, ich verrate nicht, wie es ausgeht, sondern was am Ende des Buches zu finden ist: Ein sehr lesenswertes Essay über Kinky Friedman und sein Schaffen.