Als ich unter der Woche Kollegen erzählte, wo ich das Wochenende verbringen würden, hielten das einige für einen meiner schlechten Scherze. Aber es war wahr und wir haben es auch wahr gemacht, an diesem Wochenende: Ich hatte Susann zu Weihnachten ein »Irgendwie-romantisch-und-genießen«-Wochenende in Otterndorf geschenkt, auch wenn es das Hotel »Am Medemufer« etwas anders nennt.
Die ungläubigen Blicke meiner Kollegen hatten damit zu tun, dass wir in Otterndorf einen Kunden haben und in Cuxhaven, gleich um die Ecke, noch einen Kunden. Lustigerweise hatte ich in den vergangenen Jahren mit den beiden Kunden überhaupt gar kein Kontakt, in den letzten beiden Wochen meldete sich aber einer nach dem anderen. So geht das manchmal. Vielleicht haben sie geahnt, dass ich in die Gegend komme.
Da die Fähre über die Elbe zur Zeit wegen Eis gesperrt ist, was ich für einen üblen Streich des Flussgottes halte, mussten wir an Hamburg vorbei. Das ist Freitags immer eine ganze schlechte Idee und ich versuche das zu vermeiden. Die Krönung ist dann aber die ewiglange Fahrerei auf der B73 Richtung Cuxhaven. Da brauchte ich jede Menge Aufmunterung, um nicht frustriert wieder umzukehren. Gut, hinter Stade fängt der Verkehr dann an zu fließen. Aber bis dahin, muss man schon ein wenig Geduld haben. Interessant: Kurz vor Stade wird einem mit einem Stückchen Autobahn Appetit auf mehr gemacht, aber das ist nur ein leeres Versprechen.
Wir kamen noch vor dem Abendessen dort an und durften uns an einem schönen Zimmer und dem Cuxhavener-Fisch-Buffet erfreuen: Fisch in allen Variationen, das war doch mal was. Susann war ganz aus dem Häuschen.
Der nächste Tag sollte aus dem Besuch der Sole-Therme, die praktischerweise gleich gegenüber lag, beginnen und mit einer Romantik-Massage gekrönt werden. Es kam etwas anders, da der Termin mit der Romantik-Massage verschoben werden musste. So machten wir uns auf den Weg zum Strand. Ich darf nicht vergessen, morgen früh noch die Schuhe sauber zu machen, wir sind ordentlich durch Matsch gelatscht. Nachdem wir einsam auf dem Deich standen und den recht unspektakulären Blick auf die Elbe (die an der Stelle übrigens eisfrei war) genossen hatten, machten wir uns weiter auf den Weg nach Cuxhaven. An der »Alten Liebe« beobachteten wir ein wenig die Schiffe, Touristen und die Möwen. Anschließend kam Susann noch auf die Idee, in der Stadt shoppen zu wollen. Wir fragten einen alten Mann, welches denn der beste Weg wäre. Nun ja, die Antwort war wenig befriedigend: »Einkaufen. Nein, das ist in Cuxhaven trostlos. Da ist nichts los.« Die Tourismus in Cuxhaven Tourismus wären, hätten sie die Antwort ihres Mitbürger gehört, wahrscheinlich in ein Wachkoma gefallen und somit auch Opfer des Abschwungs in dieser Gegend geworden. »Gut, dann fahren wir nach Otterndorf zum Shoppen.« »Ja, Otterndorf ist gut.« Vielleicht war der alte Mann auch gekauft. Nun wirkt die Einkaufsstraße in Otterndorf, was ein wenig mysteriös ist, wesentlich größer und länger, wenn man mit dem Auto durchfährt, als wenn man wirklich »real« in ihr verweilt. Zu meinem Schaden sollte das nicht gewesen sein…
Später, am Nachmittag, machten wir uns dann auf den Weg in das Schwimmbad. Wir haben mal alles ausprobiert, sogar das Außenbecken, was schon frisch war. Da machte das Spaß-Becken mit seinen 32° Celsius dann richtig Spaß. Länger als eine Stunde hielten wir das aber nicht aus. Susann wollte dann wieder ins Hotel, wo wir ein wenig abruhten, bevor es zur Partner-Massage ging. Ach ja, was heißt schon Partner-Massage? Man liegt auf zwei unterschiedlichen liegen, es spielt sanfte Musik mit Klavier- und Harfen-Untermalung. Das Zimmer ist abgedunkelt, ein paar Teelichter leuchten so vor sich hin, was alles ganz romantisch ist, wenn man mal davon absieht, dass man mit dem Bauch auf einer Liege liegt, das Gesicht in eine Öffnung gepresst. Die Massage war aber dufte.
Danach ging es zum Candle-Light-Dinner, Romantik ohne Ende. Ach nein, wir haben uns über die nächsten Urlaube und die Möglichkeiten unterhalten.
Nach einem netten Frühstück heute morgen, wir teilten uns – wieder Romantik ohne Ende – noch eine Zeitung während dessen, ging es wieder zurück in die harte Realität. Und wie kommt man am Besten zurück in auf den Boden der Tatsachen? Genau, man räumt auf und baut ein Regal auf.