Terra Gallus

»Ja, was denn nun?«

Besonders unterhaltsam sind Fahrten mit Taxi-Fahrern. Gerade von den Fahrern sind mir einige im Gedächtnis haften geblieben. Entweder, weil sie sich durch eine interessant machende Schweigsamkeit auszeichnen oder andere weil sie besonders beredt sind. Manchmal erkennen sie auch mich wieder, eher beim Abholen, da die Lage unseres Hauses ein wenig ungewöhnlich ist.

Auf der Heimfahrt vom Bahnhof hatte ich einen Taxifahrer, der sich um die Atompolitik in Deutschland sorgte. Im Radio hatten sie gerade durchgesagt, dass es diese und jene Probleme in Fukushima gäbe. Da kam er wohl drauf. Irgendwie mochte er die Atompolitik nicht mehr und schaute mich während der Fahrt an, als würde er meine Meinung dazu erwarten. Die gab ich gern preis, denn auch hier ging es um Sicherheitsbedenken: Ich habe es lieber, wenn die Taxifahrer die Straße im Blick haben.

Nachdem ich in zwei Minuten dargelegt habe, was ich von Atomkraft halte, war es auf der Fahrersitz-Seite so ruhig. »Es gab schon Probleme vor Tschernobyl?« »Hmm. Ja.« »Wusste ich gar nicht.« Ruhe. »Was soll ich denn jetzt wählen?« »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete ich, denn ich empfinde es nicht als meine Aufgabe, Wahlempfehlungen abzugeben, zumal ich mich mit der Frage auch immer wieder herumschlage. »Ja, soll ich wieder SPD wählen?« Mehr als ein unbestimmte Grunzen konnte ich von meinem Fahrgastsitz aus nicht loswerden. »Ich weiß nicht«, schien mir noch die unbestimmteste Antwort.

»Ich habe die 1998 gewählt. Danach nicht wieder«, erzählte er. Nachvollziehbar, ein besonderes gutes Bild hatte die erste Rot-Grüne-Regierung ja nicht abgegeben. Wenn man mal das Highlight »Atom-Konsens« ausnimmt. Allerdings war dieser Konsens ja keiner der Gesellschaft, schließlich war die Opposition in großen Teilen nicht unbedingt dafür und die Energiekonzerne schon gar nicht. Diese konnten einfach nicht anders. Dann von Konsens zu reden, ist schon ziemlich vermessen. Aber das war keine Diskussion, die ich mit dem Taxifahrer führen wollte, der schon dabei war, mir zu erzählen, wie unsympathisch ihm Ralf Stegner wäre, den er schon mal gefahren hätte und der ja kein einziges Wort zu ihm gesagt hätte.

Mittlerweile glaube ich, dass es keine gute Idee ist, über Politik im Taxi zu reden. In Graz hatte ich neulich einen Taxi-Fahrer, der mir darlegte, dass die »Junge Freiheit« eine sehr gute Zeitung wäre und dass die beste Zeitung im deutschsprachigen Raum aber die »Jüdische Allgemeine« wäre. Von diesem Punkt an, war es nicht mehr weit zu »Fletschers Visionen«.

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