Mein Mediacenter ist in der Lage, mir zu sagen, was ich schon gehört habe und was noch nicht. Objektiv ist das nicht die Wahrheit, weil es nicht weiß, was ich früher schon mal gehört habe, bevor es das gab (und es gab da mal einen großen Crash, an den ich nicht erinnert werden will, und die Zeit davor hat das Mediacenter auch vergessen) und es weiß natürlich auch nicht, was ich höre, wenn ich meinem Mediacenter mal untreu bin. Aber oft hat es über diese Grenzen hinaus recht. So hörte ich in der letzte Woche einige interessante Alben und entdeckte Titel wieder, die ich mir gleich mal markiert habe.
Pulp – „Separations“
Gotan Project – „Best of“
Trio – „Da, da, da“
Von dem Trio ist nur noch einer über. Soweit die traurige Nachricht. Und den Titel „Da, da, da“ fand ich eigentlich doof. Kann gar nicht genau sagen, warum. Vielleicht weil der Text so hoffnungslos blöde ist. Nun sind aber schon dreißig Jahre ins Land gegangen und vermutlich, weil ich viel blödere Texte in der Zeit präsentiert bekommen habe, bin ich gnädig gestimmt und habe den Titel in die allgemeine Playlist aufgenommen.
San Glaser -„Never in Vain“
Mir ist die Erinnerung abhanden gekommen, wie und warum die Dame in der Save-List meines emusic-Accounts gekommen ist. Irgendwo muss ich etwas von ihr gehört oder gelesen haben. Letzte Woche habe ich mir dann ihr Album „Never in Vain“ gekauft und angehört. Ich mag die Songs, ich mag die Stimme und selbst die Interpretation von „Theme From Mahogany“ konnte mich nicht vergrätzen, obwohl ich Diana Ross für eine Ikone halte. (Ich habe mich gerade frisch in das Lied „I hear a symphony“ verliebt, welches immerhin auch fünfzig Jahre alt ist.) Wenn ich Musik höre, kommt es hin und wieder vor, dass ich mich frage, was denn das für ein Künstler ist, was er noch so gemacht hat und ob er noch lebt. Bei San Glaser war die letzte Frage obsolet, aber der Rest interessierte mich schon.
Aber wie gesagt, interessierte ich mich für die Künstlerin und so las ich den Artikel über die Künstlerin. Dabei stolperte ich, man kann sagen unweigerlich, über den folgenden Satz:
Eine Entwicklung, die Beautiful Stranger lebendig und aufregend klingend lässt.WikipediaZuerst dachte ich nur: „Das steht da nicht, oder?“ Den Satz zuvor gelesen, den Satz danach. Aber auch
San Glaser hat auf ihrem neuen Album, ihr musikalisches Spektrum mutig und gleichermaßen geschmackvoll erweitert.Wikipediahat für mich einen so wenig lexikalischen Touch, dass ich die Phrase schnell an die Suchmaschine meiner Wahl weiterschickte:
Auf der Webseite der Künstlerin ist der Text wohl auch zu finden, denn in der Ankündigung für das anstehende Konzert in Bordesholm wird die Passage auch erwähnt. Es wirkt vielleicht kleinlich, dass ich mich damit aufhalte, aber ich glaube, dass es weder einem Online-Lexikon gerecht wird, wenn man seine Texte mit Marketing-Sprech verhunzt, noch dass es der Künstlerin gerecht wird, wenn einzelne Alben so charakterisiert werden. Ich habe einiges in der Wikipedia über die Jazz-Klassiker gelesen, aber solche Sätze sind mir in den Artikeln noch nicht untergekommen.
Gut, nun werde ich mal wieder auf Musik konzentrieren.
Radiohead – „A Moon Shaped Pool“
Da habe ich vorletzte Woche zum ersten Mal – und natürlich dank meinem Mediencenter – rein zufällig das Vorgänger-Album „The King of Limbs“ gehört. Da dürfte ich nach dessen Erscheinen nur kurz mal reingehört habe, nachdem ich es mir blind gekauft hatte, und dann verschreckt festgestellt haben, dass das ja so gar nicht meines ist. Lang lag es nur auf der Festplatte, bevor das Mediencenter sagte: „Du hast es, höre es!“ und ich hinzufügte „… oder lösche es!“ Ja, in der Tat – ich bin ein Sammler und Jäger, aber wenn ich mittlerweile auf Musik stoße, die ich so gar nicht mag und höre, dann lösche ich mittlerweile. Stolz kann ich verkünden, dass es in der letzten Woche zwei Künstler getroffen hat. Ich werde diese allerdings nicht persönlich benachrichtigen. Radiohead war da nicht drunter, denn ich habe zwar auch jetzt mit den ersten beiden Titeln „Bloom“ und „Morning Mr Magpie“ gefremdelt, aber von „Feral“ an hatte mich entweder „eingehört“ oder sie trafen mehr meinen Geschmack. Mein Fazit zum Vorgänger nach so vielen Jahren: Sie hatte es nicht verdient, so lang im virtuellen Regal zu liegen.
Dann kam die Nachricht und gefühlt brachte es Radiohead von auch eine Eil-Meldung bei SPIEGEL Online ein: Es gibt ein neues Album. Meine Finger zuckten so überhaupt nicht. Der Newsletter von plattetests.de bekam sich kaum noch ein vor Ekstase, da konnte ich mir zumindest mal die Videos dazu ansehen und siehe da, der Appetit kam mit dem Gucken und Hören. Das Video zu „Burn the Bitch“ ist etwas verstörend, aber der Titel sprach mich an und ich gab dem ganzen Album eine Chance. Da sind eine Reihe von Songs drin, die mir sehr gut gefallen haben, wie beispielsweise „Daydreaming“ und „The Numbers“. Für mich ist das neue Album das beste seit „OK Computer“.