Als wir gestern den Raum betraten, waren wir nicht nur einfach hin und weg von dem Etablissement selbst, sondern wir waren auch ziemlich angetan von dem Ausblick, der wirklich eine Wucht ist. Unsere Sicht ist »quasi« unverstellt. Wir sehen ein paar der anderen beeindruckenden Hotels in der Nähe und in der Ferne sieht man die »normalen« Hochhäuser von Singapur. Ein jedes sicher ein wenig unterschiedlich, aber letztlich wenn man bis zum Horizont nichts anderes sieht – langweilig. Die andere Seite, das kann ich ganz gewiss sagen, ist ein wenig lebhafter. Man hat von dort Blick auf die Marina Bay und ihre eindrucksvollen Wolkenkratzer. Letztlich auf den Hafen, die Schiffe und das Meer.
Wir wollen uns aber mal nicht beschweren. Gestern meinte ich noch, vielleicht sollten wir eine Stadtrundfahrt mit einem dieser Hopp-on-hopp-off-Busse machen, die es mittlerweile in fast jeder Stadt gibt. In L.A. war’s gut, in S.F. auch, in Kapstadt sowieso – warum nicht auch in Singapur. Und siehe da, die Busse gab es nicht nur, sondern sie hatten ihren Stützpunkt geradewegs von unserer Türe.
Nach einem kleine Frühstück in einem Restaurant (klein meint: ein Bagel mit Frischkäse) marschierten wir los in Richtung rote Busse und ich holte mir noch zur Verstärkung ein kleines Teilchen mit Rosinen. Dann ging es durch die Stadt und wir verschafften uns erst einmal einen Überblick. Dafür finde ich es immer gut. Danach stiegen wir um, ließen uns Chinatown und Little India zeigen. Wo es dann auch recht ungemütlich wurde, denn es begann zu regnen. Erst ein wenig, dass wir es nicht weiter ernst nahmen. Wenige Augenblicke später, so dass wir nass wurden.
Letztlich kapitulierten wir und machten uns vom Oberdeck. Da die unteren Plätze belegt waren, gingen stiegen wir aus dem Bus in eine Straße, deren Fußsteig überdacht war und marschierten ein wenig herum. So hatten wir noch ein wenig vom Chinatown und sahen reizvolle Häuser, liebevoll renoviert. Ein wenig chinesisch sahen sie aus, allerdings glaube ich, dass wenn so China aussehen würde, dann würde die ganze Menschheit dahin wollen. Das tut sie allerdings nicht…
Durch eine Mall sind wir dann in unser Hotel und entdeckten, dass in der Nähe eine thailändisch-deutsches Restaurant gibt – die Diskussion, ob wir das ausprobieren, ist noch nicht ganz ausgestanden. Ich tendiere dazu, die trendige Mischung auszuprobieren; Steffi ist eher der Meinung, dass sich das verbietet. Das Wort »deutsch« macht ihr wohl ein wenig Probleme, obwohl sie bei ihrem morgendlichen Kaffee heute Morgen keine Probleme damit hatte, in den Kaffee mit »Milram-Sahne« aus Bremen zu weißen, Erdbeer-Marmelade aus Österreich aufs Bagel zu schmieren und die Butter aus Australien verschmierte sie auch (was jetzt ja ein wenig zweitrangig ist).
Wir kleideten uns im Hotel schnell um, so dass wir einigermaßen trocken waren. In der Mall, welches sich auf der anderen Seiten dem Hotel anschliesst, gab es eine gewisse Reihenfolge der Geschäfte zu beobachten – Möbelgeschäfte, Bettengeschäfte, Hochzeitsgeschäfte, dann wiederholte sich das.
Es wird oft gesagt, Singapur sei so sauber. Es gibt so Ecken, da würde ich das sofort unterschreiben – unter Brücken sieht man keine Graffitis und keinen Abfall. Im Großen und Ganzen stimmt das auch. Im Bahnhof des Flughafens sahen wir eine Dame den Fußboden feudeln und fragten uns, warum sie das tut, wo er doch schon glänzte wie nicht. Das war ein Ort, wo ich sofort vom Fußboden essen würde. Allerdings hat die Regierung den Einheimischen und Zugereisten das Rauchen noch nicht ganz austreiben können, weshalb man an ziemlich vielen Ecken noch Kippen sieht – die dem Bild vom perfekten Singapur ein paar sympathische Kratzer verpassen. Denn wer vermag das ganz Perfekte?
Mir fällt das ein, weil wir eine Brücken unterquerten, auf dem Weg zum Singapur River.
In unserem Hopp-Angeboten war auch eine Bootsfahrt enthalten (und auch das Riesenrad ist noch ausständig – das machen wir dann morgen). Mit dem Boot ging es erst ein wenig in Richtung Norden, dann hinunter zur Marina Bay und zu Marina Bay Sands, einem riesigen Hotel-Komplex mit einer fantastischen Aussichtsform. Betritt man den Komplex, der natürlich auch eine angeschlossene Mall hat, so wird man vielleicht denken: »Wow, wie dekadent ist denn das?« Wer immer das denkt – meiner Meinung nach hat er recht. Das ist echt dekadent – da haben sie einen Kanal nachgebaut, auf dem man von Gondolieren sich schippern lassen kann; es gibt eine Fläche, die vereist ist, und auf der man Schlittschuh fahren kann – draußen sind es mal locker 32°. Geht’s noch?, darf man sich da fragen.
Jede Mall, die etwas auf sich hält, hat auch einen Food-Court. Das war in K.L. so, wie auch in Singapur – und wenn ich’s mir recht überlegen, ist das im Kieler Sophienhof auch so. Natürlich ist der Food-Court im Sophienhof nicht mit dem in Singapur zu vergleichen. Aber asiatisch kann da auch essen, und auch den Döner-Türken gibt es in Kiel. Also gibt es doch Schnittmengen. Ein wenig überraschend durfte ich aber feststellen, dass es in Singapur »Black Forrest Cake« gab – es kann sein, den im Food-Court im Sophienhof nicht finde, sondern erst ein Café aufsuchen muss. Zusammengefasst: Obwohl beide Städte am Meer liegen und Malls besitzen, lassen sich die beiden Städte doch schon schwer vergleichen.
Wo man hinkommt, überall läuft beruhigende Musik. Das ist schon in Singapur am Flughafen so. Man steigt aus dem Flughafen, und denkt, man betritt einen Lounge-Club. Im Hotel geht es dann so weiter und auch in verschiedenen Malls, wird man akustisch ruhig gestellt. Ja nicht aufregen, kaufen! – schlafen! – fliegen!, das ist die Devise.
Das Marina Bay Sands hat im 57. Stockwerk seines Hotel eine Pool- und Garten-Anlage. Die darf man nur benutzen, wenn man Gast im Hotel ist. Für 20 Singapur-Dollars darf man aber die Aussichtsplattform besuchen und den Ausblick genießen. Das ist eine Investition, die sich lohnt. Der Ausblick ist überwältigend. Auch wenn das Wetter heute bedeckt war, war es doch so, dass man sich gar nicht satt sehen kann. Vielleicht sollte man nicht direkt hinunterblicken, wenn man es mit Höhen nicht so hat.
Letztlich haben wir dann auf dem Heimweg noch zusehen dürfen, dass ein Südafrikaner Weltmeister im Kanu-Marathon wurde. Es war jetzt wohl mehr eine Veranstaltung für Insider, denn besonders viele Besucher waren nicht zu besichtigen. Was irgendwie schade war, denn die hatten so manche Runde gedreht, und wenn die auf die gleiche Distanz zu gehen haben, dann dürfte dass kein großer Spass gewesen sein – ich sage nur Regen und Hitze.
Auf dem Weg zum Hotel war mir dann Steffi abhanden gekommen. Es gab zwar im Laufe des Tages mehrmals die Ansage, dass wir in Singapur nicht zum shoppen wären, und die kam nicht von mir. Kurz vor dem Hotel, es war nur noch eine Mall, wurde die Meinung aber geändert.
Nach einer kleinen Pause, zum Aufladen der eigenen Batterien und der unsere Realitäts-Ablichtgeräte, ging es dann zum Essen. Wir machten uns auf die Suche nach dem Thai-Germanen, wurden aber nicht sofort fündig. Wenn man etwas sucht, findet man meist etwas ganz anderes: In diesem Fall eine Glücksfontaine, in der Nachrichten mit lauter Musik abgespielt wurden. So was kannten wir noch nicht, und verblieben einige Zeit. Nachdem wir Position und Information noch einmal abgeglichen hatten, fanden wir dann den Thai-Germanen auf der anderen Seite, waren aber noch nicht angeheitert genug, um ihn auch zu betreten. So blieb uns nur ein thai-inspirierte Küche über – die sich Essen ließ und auch günstig war. Nicht mehr und nicht weniger.
Nun bewundern wir das Panorma, was sich uns bietet.