Terra Gallus

Keine Haufen mehr

Die neue Küche ist da und die beste Ehefrau der Welt schwört heilig, keine Papierhäufchen in der Küche zu hinterlassen. Es soll ein Ort der Ordnung und des Genusses werden. Das sind jetzt meine Worte. Ihre waren nur: „Keine Haufen!“ Wir werden diesen Blog-Beitrag markieren.

Den Mittwoch hatten wir uns angestrichen als Tag, an dem die Elektriker Feinschliff vornehmen und die Küche angeliefert wird. Es wurde ein etwas anderer Tag. Ich verließ recht früh das Haus, da ich noch Blut abzugeben hatte und als ich auf Arbeit eintrudelte, wurde ich schon befragt, ob der Server heruntergefahren sei. „Ja, der ist unten.“ Das war eine Frage, die nur den Elektriker interessieren konnte. Also das war am Machen.

Als ich als Wachablösung mittags nach Hause kam, war der Elektriker schon nicht mehr da. Das war sehr schade, denn ich hatte mir eine Einweisung in unser neues Smart Home erhofft. Drin traf ich eine Ehefrau, die mir erzählte, dass die Elektriker nur kurz bei uns waren und dann zu einem Notfall abgerufen wurden.

„Und haben sie gesagt, wann sie wieder kommen?“
„Nein.“
„Haben sie sich denn gemeldet?“
„Nein.“
„Ich ruf da an!“

Ein Tag vor dem Küchenaufbau und die Elektriker sind noch nicht fertig. Das war nicht der Plan und ich sah nun auch nicht, was daran unsere Schuld sein könnte. Die Termine waren lange Zeit bekannt und wir haben (wieder) gelernt, dass wenn ein Handwerker sagt: „Das kriegen wir locker hin.“, dies nicht unbedingt einer realistischen Einschätzung entspricht.

Ich hatte Herrn T. dran, der bei uns schon beim ersten Mal war und offenbar auch diesmal für uns zuständig war. Er meinte, er wäre gleich bei uns. Das beruhigte mich schon einmal. Er kam, begann zu arbeiten und arbeiten und arbeiten. Allein. Kein Lehrling zur Unterstützung. Kein Meister oder Helfer für Smart Home mit dabei.

„Herr W. wollte heute auch noch kommen.“
„Das ist gut“, meinte ich und freute mich, dass ich dann ja mitbekommen würde, wie es geht.

Pünktlich wie die Maurer kam die Küche. Naiv, wie ich manchmal bin, dachte ich mir, dass die die Pakete abstellen und dann wieder verschwinden. Weit gefehlt! „Wir bauen die schon mal auf“, sagte mir der Lieferant Nummer 1, so dass sie da stehen, wo sie sollen. Also saß, stand und lungerte ich die ganze Zeit dabei, um Fragen zu beantworten. Die Herren waren also nicht nur kurz da, die waren mindestens anderthalb Stunden beschäftigt.

Wer kam nicht? Herr W. – mir war schon um vier Uhr klar, dass das wohl kaum was an diesem Tag werden würde. Um halb sechs Uhr abends hatte ich ihn dann am Telefon, nachdem sich sein Kollege um einen Status-Bericht bemüht hatte. Er hätte es programmiert, versicherte er mir, es müsste nur noch installiert werden. Wir vereinbarten, dass er am nächsten Tag kommen würde. Ganz früh, um halb acht Uhr.

Das klappte – hurra! Herr T. und Herr W. kamen gemeinsam und programmierten und bauten herum. Schalter wurden eingebaut, IP-Adressen und Ports abgefragt, Passwörter vergeben. Da ging es richtig voran. Um neun Uhr – ich war nun schon zu spät dran – hatte ich die App auf dem iPad und konnte grundsätzlich sagen, dass es funktioniert. Die „Küchenaufbauer“ kamen und es wurde eng. Ich verabschiedete mich und überließ das regieren der besten Ehefrau der Welt.

Von der kamen begeisterte Zwischenmeldungen, dass die Küche immer besser aussehen würde. Das freute mich zu hören und als ich abends um sechs Uhr nach Hause kam, wurde ich von einer begeisterten Ehefrau empfangen, die am Liebsten schon eingeräumt und losgekocht hätte, wenn da nicht der Makel gewesen wäre, dass die elektrischen Geräte nicht angeschlossen waren und das Wasser auch nicht connected war. Sie ging auf unseren neuen Lichtschalter zu und meinte:

„Probier mal!“

Ich probierte. Ich drückte und nichts passierte. Mein Blick ging zu den Leuchtmitteln, dann zur Ehefrau, dann zum Schalter. Es hatte vernehmlich „Klack!“ gemacht. Das Licht ging an. NEIN!

Noch mal.

„Ein. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Sieben. Acht. Neun. Zeeeehn. Elllfff. Zwööölllfff.“

Licht geht aus. Es funktionierte, aber es dauerte. Meine Stimmung verdüsterte sich merklich.

Der Schalter hatte fünf Zustände, so drückte ich einen anderen. Die linke Unterschrank-Beleuchtung ging an. Kurze Zeit später folgte die rechte Unterschrank-Beleuchtung. Wieder so eine Verzögerung. Noch einmal gedrückt. Ich fing an zu zählen. Weit nach zehn ging die linke Unterschrank-Beleuchtung wieder aus. Die Rechte blieb in ihrem erleuchteten Zustand.

Wir probierten rum und es wurde nicht besser, eher schlimmer. Meine bessere Hälfte ließ sich angesichts meiner düsteren Mine vernehmen:

„Gut, dann ist es also nicht so, dass nur ich es nicht kapiere.“
„Nee, ich verstehe es nicht.“

Es gut nicht, was es soll, und das was es tun soll, machte es in einer Geschwindigkeit, die jeder Beschreibung spottete. Aber wer würde so etwas verkaufen und installieren? Das konnte doch nicht normal sein! Mit einer gewissen Verzweiflung machte ich mich auf den Weg ins Internet und studierte die Demo-Videos von Loxone. Da wurde haarklein erklärt, wie es denn geht und während ich das Prinzip der Beleuchtung mit Loxone so langsam verstand, wurde mir klar, dass das bei uns auftretende Verhalten auf keinen Fall ein normales war. Ich schaute mir über eine Stunde lang Video bei YouTube an, wurde einerseits klüger, aber nicht wirklich schlauer. Auch Google wusste partout nichts über mein Problem des langsames Schaltens von Leuchten.

Irgendwann kam ich zu dem Schluss, dass ich sicher nichts kaputt machen könnte, wenn ich den Miniserver einfach vom Strom nehme. Gesagt, getan. Ausprobiert. Licht an? Licht an! Licht aus? Licht aus! Geht doch! Die Standard-Support-Waffe „Ausschalten, einschalten!“ hatte mal wieder geholfen.

Nun hat der Schalter also fünf Zustände. Wie man unschwer erkennen kann, ist die große Fläche in der Mitte der Zustand 3. Wenn wir diesen Hauptschalter betätigten, passierte nichts. Hmm, dachte ich mir, das kann ja eigentlich nicht sein. Bei 1 ging das Hauptlicht an, bei 2 die Schrank-Unterbeleuchtung und bei drei – das sagte mir dann irgendwann das Konfigurationsprogramm – das Außenlicht. Das ist absolut sinnvoll, dass wenn man die Küche betritt, man mit dem wichtigsten Schalter den Bewegungsmelder auf der Terrasse anschaltet. Ich schüttelt mit dem Kopf und machte mich daran, dass zu ändern.

Vielleicht war das auch nur die Hausaufgabe, die mir die Elektro-Firma gestellt hat. Nach dem Motto: „Mal schauen, ob der mit seiner Anlage zurecht kommt…“ Gegen halb elf Uhr hatte ich die Schalter in der Küche soweit, dass ich sie der besten Ehefrau der Welt präsentieren konnte.

Heute wurde nun der Rest der Küche aufgebaut und nun können wir nach und nach wieder einräumen. Das Haus wird wieder bewohnbar.

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