In den Reiseunterlagen zum Voucher stand, dass man sich drei Stunden Zeit nehmen solle, um den Mietwagen zu übernehmen. Das konnte ich nicht einfach so abtun, als stände es nicht da. Als wir den Mietwagen damals in Südafrika übernahmen, war das in Nullkommanix erledigt. Obwohl wir damals noch ein wenig „Terz“ machten, weil uns der Wagen zu groß erschien. In Kanada hatten wir die Zeit aber benötigt, sogar mehr als das.

Hier kamen wir mit zwei Stunden aus. Wobei einem zwei Stunden sehr lang vorkommen, wenn eine Angestellte sämtliche Papiere prüft, abwägt, kopiert, in einen Computer eingibt, zur Unterschrift vorlegt, anschließend ag­gre­gie­rt, an einem anderen Computer erneut eingibt, sie wieder zur Unterschrift vorlegt, Kreditkartendaten aufnimmt, die Abrechnung vornimmt, und und und. Erheiterung sorgte da nur der Steppke, der hereinkam und wieder und wieder rief: „Papa, wo ist der Löwe? Wo ist der Löwe? Papa, wo ist  der Löwe?“ Man hatte ihm wohl bei irgendeiner Gelegenheit versprochen, dass er Löwen sehen würde. Bei der Mietwagenfirma jedoch noch nicht, da sie noch nicht einmal Peugeots hatten. Die Familie, die zu dem Kind gehörte, hatte allerdings wenig zu lachen, da die Reiseunterlagen falsch waren und sie nicht die Wagen bekommen konnten, die sie gern hätte. Die Zeit, das zu regeln, wurde dann von Teilen für sinnvolle Angelegenheiten genutzt – wie zum Beispiel Zähne putzen und duschen. Konnte man da. Wir waren zu optimistisch, um das da anzugehen.

Hinzu kam allerdings eine einmalig ausführliche Einführung in die Wagen. Die beste Ehefrau der Welt war bei der Schulung so enthusiastisch dabei, dass nachdem das Schwesterchen beim Übungsteil „Wie kommt man an das Werkzeug?“ gescheitert war, und sie die Aufgabe übernomnen hatte, die Rückbank mit so einer Verve aus der Verankerung hob, dass die seinige gegen ihr Gesicht und die Brille knallte. Was das Gesicht dank gewisser Verknautschungstoleranz mitmachte, galt für die Brille nicht. Der erste Verlust in Namibia.

Das Schwesterchen ist noch nie auf der „falschen“ Straßenseite gefahren und ich hatte auch so meinen Spaß damit. Dass die Kupplung zwangsläufig mit der anderen Hand bedient werden muss, da führt kein Weg daran vorbei. Da wir jetzt aber im Konvoi fahren, hieß es dem Schwesterchen mit Hilfe des Blinkers rechtzeitig anzuzeigen, in welche Richtung es geht. Das war schwierig, wenn statt des Blinkers erst einmal der Scheibenwischer zur Richtungsanzeige benutzt wird – den sie ja gar nicht sehen kann.

Als Navi dient diesmal mein  iPad mit der Scout-App. Die wollte nicht mit uns sprechen, aber das lag schlicht und ergreifend daran, dass die Lautstärke zu niedrig war. Die beste Ehefrau der Welt war so fertig und müde, dass ich von ihr immer nur hörte: „Dreihundert Meter, dann nach links.“ Hat man dann nach dem Abbiegen einen Blick auf die Beifahrer-Seite geworfen, so war Susann dem Minuten-Schlaf verfallen. Kommentierte dann aber teilweise Sekunden später: „Da sind wir jetzt richtig!“ Geschlafen haben wir im Flugzeug nicht gut und ich kaum, wenn überhaupt. Das ist zum Einen der Tatsache geschuldet, dass ich in  Flugzeugen nicht gut schlafen kann (noch nie) und zum Anderen hatten wir eine Reihe hinter uns gar lustiges Volk sitzen, was so betrunken gewesen war, dass es nur mit Mühe in Ruhe zu bringen war. Der junge Mann hinter mir, gab nicht nur Teile des Ertrunken wieder von sich, sondern fing auch hin und wieder an zu singen oder knippste seine Kumpel mit Blitz. (Die Herrschaften sprachen deutsch, kamen aber aus Namibia – ich vermute mal, dass sie in Deutschland studierten.)

Als erste Bewährungsprobe ging es mit den Wagen in ein Parkhaus. Um solche Geschosse richtig lieben zu lernen, ist das ein guter Anlaufpunkt – aus pädagogischer Sicht. Die Parkhäuser sind, zumindest was die Stellplätze angeht, auf solche Wagen vorbereitet. Für die Infrastruktur drumherum kann man das nicht zwingend behaupten oder man muss lernen, damit umzugehen. Nachdem wir die Wagen parkiert hatten, meinte der Herr Papa: „Da kriegst Du gleich einen Anpfiff!“ Ich war mir keiner Schuld bewusst. Das Schwesterchen klärte auf: „Da fährt man das erste Mal auf dieser Seite und dann gleich ins  Parkhaus und dann bist Du gleich verschwunden!“

„Wie verschwunden?“

„Plötzlich warst Du weg!“

„Du warst doch hinter mir“, meinte ich.

„Nein, ich bin nicht ins Parkhaus gekommen und musste erst aussteigen.“

„Hinter mir war ein Geländewagen, da dachte ich, das wärst Du.“

Gibt halt so viele davon und da ich keinen Rückspiegel habe, sah ich auch nicht, wer in dem weißen Geländewagen hinter mir saß.

Wir haben uns in einer Mall mit Wasser mehreren Litern (fünfzehn oder zwanzig Liter) versorgt und sind dann weiter zum Hilton gefahren. Gute Zimmer, allerdings bemängeln die Damen die Wasserversorgung. Es wäre braun, das Wasser, und es käme zu heiß aus der Leitung. Die Herren konnte Letzteres nicht bestätigen.

Es tat aber gut, zu duschen und die Zähne zu reinigen. Der folgende Mittagsschlaf war einfach nur zu kurz. Als der Wecker klingelte, verdammte ich den Kompromiss, sich um drei Uhr zu einem Stadtspaziergang zu treffen. Das hätte man auch später ansetzen können. In der Lobby sagte man uns, einer Map bedarf es nicht. Wie können auch so in die Stadt gehen. Oder besser: Wir wären ja schon in der Stadt. „Die Stadt“ ist eigentlich die Independence Avenue. Die Namensgebung von Straßen ist übrigens für Menschen mitteleuropäischer Prägung manchmal gewöhnungsbedürftig: Fidel Castro Ruz Street und Robert Mugabe Avenue wird man in Deutschland und seinen Anrainern so nicht finden. 

Hier sollte es auch Häuser geben, die an deutsche Kleinstädte erinnern. Vier oder fünf sah ich und der Rest hatte so überhaupt nichts mit Kleinstadt zu tun. Windhoek ist klein und übersichtlich, im Vergleich zu anderen Hauptstädten. In die Kategorie „unbedingt sehenswert“ würde ich es jedoch nicht stopfen.

Nach zwei Stunden, von der wir einen Teil noch für einen Snack „verbraten“ haben, waren wir wieder im Hotel und machten es uns gleich auf der Dachterrasse bequem. Der eine oder andere Drink wurde genommen – dazu auch immer wieder Wasser. Man hat von dort einen guten Blick über die Stadt. Als wir uns endlich entschieden hatten, wir bräuchten nur noch einen Snack für den Tag, war es auch schon fast zu spät. Das Club-Sandwich, dass ich mir mit Herrn Papa teilte, kam noch rechtzeitig vor dem Gewitter. Von dem Sushi der Damen konnte man das nicht sagen. Wir mussten die Örtlichkeiten wechseln und zogen in das Restaurant im ersten Stock. Letztlich beides nette Plätze.

Namibia 2015

Die Kategorie läuft unter dem Namen "Namibia 2015", aber die eigentliche Reise ging von Namibia über Botswana nach Simbabwe.

Eine zusammenfassende Seite finden Sie hier.

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