Mal wieder früh aufstehen: Der Routen-Verlauf: Yosemite in Richtung Süden über Fresno nach Lone Pine.
Das frühe Aufstehen macht uns natürlich gar nichts. Ein letztes Mal frühstückten wir in unserem Happy Diner Burger (oder so), der ja schon um halb sechs Uhr aufmachte und als wir kurz nach sechs Uhr »aufschlugen« waren die Herrschaften schon in vollem Gange. Internet war in unserem Ferienhäuschen nur kurz verfügbar gewesen, weshalb wir beim Frühstück gleich alles online stellten, was online zu stellen war. Das nahm ein wenig von der gemütlichen Frühstücks-Atmosphäre, beruhigte aber den Online-Durst der Junior-Fraktion der Reisegruppe.
Wir sind in die Yosemite-Gegend schon über Süden eingefallen und verließen in dieser Richtung auch wieder den Park. Die Landschaft verändert sich dort von grün in Richtung gelb und auf dieser großen Gelbheit, in der Hauptsache aus Gras besteht, stehe Unmengen von Rindern. Die Kombination von Rindern, großen Flächen und Männern auf Pferden erfüllt so ungefähr jedes Klischee, das man von der amerikanischen Viehwirtschaft hat, und wurde dankbar auf Fotos gebannt, auch wenn man die Männern auf Pferden vermutlich nur anhand von zwei schwarzen Pixeln ausmachen kann.
Die Fahrt auf einem langweiligen Freeway Kilometer über Kilometer ist nicht der Rede wert, genauso wenig, wie die Tatsache das in einem sagenhaften Einkaufsrausch die Damen noch einmal Schnäppchen machen konnten – und das völlig unerwartet. Frau Mama hat in San Francisco wohl das Ladegerät ihres Fotoapparates vergessen und bisher ist jeder Versuch fehlgeschlagen, ein Ersatz-Ladegerät zu bekommen. So ist mittlerweile der Moment gekommen, an dem der Fotoapparat in einen Dauerruhe-Zustand gegangen ist – daran konnte auch das Einkaufsinferno in der Nähe von Fresno nichts ändern.
An langen Orangen-, Pistazien- und Oliven-Hainen entlang fuhren wir in Richtung Lake Isabella, über eine Straße, die ich mir (a) gerader und (b) schneller zu befahren vorgestellt hatte. Das sollte nun nicht so gewesen sein und sahen wir wieder einmal einen sehr interessanten Vegetationswechsel, fuhren über Serpentinen und arbeiteten uns in Höhen vor, die sich interessant auf unseren Fotos und auf den GPS-Tracker-Daten machen – allerdings ziemlich blöde für den Benzinverbrauch unseres Wagens waren. Man hatte das Gefühl, dass sich die Tanknadel mit der gleichen Geschwindigkeit bewegte wie das Auto. Da die Benzinpreise hier auch nicht mehr so das Wahre sind, obwohl man sich als Deutscher über umgerechnet 80 Euro-Cent nicht beklagen sollte, stellt sich bei diesem Blick schnell Frustration ein und man guckt schnell wieder nach draußen.Irgendwann – viel später als geplant – kamen wir in Lone Pine an. Dieser Ort, nur für eine Übernachtung geplant, bot gleich zwei Überraschungen: Unser Navigationssystem führte uns zur Ortsmitte und die lag seiner Meinung nach nicht in der Main Street. (Liebes Navigationsgerät, was hast Du denn für eine Vorstellung von Ortsmitte in amerikanischen Städtchen?) Ich wusste, dass in diesem Städtchen in den 30er und 40er Jahren jede Menge Western gedreht wurden. Nun sahen wir die Steine und Felsen, auf denen John Wayne und Konsorten herumhüpften und Indianer und böse Cowboys bekämpften. So hatte das Motel, in dem wir abgestiegen waren, geradezu einen Schrein zu Ehren von John Wayne aufgebaut, der das Herz eines jeden Western-Fans hätte höherschlagen lassen. Solch Fans waren allerdings nicht unter uns. So wurde es aus Dokumentationszwecken fotografiert und gefilmt und dann machten wir uns zur Pizza Factory auf, in der wir satt wurden und nicht mehr. Wie soll bei Plastikbesteck und Essen aus einer Alu-Verpackung auch eine gemütliche Essenstimmung auskommen, wenn im Hintergrund auf einem riesigen Fernseher Dallas gerade dabei ist zu verlieren?
Trotz einer langen, langen Fahrt ein schöner Tag – es gab ja soviel zu gucken.