Da hast Du mein Ego ganz schön gestreichelt. Nachdem Norma mir letzte Woche mitgeteilt hat, dass ich ja sterben könnte, ist es doch mal nett, jemand kennenzulernen, der mit mir so vehement in Kontakt treten will und das mit einem positiven Grundtenor. Gleich drei EMails hast Du mir geschrieben! Mir ist allerdings nicht ganz klar, warum, wenn Du mir dreimal schreibst, Du dreimal das gleiche Foto schickst. Über Dein Foto habe ich ganz vergessen zu erwähnen, dass es auch dreimal der gleiche Text war. Ach herrje, der Text – ich will und kann nicht behaupten, dass mein Russisch besser wäre als Deine Deutschkenntnisse. Macht aber nichts, mit Deinen tollen Sprachkenntnissen könnten wir über die Runden kommen.
Liebe Ekaterina, schön, dass Du noch jung bist. Da habe ich keine Probleme mit. Es sollte Dich aber nicht stören, dass ich eindeutig in die Kategorie »alter Sack« falle. Ich glaube, ganz ehrlich, dass auch junge Leute Menschen sind, mit denen man sich unterhalten kann. Mit Sechsjährigen ist es manchmal noch ein wenig schwer, aber sobald die Grundbegriffe in Sachen »Sex and Drugs and Rock and Roll and Computer« einmal geklärt sind, komme ich mit fast jedem zurecht. Ich wäre also der richtige Briefpartner für Dich, denn Du bist ja auch schon 29. Zehn Jahre Altersunterschied machen bei einer Brieffreundschaft ja nichts! Ich begrüße es, auch wenn wir uns kaum kennen, dass Du versuchst jetzt noch unter die Haube zu kommen. Brieffreundschaften sind ein guter Anfang, und selbst, wenn es mit uns nicht werden kann, kann ich Dir aber vielleicht gute Tipps geben. Mir fällt zwar im Augenblick nur ein Junggeselle ein, den ich wirklich empfehlen könnte, aber der hat schon schlechte Erfahrungen mit russischen Jungfrauen im Internet gemacht. Aber wenn mir demnächst einer unterkommt, ich werde mich sofort bei Dir melden…
Richtig interessant sind Deine Versprechungen, die in mir wilde Fantasien ausbrechen lassen: Du willst mir mehr schicken als nur Deine Fotos? Wenn meine Frau nachher noch einmal zu sich kommt, und ich weiß, dass sie nichts gegen Brieffreundschaften hat, werde ich mit ihr noch mal diskutieren, was das sein könnte. Darf ich mir auch was wünschen?
Ich weiß nicht, ob es ein großes Hindernis ist, aber ich halte nicht so viel von Sport. Aber in der Natur halte ich mich schon ganz gern auf, allerdings nicht, wenn wenn es regnet oder schneit. Und Schnee hatten wir in der letzten Zeit genug.
Es tut mir wirklich leid, dass Du so lange einsam warst. Das Internet kann da helfen, und dass Du jetzt mich gefunden hast, ist einerseits Glück und andererseits natürlich schlecht. Denn ich muss Dir mitteilen, dass ich schon verheiratet bin und drei Katzen habe. Von daher bin ich sicher nicht der richtige Ansprechpartner in Sachen »große Familie haben«. Lustig übrigens, dass Du unser »ß« immer als »B« schreibst, da haben wir Deutsche bei ausländischen Bedienungsanleitungen immer großen Spaß dran.
Nun ja, ich hoffe, Du bist nicht enttäuscht und möchte Dir abschließend noch die Frage beantworten, wie ich mir ein »gluckliches« Leben vorstelle. Putzigerweise ist es von »Glucke« zu »Hahn« ja gar nicht soweit, aber nehme mal an, Du meinst »glückliches« Leben. Ach ja, da gehört schon so einiges zu tun. Neben vielen anderen Aspekten träume ich immer noch davon, dass mein Posteingang nicht mehr mit SPAM beschmutzt wird. Aber wie das mit Träumen so ist: Sie bleiben oft welche…
(Ich hatte letztes Jahr schon mal »Kontakt« mit einer Freundin von Dir, die hat auch unterschiedliche EMail-Adressen angegeben. Ich wusste jetzt nicht, auf welche ich antworten soll. Ich hoffe, Du findest hier meinen Brief. Ich habe da hässliche Sachen gehört, aber Du hast ja geschrieben, Du wärst »gut«, da ist das sicher ein Versehen gewesen. Vielleicht solltest Du mal Deinen Rechner überprüfen, es könnte sein, dass der mit Viren verseucht ist oder an ein Bot-Netz angeschlossen ist. Ach ja, ich werde mal Dein Foto auf meiner Webseite veröffentlichen: Meine Freunde werden total neidisch sein…)