Neulich machte der Jan B. wieder was. Das ist sein Job und manchmal eckt er damit an. Ich war kurz darauf auf seiner Facebook-Seite und las mir Meinungsäußerungen unter einem Beitrag durch. Es gab ein Statement eines Nutzers, welches durchaus ausgewogen war. Der Tenor: Das, was Jan B. veröffentlicht hat, war unter aller Kanone, aber man müsse das aushalten. Anschaulich stellte er das, was passiert war, in einen Kontext. Soweit so gut. Schon die dritte Antwort auf diesen Beitrag ließ nicht erkennen, dass sich der Antwortende sich ernstlich damit auseinander gesetzt hat, was geschrieben worden war. Wüste Beschuldigungen, er würde sich mit einer bösen Sache gemein machen. Ich will ja nichts sagen, aber in der Schule sollte man vielleicht mehr Textverständnis üben. Vielleicht auch Diskussionskultur.
Wiederum Facebook. Man kennt seine Freunde und die Themen, die sie so haben. Ein Freund hat islamkritische Ansichten. Kann man haben, muss man nicht mögen, sollte man aushalten. Gleichzeitig teilt der Freund aber sehr gern israelfreundliche Artikel. Neulich gab er einem Artikel ein „Gefällt mir“, in dem berichtet wurde, dass ein Supermarkt in Wien nach Protesten davon Abstand nahm, Halāl-Produkte anzubieten. Da verstehe ich nicht, warum ihm das nun gefällt. In Israel leben 23% orthodoxe bzw. ultraorthodoxe Juden, die sich gewiss koscher ernähren – ich würde das einen beträchtlichen Teil bezeichnen. Die Vorschriften was Halāl und was Koscher ist, sind ziemlich ähnlich. Da stellt sich doch die Frage, ob ein Artikel, in dem darüber berichtet würde, dass ein Supermarkt koschere Lebensmittel bannt, ebenfalls seine Zustimmung ernten würde. Nun sagt das Setzen des „Gefällt mir“-Buttons in diesem Fall nichts über die dahinterstehende Motivation aus (könnte einfach ein „Ich mag den Islam nicht!“ oder aber auch ein „Mir gefällt die Art, wie die Tiere getötet werden, nicht.“), aber eine Wette würde schon abgeben.
Das Problem ließe sich einfach ausblenden. Facebook bietet die entsprechenden Einstellungen. Ein paar Mal stand ich schon vor der Versuchung, seine Nachrichten auszublenden bzw. von ihm gern gelinkte Seiten auszublenden. Dann aber lerne ich nicht die anderen Positionen kennen. Was ist meine Meinung wert, wenn ich mit nicht mit der Meinung anderer auseinandersetze?