Es gibt so geheime Leidenschaften, die man pflegt und hegt, gar nicht an die große Glocke hängt. Wer hier hin und wieder reinschaut, der könnte den Eindruck gewinnen, ich wäre der absolute Katzen-Liebhaber. Ja, muss ich da sagen, das stimmt schon, aber ich habe auch ein Faible für Hunde und Wölfe. Gut, ich habe auch eine kleine Liebschaft mit Ratten gehabt, was das Ganze in die klassische Tom-und-Jerry-Schiene bringt, denn alle drei unter einen Hut zu bringen ist einfach nicht möglich. Katzen sind unkompliziert was die Haltung angeht, allerdings vom Wesen eher nicht unkompliziert. Hunde und Ratten sind da schon anders unterwegs.
Meine Versuche, George zu einem Hund zu machen, kann ich an der Stelle verkünden, sind nicht sehr weit gediehen, wenn zu meiner großen Freude vermeldet werden kann, dass er hin und wieder vor meinem Schreibtisch steht, um sich eine Streicheleinheit abzuholen. Wir machen immer noch Fortschritte. Aber nun zu den Pudels Kern der Geschichte der eigentlich der eines Huskies ist.
Ich hatte vor ein paar Wochen Geburtstag und meine Frau hat erkannt, dass man mir mit einem Kleidungsstück weit weniger Freude bereitet als mit einem schönen Wochenende irgendwo versüßt mit irgendwas – beispielsweise einer Schlitten-Hund-Geschichte.
Was immer ich mir dadrunter vorgestellt habe, es kam anders. Die typische »Wir sind zu spät dran«-Geschichte und eine abenteuerliche Fahrt über brandenburgische Schleichwege, erspare ich mir einmal. Wir waren die ersten und wurden sehr nett empfangen, schauten uns die Hunde an, die uns mit gewisser Neugierde begrüßten. 25 Huskies. Schon nicht schlecht.
Irgendwie war ich auf eine passive Geschichte eingestellt, aber dann hieß es, wir würden selbst steuern. Oha! Wer das Wetter ein wenig im Auge hatte, der wird vielleicht mitbekommen haben, dass just zum Wochenende der komplette Schnee seinen Abgang zelebriert hatte (so mit überfluteten Straßen und stellenweise Hochwasser). Es blieb Matsch und Wasser. Da sollte ich mir keine Sorgen machen, hatte mein Schatz mir gesagt, die hätten auch Gefährte mit Rädern.
Die kamen zum Einsatz. Aber es war, wie gesagt, keine Fahrt wie mit einem Fiaker, sondern Mitarbeit war angesagt. Die Huskies, wurde uns vorher in einer Einführung vermittelt, sind ganz friedliche Tiere, die keine Wach-Eigenschaften haben, deshalb wenig bellen und ganz lieb wären. Hin und wieder würde mal einer knurren, das dürfe man aber nicht persönlich nehmen.
Wenn man dann den Chef vor dem Zwinger sieht, und die Meute von Hunden, die sich dagegen wirft, wird einem schon leicht anders. Auch schienen sie seine Wort von »Die bellen nicht« noch nicht gehört zu haben. Fünfundzwanzig Hunde können einen ordentlichen Krach machen.
Und toben. Sie tobten über das Grundstück und dann hieß es »Geht mal rein!« und »Macht Euch mit denen vertraut.« Gar nicht so einfach, wenn man gleichzeitig fotografieren möchte und Hunde um sich hat, die um einen herumrennen, wie die Wilden. Hauptsache Bewegung. Schlecht zum kennenlernen, schlecht für Fotos. Es gibt also keine schönen Fotos davon. Schade, aber nicht zu ändern.
Dann wurde den Hunden das Geschirr angelegt. Auch von uns. Ich kann meinen Hund, nur für seine Geduld loben. Er war nachher auch in meinem Team und legte dort die gleiche Gemütlichkeit an den Tag, wie beim Anlegen des Geschirrs. Dann wurden die Hundchens an die Leine gelegt und während sie beim Anlegen des Geschirrs noch recht geduldig waren, waren sie beim Anspannen ganz aus dem Häuschen. Als der Führungshund angespannt war, meinte er, es ginge gleich los und der Wagen kam mir erstmal entgehen, weil er nicht befestigt war. Mit Müh und Not konnte ich die Handbremsen drücken. Dann stand er aber auch sofort. Ich war beeindruckt.
Ich hatte drei Hunde im Gespann, wie Susann und der dritte Mitstreiter, ein Berliner (der Statistik halber erwähnt), auch. Die Begleiter hatten, glaube ich, acht Hunde davor, der Wagen war aber auch ein anderer Typ, größer, schwerer. Sie preschten los. Susann als zweite, ich als dritter.
Man soll den Wagen lenken können, aber de facto folgt er den Hunden und auf dem Matsch konnte ich soviel nach rechts oder links lenken wie ich wollte, eine Reaktion war schon ein wenig Glückssache. So war auch der Tipp, man könne Pfützen umfahren, ein theoretisch möglicher, praktisch aber undurchführbarer. Nach vierhundert Meter kam eine riesige Pfütze, die von den Hunden mit einer Begeisterung durchquert wurde, die ich dafür nicht aufbringen mochte (bin mehr ein Schoßhund), und die war so tief, dass meine Schuhe Wasser umspült waren. Dufte, dachte ich, ist ja gerade erst losgegangen und Du hast schon nasse Füsse. Gut, die Kollegen vorn auch.
Die Schuhe waren gut. Es war gar nicht so schlimm, wie ich mir das vorgestellt hatte. Den Hunden hatte das mit dem Pfützen laufen, mehr zugesetzt. Zu dritt schafften sie es nicht. Der Leithund mühte sich ab, aber er schaffte es nicht so recht, die Kollegen in der zweiten Reihe zu motivieren. Die Verhältnisse waren auch nicht so leicht, und ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen, denn einen nicht unerheblichen Teil der Strecke habe ich Roller gespielt, und die Hunde-Kollegen unterstützt. Dann wurde getauscht und frischer Wind kam in das Gespann.
Nach einiger Zeit ging auch diesem Team die Luft aus und aus meinen 3 HS wurden 4 HS. Der Berliner hinter mir, gleiche Statur, hatte eine etwas bessere Mannschaft am Start und fuhr fast immer neben mir, dass ich mit meinem bei diesem Wetter eigentlich nicht steuerbaren Gefährt, immer aufpassen musste, dass ich die übermotivierte Lady nicht überbügelte. Aber irgendwann ging auch ihr die Luft aus.
Ich war schier begeistert von der Motivation und Ungeduld der Hunde, wenn die Party stand. Eine halbe Minute ging es, dann schlug irgendeiner der Hunde an, und man musste aufpassen, dass das Team nicht einfach loszog.
Nach einer Stunde Fahrt durch die brandenburgischen Wälder, ging es zurück auf den Hof. Die Hunde wurden gestreichelt und gelobt für ihre Leistung und Aufmerksamkeit. Das fand ich beachtlich: Die sind natürlich immer dem Hauptschlitten hinterher, da mache ich mir keine Illusion, so war das mit den Pferden in der Camargue auch, aber wenn die Party stand und man sagte »Los!«, dann ging es auch los. Da war also etwas wie eine Beziehung. Auch wenn ich allzuoft sicher nur die Spaßbremse war…
Also abspannen, das Geschirr ab, dann durften die Hunde wieder in den Zwinger und wir in die Küche.
Wem danach jetzt auch mal ist, der sollte unter http://www.freizeit-mit-huskies.de schauen – es lohnt!