Kurz vor der Überfahrt hatte ich mich mit einem Kunden unterhalten und der meinte: »Und dann sind da die Norweger, die im Pub sitzen und sich erst einmal ein Bier genehmigen… Für fünf Euro das Glas!« Das muss ich in zweierlei Hinsicht korrigieren: Es sind durchaus auch Deutsche, die sich dort niederlassen, und das Glas Bier kostet acht Euro. Womit zumindest Letztere nicht so lange sitzen bleiben.
Wir hatten für den gestrigen Tag, der Abfahrt-bedingt in Oslo recht kurz gewesen ist, noch zwei Highlights geplant. Wir hatten am Vortag gesehen, dass man auf das Dach der Oper gehen konnte. Das wollten wir natürlich auch. Und dann entdeckten wir – reiner Zufall -, dass unser Hotel einen Panorama-Lift hat.
Ich wurde irgendwann unruhig im Bett und es zog mich schon mal ins Bad, wo ich mir gleich die Zähne putzte, warum kann ich jetzt nicht sagen, dann ging ich wieder ins Bett zurück. Aber der Schlaf kam nicht zurück. Also wieder hoch, ans Fenster und ich sah, dass zwar alles dunkel war, die Büro-Gebäude hell erleuchtet und überall wuselten Leute in den Büros herum. Aha, dachte ich mir, entweder fangen die Norweger zeitig an, oder irgendein Schalter ist in mir falsch gesetzt. Ich machte mich auf die Suche nach einer gültigen Uhrzeit und als ich die hatte, wusste ich, dass es kurz vor acht Uhr war. Dann waren meine morgendlichen Anwandlungen nicht mehr mit seniler Bettflucht zu erklären, sondern meine normal funktionierende innere Uhr.
Das Frühstück im Hotel war reichlich und lecker (Radisson Blu am Hauptbahnhof – im Übrigen auch schön zentral gelegen…), danach checkten wir aus, brachten unser Gepäck unter und marschierten zur Oper. Wir hatten ja Zeit, und so war auch noch Gelegenheit sich zu verlaufen und den Zentralen Omnibusbahnhof näher kennenzulernen (es gehen übrigens auch Busse nach/von Berlin). Dann ging es durch den Hauptbahnhof, den wir damit auch mal kennenlernten und erfuhren, dass Ansichtskarten dort schwer zu bekommen sind (wir haben die unsrige dann auf der Fähre gekauft), zur Oper. Netter Ausblick auf den Fjord von unten, von oben ein wenig besser. Aber ganz ehrlich – wenn man abzuwägen hat, was man tut, dann muss man nicht ganz nach oben marschieren. Das Viertel um den Hauptbahnhof wurden in den letzten Jahren ordentlich »aufgeräumt«, ob es dadurch gewonnen hat, müssen andere entscheiden. Die Luftbild-Aufnahmen der »Davor«-Zeit zeigen, dass die Oper ein interessantes Projekt war und man eine Modernisierung durchgezogen hat. Einige der Anwohner jenseits des Bahnhofs werden sicher beklagen, dass die neuen Hochhäuser der üblichen Verdächtigen (also derer, die man überall auf der Welt findet) ihnen die schöne Aussicht auf den Fjord genommen haben.
Wieder zurück meinte Susann schon, dass wir mal langsam los könnten. Schließlich könnte das Schiff ohne uns abfahren. Da war etwas dran, aber es war doch reichlich Zeit. Erst war da noch die Sache mit dem Panorama-Aufzug, die sich aber schnell erledigte, denn dieser war zur Zeit in Renovierung. Das hatte ich nun in Kuala Lumpur mit den Petronas Tower auch schon gehabt und schockierte mich nicht sonders.
Einmal öffentlichen Nahverkehr muss man gemacht haben, um eine Stadt kennenzulernen. Wie wir zum Fährterminal kommen würden, wussten wir schon. Allerdings war da die Sache mit der Bezahlung. Die stellte sich als besondere Prüfung heraus. Der eine Automat wollte nur Karte, da hatten wir keine Lust. Der andere Automat war bereit Bargeld in Scheinen anzunehmen, wollte es aber passend haben – das konnten wir nicht liefern. Zurück am ersten Automaten versuchten wir den fälligen Preis mit Kreditkarte zu bezahlen. Wir fanden einerseits keine Möglichkeit mehr als eine Karte zur gleichen Zeit zu kaufen und verstanden dann die Angaben auf dem Karten-Terminal nicht. Die Oberfläche des Automaten war wunderbar in Englisch gehalten (allerdings tippten wir die Eingaben so oft ein, dass wir zum Schluss auch blind in Norwegisch hätten buchen können), aber wenn es darum ging, die Karten-Transaktion zu managen, war eine andere Fremdsprache nicht einstellbar. Letztlich war das Ergebnis immer, dass die Operation gecancelt wurde. Wir ließen zwischenzeitlich andere Nutzer vor, denn wir blockierten das Teil schon eine Weile. Zum Schluss zogen wir die EC-Zauberkarte und nach Eingabe der PIN hatten wir eine Fahrkarte. Routinemäßig orderten wir nun die zweite Fahrkarte, aber so schnell hintereinander mit der gleichen EC-Karte – so ging das nicht… Die letzten Münzen retteten uns aus der Bredouille.
Alle Straßenbahnfahrer in Oslo sind nett, aber unser war besonders nett.
Nachdem wir zeitig genug am Terminal waren, um noch über anderthalb Stunden auf das Boarding zu warten, ging es in unsere Kabine. Diesmal war es die »Magic«, mit der wir zurückfuhren. Die Schiffe unterscheiden sich schon ein wenig, die Kabinen in der Touristenklasse (der unsrigen) waren aber identisch. Ich habe keine Unterschiede kennengelernt.
Was wir dagegen schon mal kennengelernt haben, war Seegang. Es war so unruhig, dass man nicht gerade gehen konnte. Zumindest gestern Abend war es ganz lustig, die Leute auf der Promenade zu beobachten. Auch der Gang zur Kajüte hatte seine lustigen Momente.
Laboe ist schon an uns vorbei gezogen, die zollfreien Einkäufe sind erledigt, alles ist verstaut und in weniger als dreißig Minuten sind wir in Kiel. Das war’s mit dem Kurzurlaub. Wir sind wieder zurück.