Wer hätte gedacht, dass der beste Pet Shop Boys-Song dieses Jahre von Jean-Michel Jarre kommt, der mich beim Taggen meiner Musik-Sammlung immer wieder zur Verzweiflung bringt, da er sich mal mit Bindestrich schreibt und mal ohne? Anfang des Monats wurde ich vom besten Freund gefragt, wie ich denn das neue Album von Jarre finde. Ich war nicht ganz auf der Höhe und dachte, er redet von den Vorveröffentlichenden, die mir normalerweise schnuppe sind, da ich noch ein Album-Mensch bin. Dann platzte ein Newsletter rein und dort wurde die neue Scheibe, die Fortsetzung der Electronica letztes Jahr, rezensiert. Da ist mir wirklich was durch die Lappen gegangen.
Der erste Teil aus letztem Jahr hatte wirklich seine Höhepunkt gehabt und ich höre die Stücke wirklich gern. Die aktuelle Scheibe werde ich auf Dauer mehr mögen. Wenn man schon an den ersten drei Stücken nichts zu mäkeln findet, dann nenne ich das mal einen guten Einstand. Unter den Dreien ist natürlich auch das Stück von den Pet Shop Boys mit dem Namen „Brick England“ – einen solchen Titel misste ich ein wenig dem neuen Pet Shop Boys-Album. Weitere Favoriten sind „Gisele“ mit Sébastien Tellier und „Why This, Why That and Why?“ mit Yello.
Es versteht so auch, dass wir die Tour von Jarre im Herbst anschauen (Düsseldorf) und die Pet Shop Boys in Hamburg nicht auslassen (im November).
Hans Zimmer – „Sherlock Holmes“
Unser Komponist in Hollywood hat ja auch mit Jarre kooperiert und war auch auf Tour durch Europa, wobei ich die Kartenpreise dort nicht angemessen fand und verzichtete. Dass die Show bei Jarre stimmen wird, da bin ich mir ziemlich sicher. Bei Hans Zimmer weiß ich es einfach nicht und es war mir das Risiko nicht wert.
Ich bin immer noch am Hören von Platten, von denen das System meint, ich hätte sie nicht gehört. Darunter war auch die „Sherlock Holmes“ von Hans Zimmer. Tja. Ich fand mich stellenweise ein wenig an Rango erinnert, ansonsten war es ein guter aber nicht herausragender Score von Zimmer. Bemerkenswert fand ich „Psychological Recovery… 6 Months“ – immerhin fast achtzehn Minuten lang – und „Discombobulate“.
Abel Korzeniowski – „Music for Drama“
Verfallen bin ich dem Herren durch sein Stück „Becoming George“ aus dem Score „A Single Man“ und auch der Score zu „W.E.“ nennt ein paar schöne Stücke sein eigen. Deshalb hatte ich vor einiger Zeit mal „Music for Drama“ angeschafft.
Während ich es hörte, dachte ich mir: Drama kann wohl jeder. Schwieriger ist es, Stücke von einer gewissen Leichtigkeit zu schreiben oder noch schwieriger leicht und melancholisch, wie beispielsweise „Becoming George“, denn das ist bei aller Melancholie so überhaupt nicht schnulzig und tieftraurig. Drama und Dramatik wird in den Stücken auf dem Album ausgelebt, jeden Tag kann man es gewiss nicht hören.
Interessant fand ich noch einen anderen Gedankengang, der mich erfasste: Als Tuba-Spieler hat man es aus nicht leicht. So viele reizvolle Solo-Übungsstücke wird es wohl nicht geben. Die Wikipedia überraschte mich dann mal wieder. Aber auf eine große Solo-Karriere kann man wohl nicht hoffen.
Und sonst?
Hey, ich hänge den The Housemartins immer noch immer hinterher. Aber von ihnen läuft hier kaum was. Ich habe gerade mal nachgeschaut, zwei Lieder von verschiedenen Alben habe ich und von einer Freundin den Mitschnitt eines Live-Konzert, den ich aber – oh, Schande – noch nicht gehört habe (mit Ausnahme eines Liedes vor zwei Jahren). Aber nach der Trennung haben sie als Beautiful South weitergemacht und das Debüt-Album „Welcome to the Beautiful South“ herausgebracht. Das habe ich dann mal diese Woche gehört, war mehr als zufrieden und dachte mir so, da hätten sie ja auch als Housemartins weitermachen können. Nur damals dachte ich, dass das ja was komplett anderes wäre. Phantomschmerzen wahrscheinlich.
Fünfzehn Jahre weiter tauchte auf meinem Radar dann Zero 7 auf. Deren Album „The Garden“ habe garantiert mehrmals gehört, aber Dank der Automatik jetzt halt nochmal in Ruhe und in Gänze. Fast alle Titel haben eine Markierung bekommen, jederzeit gespielt werden zu können. Wenn man sich meine Album-Bewertungen so anschaut, so ist ein Schnitt jenseits der 6.5 schon sehr, sehr gut – „The Garden“ kommt auf 6.83. Zum Vergleich die neue Jarre 7.24 oder das letztens gelobte neue Radiohead-Album 7.0. Jetzt ist das allerdings keine Klassifizierung wie bei einer Zeitschrift, sondern systembedingt – so bekäme ein ruhiges gutes Album immer eine bessere Bewertung als ein poliges gutes Album. Für mich ist es aber ein guter Anhaltspunkt.