Das Schwesterchen ist eine kritische Rezensentin des Geschriebenen und wies mich darauf hin, dass ein Aspekte in dem gestrigen Bericht überhaupt nicht zur Geltung gekommen ist: Wir sind illegal in Angola gewesen. Kein Visum, keine Einreisekontrolle, nix! Wir haben den angolanischen Boden voller Stolz betreten und waren Illegale. Wir haben uns kurz – spassenshalber, wie der Herr Papa immer zu sagen pflegt, – vorgestellt, man hätte uns geschnappt. Aber der Gedanke war nur ganz kurz in uns, weil er von der Besten aller Ehefrauen abrupt unterbrochen wurde, die nichts Spassiges an dem Gedanken entdecken konnte, in einem angolanischen Gefängnis zu sein.

Ich habe heute morgen eine kurzen Link auf Facebook auf den vorherigen Text gestellt. Ihm wurde eine gewisse Romanartigkeit zugesprochen. Jedoch möchte ich anmerken, dass alle Texte unter vier Aspekten bzw. Umständen geschrieben werden: Das Komische an einem Tag liegt mir sehr am Herzen – leider passiert nicht jeden Tag etwas Komisches. Das finde ich selber schade, kann es aber nicht ändern. Die Texte entstehen nach dem Abendbrot, welches im Urlaub gern kombiniert wird mit Wein und anderen alkoholisierten Getränken. Es sollte nicht davon ausgegangen werden, dass ich in nüchternem Zustand schreiben würde. (Sollte ein potentieller Personaler diesen Text lesen: Nein, wir trinken nicht jeden Abend und sin manchmal völlig nüchtern. EMails an Geschäftspartner schreibe ich in einem anderen Stil.) Und als Letztes: Ich lese die Texte selten noch einmal. Manchmal – ungelogen – lese ich die Texte erst nach Jahren zum ersten Mal und denke: „Hola, da sind aber viele Fehler drin!“ und korrigiere sie dann. Aber die Texte entstehen normalerweise zwischen neun und zehn Uhr abends. Nachdem sie geschrieben sind, drücke ich aber meistens auf „Veröffentlichen“ und damit ist für mich die Sache erledigt. Es werden (später) vielleicht noch ein paar Bilder, Karten und sonstiger Schnickschnack hinzugefügt und das war’s dann. Eine Bildbearbeitung jenseits des Zuschnitts erfolgt allerdings nicht.

Ansonsten freue ich mich für alle Blumen, die ich so kriegen kann.

Es ging gestern zeitig zu Bett. Wir hatten in unserem Zimmer einen Sternenhimmel aus LEDs. Die blinkten einigermaßen hektisch und dazu wehte ein wenig Lust vom Ventilator, der neben dem Bett stand. In der Nacht wachte ich auf, weil irgendwas anders war. Der Himmel ist weg, dachte ich mir, durchaus realisierend, dass es sich um den LED-Himmel handeln würde und lobte insgeheim die Besitzer für ihre Weitsicht und den Einsatz einer Zeitschaltuhr. In Bezug auf den Ventilator fand ich es weniger toll, denn mir war wirklich sehr warm. Ich entschied, dass die Tür zu Veranda zu öffnen sei, um ein wenig kühle Luft hineinzulassen. Es brauchte wohl seine Zeit, dann war der Sternenhimmel wieder da. Es war also nur ein Stromausfall gewesen. Der Himmel wurde von mir geschlossen.

Die letzte Unterkunft – die Riverdance Lodge in der Nähe von Divundu – kann ich nur jedem Namibia-Besucher ans Herz legen. Wir sind in keiner anderen Lodge so herzlich empfangen worden, wir wurden in keiner anderen Lodge so verwöhnt und in keiner anderen Lodge war das Personal so auf Zack, wie in der Riverdance Lodge. Wer auf in der Caprivi-Ecke unterwegs ist und hier nicht einkehrt, dem ist nicht zu helfen. Dem Herr Papa war so begeistert, dass dafür war, dort weiter zu bleiben. Das war nun aufgrund des weiteren Reiseverlaufs keine Option, beschreibt aber die Stimmungslage. Die Frau Mama war so angetan, dass sie heute am Früstückstisch meinte:
„Papi hat schon seine Sachen gepackt.“
„?!?“
„Habe ihm gesagt, dass das nicht nötig wäre“, meinte die Frau Mama.
„Warum?“ fragten wir und warteten auf die Pointe.
„Na, wir reisen doch erst morgen weiter.“
„Nee“, mussten wir enttäuschen, „wir fahren heute weiter.“
„Ach soooo…“

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg Richtung Divundu. Unser Gastgeber meinte, wir müssten unbedingt noch den Nationalpark besuchen, die Mahango Core Area, und sollten dann die Popa Falls uns anschauen, bevor wir weiterreisen würden. Da solche Tipps immer Gold wert sind, hielten wir uns daran und fuhren in den Park. Der Eintrittspreis ist erträglich, der Aufwand dafür relativ gering. Es gibt einen Weg am Wasser entlang, der 15 Kilometer lang ist. Dann kann man ihn zurück fahren oder man fährt den Hauptweg wieder zurück (was viel schneller ist). Das Interessante an dem Park war nicht, dass man potentiell Löwen, Leoparden und Elefanten sehen kann – die wir alle nicht zu Gesicht bekamen (allerdings gab es noch einmal an Land seiende Flusspferde). Das Beeindruckende war die Landschaft. Sie könnte der Park-Idee eines Lenné entsprungen sein, so inszeniert sah die Landschaft aus. Oder mit anderen Wolken: Kein Golfplatz-Designer hätte bessere Arbeit leisten können. Nur die Tiere hätten besser platziert gehört.

Popa Falls hört sich nach Wasserfällen an. Die Reiseführer sind so ehrlich und haben schon geschrieben, dass es sich um bessere Stromschnellen handeln würde. Als Wasserfall-Spezialist (ein selbst vergebener Titel) ist meine Einschätzung, dass man, wenn man vorher bei den Victoria-Fälle gewesen war, die Popa Falls auf jeden Fall links liegen lassen kann. Es könnte sein, dass man vor Lachen ums Leben kommt. Hat man vorher noch keine Wasserfälle in Namibia besucht, sonst aber schon ein paar Wasserfälle in seinem Leben gesehen, wird man nicht vom Hocker gehauen. Die Popa Falls dürften nur interessant sein, wenn man so gar keine Erfahrung mit Wasserfällen und Stromschnellen hat. Ansonsten: Respekt, wie die namibische Tourismusbehörde es schafft, die Stromschnellen zu vermarkten. Es ist ein ganz nettes Plätzchen, mehr aber auch nicht. Wenn ich gemein wäre, was ich ja nicht bin, täte ich sagen, dass es ein idealer Platz für einen Rastplatz wäre und man würde viele Menschen damit glücklich machen.

Wenn da nicht das Restaurant wäre. Die Bedienung war super nett und sie versuchte uns auch zu erklären, da wir es nicht besser wussten, was Russians and Chips sind. Dass es sich bei den Chips um Pommes handeln würde, war uns klar. Was der Putin und sein Volk mit der Sache zu tun haben könnte, erschloss uns nicht ganz. Die Aufklärung war: Es würde sich um Schweinefleisch in Wurstform handeln. Also Wiener oder Frankfurter oder, in der dicken Variante, Bockwurst. Hah, das wäre ja mal was gewesen, aber nach der Erklärung fügte sie hinzu: „Ist aber im Augenblick nicht zu haben.“ Ich habe so manches Mal in Namibia das Gefühl, ich wäre in der früheren DDR.

Wir tankten in Divundu und ich bin mir nicht ganz sicher, ob es gerecht von mir war, dem Tankwart zu erklären, dass Tanken in Namibia definitiv nicht billig wäre – zumindest nicht im Vergleich zu Deutschland. Auch wenn mir das vom Tankwart erläuterte Konzept, dass die Preise nur alle drei Monate sich ändern, durchaus sympathisch erscheinen – was nur eine Frage des Preisniveaus ist. (Der Preis für Diesel belief sich auf etwa 16 namibische Dollar, was etwa ein Euro ist. Dieser Preis muss allerdings zum Einkommen gesetzt werden und – tja, sorry – da ist man in Namibia halt weit entfernt vom deutschen Einkommensniveau. Damit ist der Diesel-Preis (Benzin ist noch teurer) halt nicht wirklich günstig.)

Kurz hinter Divundu gab es die obligatorische Polizeikontrolle. Dann ging es ab in einen gemischt genutzten Naturpark. Hinter Divundu gab es also noch Dörfer, die später dann sehr vereinzelt zu finden war. Es wurde auf Verkehrsschildern vor Elefanten gewarnt und die Geschwindigkeit auf 80 km/h festgesetzt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung wurde von den Einheimischen ignoriert, Elefanten waren auch nicht zu sehen. Aber auf uns lastet sowieso ein Elefantenfluch und nach meinem bescheidenen Dafürhalten, ist daran das Schwesterchen Schuld. Beim letzten Afrika-Besuch in Südafrika haben wir jede Menge Elefanten gesehen, aber da war halt das Schwesterchen nicht mit dabei. Bei diesem Besuch ist die Ausbeute recht mager. Dann wollte das Schwesterchen unbedingt ein Schild fotografieren, auf dem der Elefant zu sehen ist, und prompt tauchten keine mehr auf. Mit Mühe gab es noch ein letztes Schild kurz von Kongola.

Dort hielten wir dann auch an – es war ja wirklich nicht abzusehen, wann und ob noch mal eines kam, und gegenüber ging gerade eine Frau mit drei Kindern. (Oha, die Erinnerung ist immer so eine Sache: War es eine Frau mit drei Kindern und sie war schwanger, oder war es eine Frau mit drei Kindern und einem Baby, dass sie Huckepack trug. Irgendwas war da…) Während die Insassen von Wagen zwei eifrig das Schild fotografierten und filmten, stieg ich aus dem Wagen, schnappte mir ein paar Bonbons und ging zur anderen Straßenseite, wo die Kinder wie Achten standen und unseren Wagen beobachteten. Sie kamen mir nicht entgegen, sie hielten nicht ihre Hände auf, aber als ich kam, strahlten die Gesichter. Sieben Bonbons hatte ich dabei – die Mädchen bekamen jeweils zwei Bonbons, der Junge drei – der war der Lütte, der Letzte. Artig bedankten sie sich und der Junge hüpfte weg und rief auf Englisch: „Ich habe drei. Ich habe drei.“ Die Mutter lächelte und winkte mir zu.

Nachdem wir uns durch eine Sturm- und anschließend eine Gewitter-Front gekämpft hatten, gab es noch eine Polizeikontrolle. Der Polizei-Offizier schaute kurz ins Auto und fragte, ob das iPad, welches ich als Navi benutze, ein Laptop wäre. Als ich meinte, nein, das wäre ein iPad, meinte er nur kurz „Cool!“ und winkte uns durch. Wir verwenden auf dem iPad, für das ich eine Halterung besorgt habe, die im CD-Laufwerk verankert wird, eine App mit dem Namen „Scout“. Das Kartenmaterial beruht auf der Open Street Map und ist erstaunlich gut. Auch in Namibia. Ich wundere mich jeden Tag und bin begeistert. Heute wusste er schon von einer niegelnagelneuen Straße, wusste sie aber noch nicht in der Qualität einzuordnen. Die App hat mehr Probleme in Deutschland denn in Namibia. Die iPad-Halterung im CD-Laufwerk ist aber mehr für Straßenverhältnisse in Deutschland gemacht, denn für Ruckelpisten in Namibia. Das iPad hängt manchmal ein wenig auf halb acht.

Die neue Straße wurde merkwürdig benutzt. Wir als Autofahrer benutzen sie mit. Hunde tollen auf der Straße, Menschen gingen darauf spazieren oder fuhren auf der falschen Seite Fahrrad. Vom Wild will ich mal gar nicht reden, das kann ja nichts dafür, wenn ihm etwas Neues vor die Nase gesetzt wird. Wenn man dort in der erlaubten Geschwindigkeit unterwegs ist, muss man höllisch aufpassen. Während in der Heimat das Hauptaugenmerk auf solchen Straßen anderen Autos gilt, sind diese in Namibia recht uninteressant.

Infos zur Lodge
Gondwana hatten wir auf der Reise schon mal. Aber es scheint keine Kette zu sein, sondern mehr eine Gruppe von Hoteliers, die sich zusammenschlossen haben. Genauer weiß ich es allerdings nicht und hatte auch keine Gelegenheit zu fragen. Schön an einem Fluss gelegen, macht man mit die Unterkunft mit dem Namen Gondwana Namushasha River Lodge Unterkunft nichts falsch, wenn sie auch mit fast zweihundert Euro pro Nacht im Doppelzimmer eindeutig zu den hochpreisigen Unterkünften gehört. Die Bungalows haben entweder ein oder zwei Zimmer und (soweit ich es überschauen kann) alle Blick auf den Fluss. Mittelpunkt dieser Lodge ist die Bar.

Irgendwann bogen wir auf einen sandigen Weg zu unserer heutigen Lodge ein. Am Rand standen wieder kleine Kinder. Eines, kaum vier Jahre alt, blieb am Rand stehen und streckte einfach nur die Hand aus. Ich dachte nur: „Nee, so geht’s aber nicht.“, habe ihn nicht überfahren aber auch nicht beschenkt. Man will ihnen aber auch nichts angewöhnen.

Man hat sich gar nicht vorstellen können, dass noch etwas auf diesem Weg über Stock und Stein kommen würde – aber dann tauchte die Lodge auf. Der Parkplatz war voll und wir waren schon mal überrascht. Wir hatten drei Zimmer reserviert, das hatte auch geklappt, und man hatte sich gedacht, so wurde es uns gesagt, dass wir sicher auch etwas essen wollen. Nehmen wir einmal an, dass in Kongola – der einzige größere Ort in der Nähe – wirklich Restaurant für Touristen existieren würde (wovon ich nicht ausgehen würde), so hätten wir sicher keine Lust gehabt, zu diesem noch zu fahren. Es waren zwar nur 25 Kilometer – aber bei der Straße und den Straßenverhältnissen hätte keiner Lust gehabt, noch einmal loszufahren. Insofern: Gut mitgedacht!

An der Rezeption wurden wir von einer Deutschen mit Berliner Mundwerk begrüsst. Heimische Klänge.

Blick aus dem ZimmerDie Zimmer sind wirklich schön. Der Blick vom Balkon geht auf ein Fluss (oder Fluss-Arm) und das Schwesterchen, dass zwar kein Elefanten-Glück hat, dafür aber mit Flusspferden ganz gut kann, konnte vom Balkon aus ein solches beobachten. Ansonsten ist dieser Platz ein Paradies für Vögel-Liebhaber. Was hier den Freunden des gefiederten Liedgutes geboten wird, ist schon erstaunlich. Ich saß auf dem Balkon und erfreute mich an der Mannigfaltigkeit.

Überraschend kam die Info, dass der Strom um 23 Uhr abgeschaltet werden würde. Sie hätten, so wurde uns gesagt, einen Generator für Strom in Betrieb. Die Leitung für elektrischen Stom sei zwar gelegt, hätte auch schon zum Nikolaus in Betrieb genommen werden sollen, aber das hat nicht geklappt. Deshalb existiert noch das alte Regime. Aber wer ist hierzulande noch um 23 Uhr auf? Ich kann mich nur an einen einzigen Abend erinnern, wo ich zu der Zeit noch wach war. Das erklärte uns dann auch, dass in den Zimmern schon Klima-Anlagen installiert sind, aber keine Fernbedienungen vorhanden sind. Wenn plötzlich alle die Klima-Anlagen in ihren Zimmern in Betrieb nehmen, würde wahrscheinlich die Stromversorgung zusammenbrechen.

Panorama

Apropos „zusammenbrechen“: Das Essen war sehr gut. Wir ergriffen nur irgendwann die Flucht, da wir von zu vielen Insekten angegriffen wurden. Die landeten auf dem Tisch und führten dort wilde Tänze auf, landeten im Essen und in den Gläsern. Nicht wirklich lustig. Vielleicht war ja auch das Wetter draußen der Grund dafür. Einige Gäste an den Tischen neben uns, verging der Appetit bevor der Hunger gestillt war. Das Licht wurde etwas abgedunkelt, so dass es dann besser wurde. Wir waren da schon fertig. Interessant am Rande: Die Reisegruppe, die in dem Saal war, wurde auch schlagartig leise als das Licht gedimmt wurde. Heißt, dass Licht nicht nur Einfluss auf Insekten hat.

Aber so ist es halt mit der Natur – sie ist nimmer immer nur schön, niedlich oder faszinierend. Sie kann manchmal auch ziemlich lästig sein.

Namibia 2015

Die Kategorie läuft unter dem Namen "Namibia 2015", aber die eigentliche Reise ging von Namibia über Botswana nach Simbabwe.

Eine zusammenfassende Seite finden Sie hier.

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