Es ist 1:10 Uhr Ortszeit – in der Nacht – und zwar in der Ortszeit von Dubai. Neben mir sitzt eine Chinesin, ich würde zumindest sagen, sie ist eine, und quält ihren Nintendo DS. Sie ist am Feuern und Feuern und Feuern, Gott sei Dank geräuschlos, aber immerhin so fasziniert, dass sie nicht mitbekommen hat, was die Dame im Lautsprecher durchgesagt hatte. Ich bin da nicht viel besser, denn ich hatte einen Text über den Urlaub in Lissabon geschrieben (zwei Monate danach ist ein recht guter Zeitpunkt, gerade wenn man auf dem Weg nach Malaysia ist). Da der Flug erst in zwei Stunden gehen soll – drei Uhr nachts – kann es wohl noch keine Ansagezu meinem Flug sein. Dieser geht nach Kuala Lumpur.
Bin gerade unterbrochen worden von einem Mann, der mich etwas fragte. Es war nicht deutsch. Soweit ich verstehen konnte, war es auch nicht englisch. Es muss seine Landessprache gewesen sein und ich war dieser nicht mächtig. Hier rennt wirklich soviel Personal herum, warum er mich nach dem Weg zu dem Gate fragte, ist mir jetzt ein kleines Rätsel. Meine kleine Chinesin habe ich auch noch mal gefragt, ob das Englisch gewesen ist (das würde mich jetzt sehr, sehr unruhig machen), aber sie antwortete mir, dass sie kein Engländer gewesen sei. Ähmm. Nach einer kleinen Geschlechtsklärung, versicherte sie mir, dass er kein Engländer gewesen wäre und schloss sich der Meinung an, dass es auch kein Englisch gewesen wäre. Die kleine Chinesin ist natürlich gar nicht so klein und auch nicht mehr so jung, sonst säße sie nicht allein neben mir. Aber sie hat genauso bunte Fingernägel wie das Mädchen aus Kiel, was im Flugzeug neben mir saß und die war wirklich klein. Die fuhr aber auch mit den Eltern in die Ferien.
Das Wort »Nachtflugverbot« gibt es in Dubai wohl nicht. Die wissen wahrscheinlich nicht einmal, was damit gemeint wäre. An einem Sonntag-Morgen ist hier so viel Betrieb wie auf dem Frankfurter Flughafen an einem Freitag um sechzehn Uhr. Viel Betrieb. Die Geschäfte sind auf und man kann kaufen, was man will. Ein erster Preis-Check ließ mein Herz aber nicht höher schlagen. Ganz im Gegenteil. Ich zog mich auf einen Platz zurück und beobachte das Treiben. (Schwach wäre ich geworden, als ich die Pistazien sah, aber ein Kilo für siebzehn Dollar scheinen mir nicht zwingend ein Schnäppchen zu sein. Wenn doch, dann habe ich auf dem Heimflug ja noch die Gelegenheit, zuzuschlagen.)
Fangen wir noch einmal mit dem Start der Reise an, denn der war gar nicht gelungen. Damit ist natürlich nicht die Fahrt im niegelnagelneuen Auto von Susann gemeint, welches vor sich hinschnurrte, als wollte es in seinem Auto-Leben nur noch eines machen: Fahren, fahren, fahren. Noch nicht einmal der Stau hinter Quickborn, würde ich jetzt dazuzählen. Nein, noch zu Hause, in den letzten Minuten, traf mich ein kleiner Schicksalsschlag. Ich putzte die Brille und sie ging dabei kaputt. Nun ist die Ersatzbrille meine Brille und meine Ersatzbrille ist … nun ja, es darf halt nichts passieren, ansonsten werde ich die Schulung mit Sonnenbrille machen müssen. Die Wahrscheinlichkeit, dass noch etwas passieren wird, ist natürlich recht gering. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass mir jemals eine Brille kaputt gegangen ist.
Den Flug mit Emirates kann man nicht anders beschreiben als angenehm. Selbst in der Economy-Class lässt es sich aushalten. Dass Essen war o.k., aber auch nicht viel mehr. Man gibt sich allerdings mehr Mühe in der Präsentation und das Drumherum ist es, was einem sagen lässt: Emirates, ja gern wieder. Mal gucken, ob ich das nach dem zweiten Teil auch noch sagen kann.
Die kleine Chinesin ist gesprächig geworden. Schuld war die Flughafen-Lautsprecher-Dame, die wohl eine Maschine ist, was die Verständlichkeit nicht besser macht. So wurde ich von ihr gerade gefragt, ob ich Amerikaner wäre. Mein erster Gedanke war: Sie muss mein englisch ja herrlich finden, aber die Antwort, ich käme aus Deutschland machte sie fast euphorisch. Ich bekam heraus, dass sie Griechenland kam, wo sie wohl eine Rundreise durch Europa beendet hatte. Sie hatte eine Rundreise durch Europa gemacht und arbeitet für ein Reisebüro. Jetzt vernichtet sie wieder irgend welche Fantasy-Wesen.
Der Flughafen von Dubai hat was fantastisches, auf jeden Fall ist er sehr modern. Allerdings sind die Herren-Toiletten etwas mager dimensioniert. Das ich sowas noch mal sagen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Schließlich sind es ja normalerweise die Damen, bei denen es die Engpässe gibt. Wie die Situation bei diesen aussieht, vermag ich nun nicht zu sagen, da ich alleinreisend bin und die kleine Chinesin nicht fragen wollte. Allerdings sieht es mit den Sitzgelegenheiten bei näherer Betrachtung auch nicht so rosig. Wahrscheinlich versucht man auf diese Weise den geneigten Flughafen-Besucher in die Restaurants oder die Shops zu bringen.
Nennt mich einen Ignoranten, aber bisher habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie man als Burka-Trägerin isst. Ich bin mir ganz sicher, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, dass eine Burka-Trägerin so durch die Stadt spaziert und sich denkt: »Döner. Einen Döner jetzt, das wäre lecker.« Denn sie kann das Tuch davor ja nicht einfach abnehmen, zumindest nicht, wenn fremdes Mannsvolk in der Nähe. Getränke gehen wohl, da wird das Tuch nicht gelüpft, sondern der Becher darunter geführt. Ob das mit allen Getränken funktioniert, kann ich nicht beurteilen.