War schön im Tierpark Neumünster. Der Wettergott präsentierte uns blauen Himmel bei mässigen Temperaturen und abgesehen vom Eisbären, der einen gestörten Eindruck machte, und sollte er eines Tages einen Besucher oder Wärter umbringen, sicher für schuldunfähig erklärt wird oder zumindest milderne Umstände bekommt, waren die Tiere alle ganz nett. Zumindest die, die der Tierpark so im Winter herzeigt.
Die Nichte ist noch unter drei. Das hat den Vorteil, dass sie im Flugzeug noch keinen eigenen Sitz braucht. Hat aber auch den Nachteil, dass man sie im Tierpark hin und wieder hochheben muss, um ihr zu zeigen, was sich im Gehege abspielt. Nun habe ich schon gesehen, dass sie gefuttert hat ohne Ende und mittlerweile, aber das dürfte nicht den Ausschlag gegeben haben. Ich vermute es war die falsche Tragetechnik, die die Nichte nicht weiter gestört hat, aber meinen Rücken um so mehr. Schon im Tierpark verspürte ich ein leichtes Ziehen im Rücken.
Am Abend nach die erste Ibuprofen der höheren Schlagzahl, konnte am Morgen aber nicht sagen, dass es mir einen guten Schlaf gebracht hat. An Sport, wie eigentlich vorgenommen, war nicht zu denken. Der Tag wurde ruhig in liegender oder sitzender Position verbracht. Wichtig war: Bewegungslos. Die Nacht zum Montag brachte, trotz der Ibus, keine Linderung und wenig Schlaf, so dass ich mich am Morgen entschloss, dass mein erster Weg zum Arzt führen würde.
„Total verspannt“, meinte er, „ganz hart.“ Um hinzuzufügen, dass er versteht, warum ich Schmerzen hätte. Massage wäre gut, mit Fango. Das hört sich gut an, meinte ich, beides hatte ich seit einer halben Ewigkeit nicht gehabt. Konnte nicht schlecht sein. Dann fragte er, was die Krankengymnastik macht, die er mir vor Weihnachten verschrieben hatte. „Ach wissen sie“, fing ich an mich, „da hatte ich noch keine Zeit für.“ Böse Gucken ist jetzt nicht so die Stärke meines Arztes, aber den Blick, den ich auffing, ging schon in die Richtung. „Ja, ich mach es. Ruf gleich heute an!“
Mit diesen Vorsätzen ging ich den gestrigen Tag und bekam einen Termin für morgen. Nun hatte ich heute eine Mission: Ich musste die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zur Post bringen. Die Nacht war recht gut verlaufen und die Bewegungen, die ich am Morgen machte, schmerzten nicht so schlimm. Also dachte ich mir, dass ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte, wenn ich von der gegenüberliegenden Post zum Arzt ginge und dort den Impfausweis für den Kambodscha-Ausflug vorbeibringen würde.
Vom Auto zur Post: Kein Problem. Von der Post zum Arzt: Die Hölle. Es ist ja so, dass man sich im „normalen“ Leben nie im Leben komplett umdreht, wenn man schauen will, ob da etwas rechts oder links von einem passiert. Man dreht den Oberkörper leicht und den Kopf ein wenig stärker. Das habe ich auch gemacht. Eine Bewegung, die mich fast umgerissen hat, vor Schmerz. Beim Arzt kam ich an und lief wohl wie ein alter Mann. Das Impfthema war schnell erledigt (der Impfschutz ist noch von den Vorbereitungen für Vietnam-Reise wirksam), der Arzt interessierte sich viel mehr für meinen Rücken. Ob er mal versuchen solle, es einzurenken? Wenn’s hilft, meinte ich. Er könnte es auch mal mit Spritzen versuchen. Nur zu, wenn es hilft, erwiderte ich erneut. Gesagt, getan.
(Lustige Nebenbemerkung: Der Arzt ging raus, um den Krams zu holen. Er kam wieder rein und versteckte sofort die Spritze vor meinen Blicken. „Die ist nicht groß, das tut nicht weh!“ Genau, deshalb hat er die Spritze auch versteckt. Aber er hatte wohl noch das Geplänkel vom Vortag im Ohr: „Sollen wir mal Blutdruck messen.“ „Nee“, meine ich, „das ist jetzt ein ganz schlechte Idee. Bin jetzt eh schon ganz aufgeregt. Das wäre keine objektive Messung.“ „Sie hassen wohl Ärzte.“ Ich stritt’s ab, weil’s nicht stimmt.)
Es ist schlimmer geworden. Die ganze rechte Seite schmerzt jetzt wie Hölle. Ich liege auf dem Sofa und mir tut der Rücken weh. Aber während ich die letzten Tage hin und wieder die Position wechselte, um mal im Stuhl zu sitzen, dann im Sessel und dann wieder auf die Couch, um in Bewegung zu bleiben, denke ich mit Schrecken daran, nachher aufstehen zu müssen.
Ich den Nachmittag dann damit verbracht, Luna zu überzeugen, dass es keine gute Idee ist, wenn sie sich auf mich setzt, habe Reiseveranstalter nach Reiseprogrammen für Kambodscha befragt und still vor mich hin gelitten, wie ein richtiger Mann das halt mal tut.