Zurücktreten, Luft holen – das war an diesem Tag angesagt. Wir haben ausgeschlafen, haben die Wunden (sprich den Sonnenbrand) geleckt und haben im Hotel gefrühstückt. Aus Faulheit und Prinzip. Wir hatten zwar gelesen, dass es im Hotel teurer wäre, aber letztlich – da waren wir dann ehrlich genug zu uns selbst – hat es in dem Frühstücksrestaurant am Vortag genauso viel gekostet, wie das amerikanische Frühstück im Hotel. Satt sind wir hier wie da geworden.
Wir zogen kurzzeitig in Erwägung, die gekauften Touren noch abzufahren – was aber zeitlich nicht in den Kram passte – oder eine Stadtrundfahrt in der Limousine zu absolvieren, was das Budget aber gesprengt hätte und – nebenbei gesagt – ist die Sicht in dem Wagen auch nicht so dolle. Getränke muss man wohl auch mitbringen, auch wenn die Gläser schon da waren, aber das ist jetzt nur eine Vermutung.
Letztlich kamen wir zu dem Schluss, dass es ja eine tolle Idee wäre, wenn man das Valet Parking ausnutzen würde und den Wagen ein paar Mal vom Hofe bewegen würde, damit sich das auch wirklich rechnet. In einem unser Reiseführer stand drin, dass es einen 49-Mile Scenic Drive geben würde, der einen an die schönsten Stellen San Franciscos führen würde. Man hätte wirklich etwas davon, wenn man nicht gerade zum Berufsverkehr fahren würde. Da uns auch noch ein Prospekt mit einem Plan in die Hand fiel, war das unser Freitag-Vormittag-Programm.
Wer jetzt glaubt, dass man so durch die Straßen von S.F. düsen könnte, wie es in der gleichnamigen Serie zu sehen ist, vielleicht noch mit den Sprüngen, der wird bitter enttäuscht werden. Ja, die Straßen sind schon so. Man würde es schon hinbekommen. Da aber an jeder dieser Straßen, die dafür in Frage kommen, entweder eine Ampel steht, die auf ROT abonniert ist oder ein Stopp-Schild, ist dies kein Touristen-Vergnügen.
Aber auch so macht es einen Mords-Spaß die Straßen herunterzufahren, da die Ausblicke natürlich gigantisch sind.
Wir schafften die 49 Meilen nicht ganz. Es gab Umleitungen, die uns völlig aus dem Konzept warfen, und landeten letztlich in einem Viertel, welches wohl nicht auf den üblichen Listen für Touristen stand. Dort versorgten wir uns in einer Apotheke mit einer Reihe von Medikamenten, denn eine Erkältungs-Welle hatte uns ergriffen. Nasentropfen, dazu passende fluschige Papiertaschentücher (die wirklich nur für einen einzigen Schneuzer zu gebrauchen waren; wenn man noch einmal Luft holte, konnte man sich gleich das nächste greifen) und Hustensaft. Mit diesen Utensilien im Gepäck schleppten wir uns ins Hotel und mussten uns erholen. Der eine Teil der Gruppe aufgrund der allgemeine Anstrengungen, der andere Teil aufgrund der speziellen.
Gegen sechs Uhr machten wir uns auf den Weg in Richtung Savannah Jazz Club, der sich im Mission District befindet. Angesagt war ein Konzert von Ben Bacot (bitte französisch aussprechen). Als wir ankamen, lief auf den diversen Fernsehern Jazz (also mal eine andere Variante als in den Sports-Bars), allerdings überall das gleiche. Es war dunkel, so dass man uns für das Lesen der Speisekarte eine Taschenlampe brachte und meinte, es würde nachher etwas heller werden, wenn das Konzert beginnen würde. Das Essen ist mit »geht so« ausreichend beschrieben. Die Bedienung war wirklich nett.Gegen sieben Uhr kamen eine Reihe von Musikern und bauten ihre Instrumente auf, stimmten diese, scherzten miteinander und dem Personal. Kurz vor halb acht Uhr, vor Beginn des Konzerts, kam auch Ben Bacot und begrüßte jeden Gast persönlich. Das konnte er auch, denn so viele Leute waren nicht gekommen. Essen nicht so dolle, nicht so viele Leute da – in so einem Moment kommt man schon ins Grübeln. Aber das sich der Entertainer persönlich vorstellt, das hatte natürlich schon was, und hob die Stimmung an unserem Tisch erheblich.
Gegen acht Uhr hatte sich Ben Bacot warm gesungen und an unserem Tisch machte sich Begeisterung breit. Es war eine Reisegruppe gekommen (Franzosen) und unter diesen waren wohl ein paar Stimmungskanonen, denn jetzt fing es an richtig Spaß zu machen. Nach einer Stunde gab es eine Pause und Ben ging herum, erkundigte sich, wie es den Leuten gefallen hat und erzählte uns, dass er auch einmal für geraume Zeit in Berlin gesungen hat. Anders als die Reiseführer gab er aber nicht vor, Deutsch zu können.
Gegen zehn Uhr machte sich eine allgemeine Müdigkeit breit und nach dem zweiten Abschnitt verabschiedeten wir uns von Ben, der der Frau Schwiegermama noch ein Autogramm gab. Der Jazz-Club ist empfehlenswert, wenn man nicht unbedingt Wert auf Essen legt, und wer es einrichten kann und Jazz mag, sollte sich auch Ben Bacot, der regelmäßig dort spielt, zu Gemüte führen – es lohnt sich.