Ich fand sowohl Buch wie Film zu »Alles ist erleuchtet« grandios, insofern verwunderte es mich nicht, dass Jonathan Safran Foer ein Buch geschrieben hat, das den Titel »Tiere essen« hat und das Thema Massentierhaltung thematisiert. Was für ein trockenes Thema, mag man sich denken, aber ich mochte den Humor in seinem Roman und bin überrascht, dass er auch bei einem solchen Thema – nennen wir es mal ernst – es schafft, den Leser vom Nachdenken zum Schmunzeln und auch wieder zurück zu bringen.
Da ich noch nicht einmal die Hälfte gelesen haben (das darf man nach vier Stunden im Besitz des Buches auch nicht erwarten, ich habe ja auch noch meine c’t gehabt), will ich mal noch keine begeisterte Kauf-Empfehlung aussprechen. Man weiß ja nicht, was noch so kommt. Aber zwei Punkte haben mich schon mal zum Nachdenken gebracht.
Intelligenz. Sind Tiere intelligent? Viele sagen einfach »nöö«, aber so einfach scheint es ja nicht zu sein, wenn man mittlerweile her geht und sagt: »Nein, sie sind nicht intelligent, aber sie haben eine sehr spezielle Begabung für…« … ja, für was auch immer. Ein gutes Beispiel für diese spezielle Begabung brachte er für den Geparden, der recht exakt abschätzen kann, mit welcher Geschwindigkeit er wo seine nächste Mahlzeit angreifen kann. Klar: Er ist ein Experte für Geschwindigkeit, deshalb baut er noch keine Autos. Oder Fische: Aber da muss ich andersrum anfangen. Katzen: Die sind niedlich, manchmal nervig, schmusig und kuschelig (zumindest manche unter ihnen), man akzeptiert sie, wie sie sind. Ich habe noch nie vergessen, die Katzen zu füttern (gut, sie machen sich auch bemerkbar – entweder durch Sitzblockaden oder durch Geräusch (würde man ihnen Trillerpfeifen geben, sie würden sie benutzen)). Bei den Fischen ist das so eine Sache – die einen sind im Garten, da gehe ich morgens normalerweise nicht hin; die anderen sind im Wohnzimmer, da gehe ich morgens normalerweise auch nicht rein. Das würden sie sicher noch verkraften. Die Sache hat aber einen kleinen Haken: Wenn ich abends im Dunkeln nach Hause komme, gehe ich auch nicht mehr in den Garten und ich gehe unter Umständen auch nicht in das Wohnzimmer mit dem Aquarium. Da können die Fische nur hoffen, dass man nächsten Morgen das Wetter schön ist und ich ein schlechtes Gewissen habe. Aber ansonsten stehen Fische für mich auf einer Stufe mit Zimmerpflanzen und den ging es bei mir als Single auch immer nur leidlich. Aber selbst ich, der kein ausgeprägtes Verhältnis zu den Fischen hat, habe gemerkt: So blöd sind die nicht! Beispielsweise die Welse im Aquarium: Fremde bekommen die normalerweise nicht zu sehen. Das haben wir auch nicht. Aber nach und nach haben die sich an uns gewöhnt und wenn wir nun vor dem Aquarium sitzen, kommen sie und gucken auch mal, was wir so treiben (zum Beispiel, ob wir mal wieder Fisch essen und lachen dann über die Lachse aus der Aqua-Kultur, die offenbar auch im Aquarium aufgewachsen sind, aber letztlich kein so schönes Ende genommen haben). Mit den Goldfischen ist es das Gleiche: Die warten regelrecht, dass man kommt und dann wollen sie gefüttert werden. Ich habe immer das Gefühl, dass sie auf der Seite schwimmen, wo sie auf die Veranda-Tür gucken können (was sie da nun sehen, sei einmal dahingestellt) und kommt man dann rum um den Teich und will sie füttern, dann schwimmen sie dahin. Zusammengefasst: So ganz blöd sind die Viecher nicht. Was Foer erwähnt, man kann es auch ausbreiten nennen, ist: Wir kämen nicht auf die Idee unsere Katzen zu füttern, aber mit Fischen haben wir keine Probleme. (Oder um mit Susann, der Anglerin zu sprechen: So lange es kein Fell und braune Augen hat, habe ich keine Probleme es zu killen. – Gut, ich glaube, den zweiten Teil des Satzes formuliert sie immer ein wenig anders, in der Richtung: Eins über den Nüssel geben oder so, ein Wort, was die Rechtschreibhilfe nicht kennt und für das ich deshalb keine Garantie übernehme.)
Der zweite Aspekt: Wir sind Teil des Tierreichs, zählen uns zu den Tieren (und nicht zu den Pflanzen), wollen aber kein Tier sein. Habe ich nie verstanden. Warum eigentlich? Weil wir das höchstentwickelte Lebewesen auf dieser Erde sind? Weil wir so intelligent sind? Also anders intelligent als die anderen Lebewesen? Oder weil wir die Kategorien erst erschaffen haben und somit uns auch das Recht zusteht, uns dieser Kategorisierung zu entziehen? Vielleicht ist es ja auch einfach nur Arroganz…
Mir ist noch nicht ganz klar, wohin der Hase in dem Buch läuft. Denn letztlich ist die schon der Buchtitel eine Vereinfachung des Themas: »Tiere essen« ist schließlich nur ein Aspekt der Massentierhaltung. Hört man auf, Tiere zu Essen, wird es immer noch die Massentierhaltung für Eier und Milch geben (als Beispiel) und wir Foer selbst feststellt, sind die Haltungsbedingungen auch in diesen Anlagen nicht besser als in denen, in denen die Tiere umkommen. Abgesehen davon, dass er berichtet, dass Legehennen nach einem Jahr gekillt werden (anders kann man es nicht sagen), weil danach ihre Produktivität singt.
Das ist mal ein echtes Polylemma.