Im August hatte ich es, in Andeutungen war es ja zu lesen, mit einem meiner Knie gehabt. Plötzlich tat es weh, wurde dick – fiel also sehr unangenehm auf. Nachdem es abgeklungen war, was sich zog, begann die Ursachenforschung. Erst ein MRT, dann auch ein Termin beim Chirurgen und dann Blutuntersuchungen. Eine Idee, die überblieb, war, dass es vielleicht ein Problem mit überhöhten Harnsäure- und Cholesterin-Werten sein könne. Dagegen, so meinte mein lieber Doktor, würde eine Tablette helfen oder auch eine Ernährungsumstellung.
Im Grunde meines Herzens bin ich wohl ein konservativer und treuer Mensch. Habe ich mich für eine Deo-, Saft-, Computer-, Käse- oder Auto-Marke entschieden, dann bringt mich so schnell nichts davon weg. Manchmal Jahrzehnte, so ist es auch mit Gewohnheiten. Die Aussicht, noch eine Tablette morgens schlucken sollen oder gar eine morgens eine abends, ließ mich nicht frohlocken. Lieber ändere ich meine Gewohnheiten als das. Also ging ich zu einer Ernährungsberaterin.
Natürlich hat man so seine Befürchtungen: Meine Befürchtung (leichter Natur) war, dass ich mich von den Leckereien am Morgen verabschieden müsse, wie beispielsweise dem luftgetrockneten Schinken und dem Zwiebeltet. Was am Abend auf mich zu käme, vermochte ich mir gar nicht auszumalen. Wie so oft, kam es das, was ich lernte, doch unverhofft.
Nachdem sich die Ernährungsberaterin angehört hatte, was meine Beschwerden sind, was meine Ernährungsgewohnheiten sind und welche Medikamente ich nehme, gab sie mir vier Sachen mit auf den Weg, die heikel sind:
- „Das Ei-Brötchen geht nicht mehr.“ Nun habe ich nicht so oft das Brötchen mit Ei, aber zu einem guten Frühstück im Hotel gehört für mich Rührei. Das liebe ich. Schön auf ein Brötchen mit Butter. In meine Beurteilung der Qualität von Hotels fließt die Rührei-Qualität zu 20% ein – ein erheblicher Faktor. Nun soll ich es sein lassen. Dagegen wäre gegen Zwiebelmett nichts einzuwenden.
(Ich weiß, dass es da Befindlichkeiten gibt. Vor Jahren saß ich im Zug und aß ein in der Eile gekauftes Brötchen mit Mett. Die Tussi neben neben mir fuhr mich irgendwann an, dass ich mein Brötchen woanders essen solle, sie müsse gleich kotzen. Nett wie ich bin, habe ich das Brötchen halt im Vorraum gegessen. In Zukunft kann ich sagen, dass ich das essen muss, da Ei-Brötchen keine Wahl wären.) - Die zweite Änderung tangiert auch mehr oder weniger meine Frühstücksgewohnheiten. Da ich kein Kaffee und kein Tee trinke, mag ich eigentlich ganz gern Saft. Orangensaft oder Pampelmuse. Abends dann statt Bier mal Apfel- oder Johannisbeersaft-Schorlen. Davon soll ich mal lassen. Dringend. Mir würde es bald besser gehen und ich würde Gewicht verlieren. Was soll ich denn dann noch mit Geschmack trinken? „Dann lieber Cola!“ Das nun überraschte mich noch mehr als der Ei-Bann, denn ich meinte, mit dem Saft dem Körper etwas Gutes zu tun. Nein, hieß es nun, weder Obstsaft noch Obstteller!
Wir einigten uns auf einen Kompromiss: Saft nur in ganz, ganz kleinen Dosen. - Die dritte Komponente au dem Weg zu einem besseren Ernährungsleben: regelmäßiges Essen. Tja, ich arbeite oft einfach durch. Die Gründe dafür sind manchmal, dass ich so früh wie möglich nach Hause möchte (was oft nicht aufgeht) oder weil mir die Kantine bei Kunden nicht gefällt und in der Umgebung nichts passendes ist oder, wenn ich unterwegs bin, das die Zeit ist, in der ich die Anfragen der Kunden beantworten kann, bei denen ich gerade nicht bin. Es gibt also immer – für mich vernünftige – Gründe, Mittags nichts zu essen. Grundfalsch! Wenn ich dem Körper damit Signale von Mangel sende, dann jeden Tag, an dem ich mittags nichts esse. Selbst wenn ich keinen Hunger verspüre, sieht das der Körper ganz anders.
Das muss ich erst einmal verinnerlichen: Ich werde abnehmen, wenn ich mehr esse. Das schaue ich mir an. - Nur, was? Nüsse.
Ich liebe Nüsse, aber sie sind mir als sehr fettreiche Nahrung geläufig. Ja, meint die Ernährungsberaterin, aber sie sättigen schnell und sind gesund. Gerade zu ideal. Statt eines Obsttellers abends solle ich auf Nüsse zurückgreifen. Mittags wäre das auch eine Option.
Es wäre nicht sinnvoll damit jetzt im Urlaub anzufangen, sagte sie mir. Aber im neuen Jahr solle ich das unbedingt probieren. Sie würde sich die Blutwerte noch mal anschauen und vielleicht auch weitere Untersuchungen durchführen lassen. Aber mein Leben mit Obstsäften wäre wohl vorbei!