Luna ist begraben.
Am Sonntagabend habe ich Luna lange beobachtet und gesehen, dass alles für sie mühsam ist. Aufstehen, hinlegen, umlegen. Klapprig auf den Beinen, unsicher unterwegs. Von ihr geliebte Positionen gab sie auf, um sich hinzusetzen. Es sah nach Schmerzen aus. Der Tumor war faustdick. Mit guten Gewissen konnte ich nicht mehr sagen, dass wir ihr ein Gefallen tun würden, wenn wir sie hegen, pflegen, füttern und verwöhnen. Das sagte ich Susann und wir beschlossen, einen Tierarzt kommen zu lassen. Ein wenig Hoffnung war noch da, dass er es ablehnen würde und uns für verrückt erklärt. Aber nein, das ist nicht passiert, sondern das Gegenteil. Es wäre eine weise Entscheidung.
Sie ist friedlich in den Armen von Susann eingeschlafen.
Luna war anfangs ein Experiement. Die beiden alten Katzen wirkten ein wenig überfordert, aber Luna war eine Kuschlerin und gesellte sich zu den anderen, wann und wo es nur ging. Es gibt so wunderbare Fotos von den Dreien, wie sie alle in einem Sessel saßen. Ihr Handicap, dass sie das vierte Bein nicht richtig bewegen konnte, weshalb ihr Spitzename auch „Dreibein“ war, merkte man oft gar nicht. Es war auch ein Vorteil für sie, denn als Susann sie mal mit einer Katzenleine (eine großartige Erfindung!) anpflockte, um Luna an „das Draußen“ zu gewöhnen, befreite sich Houdini-mäßig und war erst mal in den nahegelegenen Wald verschwunden. Sie war die erste von unseren Katze, die Mäuse fing. Susann hatte noch versucht, ihr das als hässliche Angewohnheit abzugewöhnen, geklappt hat das nicht. Sie kletterte auf Bäume, von denen sie manchmal auch nicht herunterkam und blieb über Nacht draußen.
Legte ich mich auf die Couch, dann kam anfangs Nala und ließ sich streicheln. Wenn Nala genug hatte, stand Luna gleich dahinter und ließ es sich gut gehen. So blieb das fast bis zum Schluss – kaum hatte man sich hingelegt, machte sich Luna auf den Weg und schmuste mit einem. Das war morgens beim Kaffee so, das war tagsüber so, wenn man mal da war, und das war abends so. Wenn sie von dem direkten Schmusen genug hatte, legte sie sich neben einen und ließ es sich da gut gehen.
Verließ man morgens das Schlafzimmer, stand Luna schon davor und wartete auf eine günstige Gelegenheit, in das Schlafzimmer zu kommen. Das war der Raum, in den sie nicht durfte. Das war der Raum, der sie am meisten interessierte. Ein steter Kampf zwischen Mensch und Katze, den sie nicht oft, aber manchmal doch, gewann.
Sie liebte Besuch. Am Liebsten hatte sie Besuch, der über Nacht blieb und im oberen Wohnzimmer schlief. Dann konnte sie sich dazugesellen und verbrachte die Nacht entweder auf der Bettdecke oder darunter. Es gab Besuch, der hat das auch geliebt.
Luna sozialisierte unseren George, ohne sie hätte ich das nie geschafft. Er hat Luna sehr früh akzepiert und sie war schnell von ihm genervt. Das war der Zeitpunkt, wo aus Luna eine Katzenhasserin wurde, die meist allein lag. Es sei denn, ein Mensch war da. Sie war eine Menschenliebhaberin.
Sie war ein so selbstverständlicher Teil von unserem Leben, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie es ohne sie jetzt weitergeht. Natürlich wird eine andere Katze dazukommen, aber so wie mit Luna wird’s nicht sein.