Ich habe auf der Suche nach Kopfhörern noch einen Zeitungsartikel gefunden, den ich neulich aus dem Flugzeug mitgenommen haben. Nun gehöre ich nicht zu den Gesellen, die laut und vernehmlich anfangen Zeitungsartikel aus der Zeitung herauszureißen, um sie dann sauber zu falten (manchmal glaube ich, die Kollegen, die das tun, würden sich von den Stewardessen noch ein Bügeleisen geben lassen, wenn es das Angebot gäbe – besser noch, bügeln lassen). Um ein Zitat aus selbigen soll es gleich gehen; dann um Luna, die nicht durch Handtücher gucken kann und letztlich gibt es noch einen Lesebefehl.
In der »Presse« vom 24. März gab es einen Artikel mit Ernesto Cardenal. Dieser war Priester in Nicaragua und wurde von Papst Johannes Paul II. suspendiert, als er Kulturminister wurde. Er gilt heute als Befreiungstheologe, sprich er hat einen etwas anderen Blick auf die Welt als die Herrschaften in Rom. Ja, die Katholiken haben es zur Zeit wirklich nicht leicht: Sie wollen wahrscheinlich gar nicht glauben, was ihnen zur Zeit alles zu Ohren kommt. Aber mit Glauben kennen sie sich ja aus. Ich dachte ja schon, dass es die Protestanten mit der beschwipsten Autofahrt ihrer ehemaligen Bischöfin Käßmann nicht leicht haben würden – aber da sieht man mal wie die Herrschaften gestrickt sind. Während Frau Käßmann nach kurzer Frist zurücktritt, drohen die betroffenen katholischen Merkwürden erst einmal mit Klagen. Aber ich komme vom Thema ab, denn hier geht es um ein schönes Zitat von Ernesto Cardenal:
Die wirkliche Bedeutung des Wortes »links« liegt darin, mit den Armen zu sein. Der Sinn des Wortes »rechts« liegt darin, mit den Reichen zu sein. Deshalb glaube ich, dass man die Linke unterstützen muss.
An solchen Worten mag sich so mancher stoßen und selbstverständlich ist eine solche Schwarz-Weiß-Antwort eine grobe Verallgemeinerung ohne die vielen Grauwerte dazwischen zu beachten. Aber es verdammt nah an der Wahrheit.
Ich saß vorhin in der Badewanne und las ein wenig in der ZEIT. Die Zeitung stand ja mal in der engeren Wahl als Wochen-Abo im Hause Hahn zu laden. Allerdings hatten sie sich mit einer Artikelserie über das Internet in das Aus geschossen. Das hatte vorher der SPIEGEL ja auch schon geschafft. Während ich den SPIEGEL seit der Abo-Kündigung überhaupt nicht mehr gekauft habe und auch keine Entzugserscheinungen verspürt habe – so groß war die Liebe wohl wirklich nicht mehr -, kommt die ZEIT hin und wieder noch ins Haus. Besonders nach Flügen oder im Urlaub. Während ich im Warmen saßen, machten es sich die Katzen im Bad bequem. Jeder auf einem Läufer. Allerdings kann George ja nicht still sitzen und rennt immer mal wieder rum. Das macht dann Luna nervös und sie fängt an zu knurren, laut und deutlich, also nicht zu verwechseln mit Schnurren. Irgendwann hörte man sie nur noch Knurren. Sie hatte sich im großen Badehandtuch versteckt und konnte den Kater gar nicht mehr sehen. So war sie noch am Knurren, obwohl der Kater schon lange das Bad verlassen hat. Ein lustiges Bild.
Genauso lustig war der Artikel »Ein Königreich für eine Frikadelle« von Tuvia Tenenbom, der von New York eine Reise an den Bodensee gebucht hatte, weil er gehört hatte, dort gäbe es ein Etablissement um bequem abzunehmen. Das mit dem Abnehmen stimmte zwar, allerdings bequem ist das falsche Wort. Es geht dort um Fasten und die Erlebnisse, die er damit hatte, die beschreibt er in dem Artikel. Ironisch und polemisch und unterhaltsam. Er beschreibt die Toilette in seinem Zimmer als erste positive Überraschung:
Das iPhone unter den Toiletten. Ja es ist eine intelligente Toilette. Man braucht nämlich kein Toilettenpapier. Und so funktioniert es. an macht sein Geschäft und drückt dann einen kleinen Knopf. Ein Stab kommt heraus und besprüht das Hinterteil. Ein wirklich intelligenter Spritzer. Und dann, um das Vergnügen abzurunden, gleitet ein Föhn heraus, um den gewaschenen Po zu verwöhnen. Was für eine wunderbare Welt! Apple sollte in dieses Geschäft einsteigen.
Freilich muss man satanischen Geistes sein, um ausgerechnet Hungernden eine solche Wonne von Toilette zur Verfügung zu stellen.
Aber eigentlich geht es Tenenbom neben der Toilette und dem Fasten um die dort Anwesenden. Der Aufenthalt in dieser Klinik ist nicht billig und ich brauche wahrscheinlich noch nicht einmal in Erwägung zu ziehen, dort eine Woche zu verbringen. Da man einige Tausender mitbringen sollte (in Euro aber bitte schön), trifft man dort viele Menschen aus den arabischen Ländern. Aus Saudi-Arabien, aus dem Libanon (und so weiter) und die haben nicht nur ausgeprägte Meinungen zum Fasten (irgendwie ablehnend), sondern auch über Israel (auch irgendwie ablehnend), was den Juden Tenenbom natürlich immer interessiert, der aber an diesen Orten immer als Deutscher unterwegs (sprich undercover) ist. Der Artikel ist, was ich bedauernd mitteilen muss, online leider nicht verfügbar, so dass sich die Interessierten vielleicht doch auf den Weg zum Kiosk machen müssen. Es lohnt sich!