Irgendwann Mitte der Neunziger kam ich auf die Idee, mich müsste mir ein Auto anlegen. Jetzt, über fünfzehn Jahre später, älter und gereifter ist mir klar, dass es für einen Mann zwei so selbstverständliche wie auch kostspielige Angelegenheiten gibt: Autos und Ehefrauen. Ich meine mich zu erinnern, dass ich vor dem Autokauf ganz gut Geld hatte. Anschließend brachte ich das Geld zur Tankstelle und zur Werkstatt. Noch viel später dann gab ich plötzlich Teile meines Haushaltseinkommens für Accessoires aus. Jetzt bin ich leicht vom Thema abgekommen, denn meine eigentliche Botschaft sollte sein: Für mein erstes, aus heutiger Sicht legendäres Auto, das ich gebraucht gekauft hatte, legte ich 1500 Euro hin. Heute habe ich zusammen mit Susann das doppelte für einen Rasenmäher hingelegt. Auch so ein Zeichen für zunehmendes Alter – davon hätte ich vor fünfzehn Jahre nicht einmal geträumt.
Unser lieber guter, alter John verstarb plötzlich und unerwartet im letzten Herbst bei der Arbeit. Abgesehen davon, dass dies schon traurig genug war, war es natürlich bitter, dass er nicht in Ruhe in seiner Garage in die ewigen Jagdgründe verschwand, sondern bei der Arbeit. Vielleicht war es für ihn das Beste, ich weiß es einfach nicht. Wer will schon lange vor sich hinvegetieren? Ein wenig beschämend waren natürlich die Umstände, denn statt in Würde auf einen Schrottplatz geschafft zu werden, stand er im Winter im Garten und ob er die Minusgrade wirklich so lustig fand, will ich mal bezweifeln. Gut, er war abgedeckt, aber …
… nun zu Hus. Er kam heute zu uns. Wir hatten ein Weilchen gesucht und wussten nicht so recht, ob wir wieder einen Aufsitzrasenmäher wie den vorherigen nehmen sollten oder einen ganz anderen Typ. Die, die John ähnlich waren, sind heute recht grobschlächtige Typen, die in uns Zweifel weckten, ob sie denn überhaupt durch die Gartentüre passen würden. Andererseits gab es ganz charmante Raider, die ihr Mähwerk vorn vor sich hertrugen. Diese waren nicht nur schmäler und wendiger, sie waren auch teurer. Letzteres ist ja immer etwas, was einem ein wenig die Tränen die Augen treibt. Vor allem, wenn man mitbekommt, dass der grobe Hus einen tausend Euro weniger kosten würde. Andererseits, das war uns auch schnell klar, hätten wir dann noch mal in die Tasche greifen müssen, und einen Handrasenmäher kaufen müssen, um die verzwickten Ecken zu schneiden.
Hus wurde uns vorgestellt und ich sah, dass es zwischen Susann und Hus gleich Liebe auf den ersten Blick war. Es sollte ein Vorstellungsgespräch sein und er machte sich gut. Er passte durch die Tür, ließ sich hinunter in den Garten fahren und hat einen wahnsinnigen Wendekreis. Er ging leicht an (ein Problem mit John, den Susann nie anbekommen hatte) und macht ordentlich Speed im Hasen-Gang. In die kritischen Ecken kam ich ohne Probleme. Ich dachte nur: »Haben wollen!« Nachdem sich aber auch Susann schon mit Hus angefreundet hatte, war es gar keine Frage mehr.
John wurde aus dem Garten geschoben und wir nahmen kurz Abschied. Jetzt werden wir mit unserem Mulcher in den nächsten Jahren sicher viel Spaß haben.
Dabei ist fast untergegangen, dass wir es auch endlich geschafft haben, eine neue Garnitur für die Veranda zu kaufen, so dass wir da jetzt auch wieder sitzen können. Statt also viel Spaß mit Hus zu haben, habe ich die Mittagszeit damit verbracht, Stühle und den Tisch aufzubauen. Wie öde war das gegen den Spaß, der draußen vor der Tür wartete.
Die Gartensaison kann also beginnen: Der Rasenmäher ist da, Stühle für die Veranda sind aufgebaut, der Tisch kann vollgekramt werden und die erste Partie Grünbelagbeseitiger ist schon ausgebracht.