Im Dezember waren wir mit den beiden »Alten« beim Tierarzt gewesen. Lenny blieb noch verschont, der Tierarzt meinte wir sollten im Januar oder Februar vorstellig werden. Für uns war das eine Premiere, denn wie sich Lenny verhalten würde, wussten wir nicht. Schließlich war sie, wie auch George, ein Wildfang. Würde sie also ähnliche Mätzchen machen, wie der Kater damals?
Der Käfig wurde in aller Heimlichkeit hereingeholt, die Katzen waren abgelenkt und dann ins Bad gebracht. Das Bad wurde geschlossen und es war erst einmal Ruhe. Wenn eine der Miezen ein verdächtiges Geräusch gehört hatte, so ließen sie es sich nicht anmerken. Also unwahrscheinlich, denn gerade George neigt gar nicht zur Coolness, wenn es um solche Angelegenheiten geht. Als die Zeit nahte, griff ich mir Lenny und wir marschierten gemeinsam ins Bad.
Man kann durchaus von Arglosigkeit sprechen, eine Arglosigkeit, die nach diesem Samstag der Katze in Sachen »Ich werde ins Bad getragen.« verloren gegangen sein dürfte. Das hineinsetzen stellte sich als ein wenig kompliziert heraus, denn eine Katze, die alle Viere von sich streckt, ist schwer in ein Käfig zu bekommen. Susann kam noch ins Bad, damit war’s ganz aus. Aber wir bekamen die Badtür noch rechtzeitig zu und Lenny griff zu einer Taktik, die ich einfach nur als klug bezeichnen möchte: Kapitulation.
Im zweiten Versuch bekamen wir sie in Käfig und sie beschloss, dass Protest eine gute Variante wäre. Wenn die anderen Beiden von dem Theater noch nichts mitbekommen haben, so war es spätestens jetzt soweit und sie dürften das Weite gesucht haben.
Lenny kramte das Handtuch beiseite und versuchte sich herauszugraben. Aus einem Gitterkäfig nicht so leicht. In der kurzen Zeit – das kann ich ja schon mal verraten – die sie hatte, war ihr das nicht gelungen.
Die Geräuschkulisse hielt Lenny bis zum Tierarzt aufrecht und erst der Gang in die Praxisräume ließ sie verstummen. Als ich die Heckklappe des Kombis öffnete, schaute uns Lenny wütend an und fauchte. »Uiii.« Aber sie überraschte uns: Wir konnten sie im Behandlungsraum herausnehmen, was sie eigentlich gar nicht wollte, aber auf dem Behandlungstisch war sie die Ruhe selbst. Die Spritze machte ihr nichts aus und sie kehrte dann freiwillig in den Käfig zurück. Keine Sensationen, keine Aufregung. Der Lärm begann erst wieder, als wir den Raum verlassen hatten.
Zuhause angekommen war nach fünf Minuten die Welt schon wieder in Ordnung.