Es gibt ein paar Regeln in der Utshwayelo Lodge: Einige kann man ganz gut verstehen, wie zum Beispiel die, die auf das Sparen von Wasser und Strom abzielen; andere sind ein wenig mysteriös. So steht im Lodge-Leitfaden, dass es Wifi nur zwischen 17.00 und 18.00 Uhr an der Bar gäbe. Das Personal legt das ein wenig weiter aus und so hat man Internetzugang bis 22.00 Uhr. Wenn man denn Zugang zum Internet erlangt. Ganz einfach ist es nicht, da die Leitung recht dürftig ist. Letztlich kann man froh sein, dass man überhaupt Zugang zum weltweiten Netz hat.
Heute war ausschlafen angesagt. Wir standen also um halb sieben Uhr auf und bekamen um halb acht Uhr unser Frühstück in der Bar. Der eigentliche Weck-Prozess fand aber sehr viel früher statt. Erst meldeten sich die Hähne, die aber etwa vier Uhr aktiv waren. Danach produzierte sich ein Vogel mit einem solch enervierenden Geräusch, das sich später mal nachreichen werde, bei dem er recht leise beginnt und dann immer lauter wird, bevor er abrupt aufhört. Es ist ein Geräusch, kein Gesang, insofern ziemlich weit entfernt von »schön«. Ich überlege, ihn in Zukunft als Weck-Ton zu verwenden und später zu vermarkten.
Da wir zeitiger beim Frühstück waren, begnügten wir uns erst einmal mit Joghurt und Obst, später gab es dann die obligatorischen Eier und wer wollte natürlich auch Speck und Tomate, allerdings keine Würstchen. Die hatten wir gestern Abend zum Dinner gehabt, wo es Kartoffelbrei mit Gemüse, Lamm und Rindswurst gab. Klar, dass die Jungs nicht den Eindruck vermittelten, sie wären richtig satt. Aber nach heute Abend stehen wieder andere Zeiten an.
Enock, der Manager hier, erklärte uns den Weg zu unserem Weg. Dabei kam es zu einem folgenschweren Missverständnis: Er zeigte uns den Weg auf einer Karte und ich schaute auf die und meinte: »Kosi Bay Lodge? Da waren wir gestern ja schon gewesen.« Große Lacher. Hihi, haha! »Dann ist es ja ganz einfach, wenn ihr schon da gewesen seit.« Wir freuten uns, da es so kompliziert damit nicht werden würden. Fuhren dahin und die Beste aller Ehefrauen meinte auf dem Weg, wir müssten doch zum Camp. Camp oder Loge? Oder ist es das Gleiche. Schwierig zu beantworten, da vom Camp nirgendwo mehr die Rede war auf den Schildern. So kamen wir bei der Kosi Bay Lodge an, fuhren zu der Rezeption, begegneten den gleichen Gesichtern und erzeugten den gleichen verwirrten Gesichtsausdruck wie am Vortag, als wir behaupteten, die hätten eine Bootstour gebucht.
Hatten wir nicht und uns war schnell klar, dass es nicht an dem Management der Kosi Bay Lodge lag, dass das verschütt gegangen war, sondern an uns. Erneut hörten wir den Satz, dass wir uns wohl verfahren hätten.
Also wieder zurück und zwar vier Kilometer eine sehr, sehr zweifelhafte Piste. Da wussten wir noch nicht, dass die vier Kilometer, die war dann noch zu fahren hatten, einen noch zweifelhafteren Ruf haben würde. Von unterwegs rief die Beste aller Ehefrauen Ian, den Kapitän, an und teilte ihm mit, dass wir ein wenig verloren gegangen wären, nun aber auf dem Weg wären. Ob es nun der richtige ist, dass konnte sie nicht sagen, aber ihre Aussage hinsichtlich unserer wahrscheinlichen Ankunft war eine vertriebliche: Zehn Minuten. Nie im Leben, das wusste ich sofort, das war die Zeit, zu der wir es vielleicht bis zum Abzweiger schaffen würden. Wenn wir denn flott fahren würden. Was wir aber nicht konnten, da vor uns ein langsamer Vertriebsmitarbeiter unterwegs war, den wir in der Lodge schon gesehen hatte und der kein 4×4-Fahrzeug fuhr und insofern die Strecke mit Achtsamkeit absolvieren musste.
Mit etwa einer Stunde Verspätung kamen wir am Anleger an. Ian war uns schon entgegen gefahren, weil er große Zweifel hatte, ob wir es schaffen würden. Das war sehr nett, aber wenn wir erst einmal auf dem richtigen Weg sind, dann kommen wir auch an.
Nach einer kleinen Einführung die Kosi Bay-Region ging es auf das Boot und über die Seen. Das Wasser war kristallklar. Man konnte an einigen Stellen Fische bzw. Fisch-Schwärme sehen. Recht oft sahen wir die Fallen, die die Einheimischen den Fischen stellen. Die Technik ist schon seit Jahrhunderten die gleiche und wurde von den frühen portugiesischen Kolonialisten bezeugt. Die Einheimischen sagen, dass sie schon viel länger so Fische fangen würden.
Flamingos waren noch »angekündigt«, allerdings waren sie nicht anwesend. Kingfisher waren jedoch häufiger zu sehen. Obligatorisch sind Flusspferde. Von denen hatten wir diesmal drei oder vier. Eines war recht genervt von unserem Boot (das ist jetzt die negative Interpretation) oder hatte Lust mit uns zu spielen (das ist die positive Interpreation) und schwamm unserem Boot hinterher. Es hat schon etwas beunruhigendes, wenn ein schwarzer Fleck hinter einem hinterher schwimmt. Man kann seine genauen Absichten nicht ergründen. Aber Ian war gelassen, so blieben wir es auch. Irgendwann dreht er am, wir gingen ein wenig weiter weg an Land und genossen die Gegend.
Pünktlich waren wir zum Lunch hier. Es gab eine Art Lasagne, die wir in Nullkommanix verputzten.
Am Nachmittag war Schnorcheln angesagt. Enock fuhr uns mit dem Wagen an die Küste und dort waren wir allein. Wir hatten die Sachen zum Schnorcheln von der Lodge bekommen und die Jugend einschließlich Rüdigers stürzten sich in die Fluten. Der Spot war einmalig. Auf der einen Seite hatte man den Indischen Ozean, auf der anderen Seite hatte man einen Salzsee, in dem exotische Tiere zu erschnorcheln waren. Mein Ding ist das Schnorcheln nicht, ich habe mich lieber an den Wellen auf der anderen Seite erfreut. Aber auf die Aufnahmen einer »Fischwand«, wie von den Schnorchlern beschrieben, freue ich mich natürlich und hoffe, dass sie etwas geworden sind.
Am Strand waren wir fast allein. In der Ferne gab es zwei, drei Leute, die angelten oder irgendetwas suchten. Genau konnte ich das nicht sagen. Gut möglich auch, dass es Personal vom Nationalpark war. Es war einfach zu weit weg. Ansonsten waren nur wir dort.
Enock holte uns dann auch wieder ab und sind wir im Camp. Ich hoffe den Bericht noch ins Internet loszuwerden und dann geht es morgen früh in Richtung Swaziland, das ja nicht mehr so heißt…