Es ging wirklich gut los. Taxi kam pünktlich. Bus fuhr pünktlich. Der Grenzbeamte am Flughafen meinte auch, dass ich ja zeitig dran wäre. Auf diesen Schreck gönnte ich mir ein Eis … und da hätte es mir aufgehen können, dass vielleicht noch was schief gehen könnte. Ich steckte zwei Euro für ein Mandel-Eis ein und die Spirale in dem Automaten drehte sich, drehte sich und dann … blieb das Eis hängen.
Was macht man nun? In Filmen habe ich gesehen, dass man dem Automaten einen Stoß geben soll. Aber mein Stoß juckte ihn überhaupt nicht, wobei ich auch ein wenig zaghaft war. Schließlich ist man am Flughafen nicht allein und “auffallen wollen” ist nicht so mein Ding. Was soll’s, bleibt der Figur wenigstens ein wenig was erspart. Aber dann setze wohl ein interner Prüfmechanismus in dem Automaten zur Tat an und stellte fest. “Moment, da fehlt ja ein Eis im Ausgabefach.”, setzte die Spirale wieder in Gang und das nächste Eis sollte geliefert werden. Unterdessen sah sich Eis Nummer 1 von seiner Spirale befreit und hatte sich schon auf den Weg nach unten gemacht. Nummer 2 folgte. Nun hatte ich zwei Eis mit Mandelgeschmack. Beide zu essen, erschien mir dann aber als Völlerei und so offerierte ich ein freies Eis den Wartenden. Es fand sich wer…
Das war also noch einmal gut gegangen. Der Turkish Airlines-Flieger konnte pünktlich bestiegen werden. Ich hatte mich brav an die Abmachung gehalten und bin erst mit meiner Gruppe eingestiegen. Damit war ich wohl der Looser des Tages und konnte meine Tasche, die halb so groß ist, wie jeder Koffer, der als Handgepäck noch durchgehen darf, aber halt Technik enthielt, die ich nicht aufgeben wollte, zwischen die Beine nehmen. Geht halt nicht alles glatt.
Pünktlich wurden wir rausgeschoben und das war es. Wir standen. Um uns herum jede Menge Verkehr, aber unser Flugzeug wollte daran nicht teilhaben. Neben mir grummelten die beiden Mädels schon alsbald.
Dann meldete sich der Kapitän und meinte, es gäbe ein Problem und man müsse zurück zum Gate. Das war aber nicht mehr frei und so recht wusste er wohl auch nicht, ob die Maschine es schaffen würde. Es ging zu einer Außenposition und dort standen wir erst mal.
Hin und wieder gab es Rückmeldung aus dem Cockpit, dass es noch ein wenig dauern würde. Die Zeit zerrann und aus den drei Stunden Aufenthalt in Istanbul, die mir bei der Buchung noch recht lang vorkam, wurde ein notwendiger Puffer. Es kam zu spontanen Verbrüderungen im Flugzeug, wie auch in meiner Reihe. Denn die beiden Mädels hatten auch einen Weiterflug geplant und auch “nur” drei Stunden Aufenthalt. Nach anderthalb Stunden machten sie sich darüber Gedanken, wie es mit Erstattung aussehen würde.
Dann kam die gute Nachricht: Wahrscheinlich würde es gleich gut gehen, man müsste das System “restarten” – so habe ich es verstanden. Das hatte es dann gebracht. Nachteil nun: Unseren Slot hatten wir verloren und mittlerweile war das Wetter auch so, dass man die Tragflächen enteisen müsste. Wir flogen mit zwei Stunden Verspätung von Hamburg los.
Aber in der Tat: Meine Erinnerung war nicht trügerisch. Das Essen war also solches Erkennbar (also keine zerkochte Matsche) und ziemlich schmackhaft.
Mit der Zeit war ich nachher komplett durcheinander. Wir landeten kurz vor Mitternacht in Istanbul, eine Außenposition, wie es sich für eine gediegene Hamburger Maschine gehört, wurde uns zugewiesen. Ein leichtes Stöhnen ging durch das Flugzeug. Aber ich dachte nur: So ein kleiner Flieger, wie der unsere, und der Anspruch ist, direkt am Terminal abgefertigt zu werden. In Istanbul? Wenn man nicht pünktlich ist? Pah!
Alles ging fit, alles war gut. Ich ging zu meinem Gate ohne zu rennen und zehn Minuten später fingen die dort mit dem Boarding an. Das passte wie die Faust auf’s Auge. Nach den drei Stunden Flug nach Istanbul kam nun das größere Stück – neun Stunden nach Kuala Lumpur. Erst dachte ich, ich hätte einen guten Platz. Ganz vorn vor einem Klo. Aber zum einen konnte ich die Beine nicht so strecken, es war nicht ein echtes Plus an Fußfreiheit. Und laut ist es da auch immer. War in diesem Fall nicht so, da dass Klo kaputt war.
Was an diesen Reisen nervt: Die Sitzerei. Die ersten beiden Stunden gehen. Man wird mit Essen und Trinken bespasst. Viel bei der zweiten Etappe aus, da ich noch von dem vorherigen Flug satt war. Neidvoll guckte ich auf die Herrschaften, die unter Missachtung einer vielleicht existierenden Flugzeug-Etikette, in Trainingshosen unterwegs waren. Das ist ja soviel bequemer. Für den Rückflug werde ich mir noch eine Trainingshose besorgen. Unbedingt! Und ich werde auf jeden Langstreckenflug, der mir in meinem Leben noch vergönnt ist, diesen Vorsatz beherzigen.
Kuala Lumpur ist wie immer: Warm. Keine Vorkommnisse bei den Taxen – dass die Tachos nicht gehen, gehört ja zum guten Ton und beunruhigt nur Gutmenschen (ohh, das Wort wollte ich schon immer mal verwenden). In den beiden Malls meines Stammhotels war der Teufel los. Aber, wenn ich mich recht erinnere, war da nie besonders wenig los. Aber das chinesische Neujahr steht vor der Tür, dementsprechend ist alles geschmückt. Mir war’s egal.
Nach 24 Stunden auf Achse hatte ich nur eine Dusche im Sinn, meldete mich in der Heimat und führte ein Klärung wegen der Bürgermeister-Geschichte durch, gönnte mir bei dem Thailänder in der Mall ein wenig thailändisches Essen (ohh, war das scharf, aber ich lerne aus meinen Fehlern nicht) und zwei Mango Smoothies und verkroch mich ins Bett. Um zehn Uhr Ortszeit machte ich die Äuglein.
Nun ist es fünf Uhr morgens – ich bin putzmunter und versuche mich, ein wenig müde zu schreiben.
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