Wann immer irgendetwas zu planen ist, springen wir ein wenig zu kurz. Den Zeitangaben, die uns genannt werden, sollten wir mit mehr Vorsicht genießen und mehr draufschlagen, als wir das bisher getan haben. Gestern war auch wieder so ein Tag: Geplant war eine Safari im iSimangaliso Wetland Park. Colin hatte uns gesagt, dass wir zweieinhalb Stunden bis Cape Vidal benötigen würden und anderthalb Stunde zurück. Das addierten wir zusammen, schlugen eine Stunde drauf und legten fest, dass wir um neun Uhr losfahren würden.
Schönheitsfehler Nummer 1: Wir fuhren nicht um 9 Uhr los.
Schönheitsfehler Nummer 2: Als wir losfuhren, fuhren wir nicht direkt in den Park sondern erst einmal zu dem Strand. Der absolut toll gewesen war. Iris nutzte die Gelegenheit, ihre Füße in den Indischen Ozean zu tauchen und tauchte gleich mal Teile ihrer Hose mit ein.
Schönheitsfehler Nummer 3: Man sollte vielleicht nicht jeden Loop in einem Nationalpark fahren. Auch wenn sowohl der erste Abstecher sehr schön war, der zweite Abstecher zur Mission Rock nette Ausblicke bot und die Idee eines Aussichtsturm in einem National Park, wie den des des Dune Loops, kannten wir so auch noch nicht. Abgesehen davon: Wären wir den ersten Loop nicht gefahren, hätten keine Nashörner gesehen. Da kann man sagen, was man will, aber das war schon mal ein ziemlich spektakulärer Höhepunkt, da sie weit entfernt genug von uns standen, um sich von uns gestört zu fühlen; aber nah genug, dass wir sie gut sehen konnten.
Wir hätten eigentlich um 11:30 Uhr am Cape Vidal sein sollen, um dort noch ein wenig zu baden zu zu schnorcheln. Im »echten Leben« waren wir erst um viertel vor ein Uhr dort. Das Equipment hatten wir vom Guesthouse mitbekommen, aber vor Ort stellte sich nicht nur heraus, dass es ziemlich bevölkert war und sich Affenbanden zwischen den parkenden Fahrzeugen herumtrieben. Es war wohl auch kein Wetter zum Schnorcheln. Wir stürzten uns in die Fluten des Indischen Ozeans. Es war erfrischend und das Wasser wirklich auch angenehm. Überrascht war ich vom Sog des Wassers, wenn es sich vom Ufer zurückzog – um einen dann wieder mit einer brachialen Welle zu fluten.
Schönheitsfehler Nummer 4: Man sollte die Anschlusstermine im Auge behalten. Um 15:15 Uhr sollte uns der Fahrer für die Nachmittagstour abholen. Da die Rücktour anderthalb Stunden dauern sollte und wir um halb zwei Uhr losfahren, blieb nicht viel Zeit für die Rücktour – die schließlich mit 90 Minuten angesetzt war. Die »Erwachsenen« waren der Meinung, dass es gut wäre, wenn man direkt zurückfahren würde. Aber Henrik wollte unbedingt den Grasland Loop fahren, von der kleinen Hoffnung getragen, dass wir Leoparden sehen. Die sollen manchmal gut sichtbar sein, da sie sich nicht nur auf Bäumen herumtrieben, sondern auf auf dem Land. Ich bin, glaube ich, noch nie so schnell einen Safari-Abschnitt gefahren. Die von Henrik herausgegebene Devise lautete: »Es wird nur für Mitglieder der Big 5 angehalten.«
Gestoppt hat uns dann eine Bande von Eichhörnchen, die auf dem Weg herumtollte. Eines wollte partout nicht aus dem Weg gehen und blieb sitzen, staute das Metall-Monster, mit dem wir unterwegs waren an. Erst ein beherzter Hup-Ton machte uns den Weg frei.
Wir wurden sehr pünktlich abgeholt. Nachmittags sollte es zu einer Hippe-Kroko-Tour auf dem Lake St. Lucia gehen. Auf das Boot passen 15 Leute und wir wurden von einem kleinen Zulu durch den Nachmittag geführt und gelenkt. Mir geht es so, dass man gern vergleicht. Eine ähnliche Tour machten wir im Norden von Namibia, einfach nur nach Krokodilen und Flusspferden suchen. Auch dort wusste der Guide schon, wo er fündig werden würde. Krokodile bekamen wir damals aber nicht zu sehen. Eine zweite Tour der Art fand ein paar Tage später statt und da kannte sich der Guide nicht nur mit den Flusspferden und Krokodilen aus, sondern er hatte auch ein Faible für Vögel, kümmerte sich auch um das, was an Land vor sich ging. Unser Safari-Guide von gestern zeichnete sich dadurch aus, dass er viel Humor hatte, sehr viel wusste und uns am Anfang die Zulu-Sprache näher brachte. Die Umgebung bot aber »nur« Flusspferde, Krokodile, Gänse und einen Kingfisher. (In der Ferne gab es noch einen Seeadler, aber den hatte unser Guide gar nicht entdeckt gehabt.) Die Anzahl der badenden Flusspferde war beachtlich, aber der Guide wusste genau, wo er mit welcher Gruppe zu rechnen hatte. Es besteht die entfernte Chance, dass die Flusspferde ihn auch schon kannten.
Schön war, dass man ausgiebig Zeit hatte, den Flusspferden zuzuschauen. Er fuhr als nicht zu einer Flusspferd-Gruppe, wartete ein paar Minuten und es ging dann weiter, sondern man hatte alle Zeit der Welt. Gegen Sonnenuntergang hin, wurden die Tiere dann auch während lebhafter und kommunikativer.
Wir fuhren von der Bootsfahrt zu unserer Abendbrot-Location. Es handelte sich um das »Reef and Dune«, war sehr gut besucht und jede Menge Stimmung, da auf den Fernsehern, Rugby übertragen wurde. Rüdiger hatte ein wenig mitgeschaut und konnte uns in einer Art Live-Berichterstattung informieren, dass es am Anfang gut aussah (das war der laute Teil des Spiels), dann das Spiel wohl drehte und es ans Verlieren ging.
Leider kündigte sich im Restaurant schon an, was den heutigen Tag recht langweilig macht. Eine Durchfall-Attacke überkam mich und so hatte ich in der Nacht mehr Bewegung als mir lieb war. Für heute war eine Safari angesetzt, die um fünf Uhr begann. Da die Kombination aus Durchfall und Safari eine sehr ungünstige ist, habe ich mich ausgeklinkt und die anderen sechs sind zeitig aufgebrochen. Ich habe meine Toiletten-Gänge gehabt und wurde wachsam von den Guesthouse-Eignern und dem Personal im Auge behalten.