Was für ein unspektakulärer Tag. Aufstehen. Frühstücken. Ins Auto setzen und losfahren. Ankommen.
Das Wetter: nicht der Rede wert. Es war einfach nur diesig (im besten Fall) oder regnerisch (normalerweise).
Die Drakensberge scheinen schön zu sein. Aber bei Regen kann man kein objektives Urteil abgeben.
Wir hielten einmal an, um sie zu fotografieren, da wir eine Mischung aus einigermaßen schönem Wetter und guten Ausblick erwischt hatten. Kaum hatten wir die Tür auf, da stürmte ein Horde von Kindern auf uns zu, die wahrscheinlich zwischen fünf und acht Jahren alt waren, und rief »Sweeties! Please!«, umringten den Herrn Papa, der ob dieses Angriffs mehr als überrumpelt war und sich und seine Videokamera in Sicherheit brachte.
Nun, wir sind Schuld, wenn eine Dorfgeneration von Kindern schlechte Zähne haben sollte, denn die Eltern hatten eine ganze Reihe von Süßigkeiten zu verteilen, die sie aus Deutschland mitgebracht hatten, vermutlich in der Erwartung, dass es in Afrika solche Leckereien nicht gäbe. Das war natürlich eine Fehlannahme, genauso wie die, dass in Afrika immer schönes Wetter wäre.
Mittlerweile hat sich in Deutschland auch das Begehen von Halloween eingebürgert, man mag fast sagen, es wäre eine Unsitte, denn es hat keinerlei Tradition bei uns und wird nur von Eltern begangen, die ihre Kinder abends auf die Straße schicken und »Süßes oder Saures!« rufen lassen, damit diese mit einer Tonne von Leckereien wieder nach Hause kommen, um die Haushaltskasse zu entlasten. Ich habe schon früh angeregt, die Kinder mit Obst zu versorgen und habe auch schon selbst, sicher zur Freude mancher Väter, die Kinder mit Zartbitter-Schokolade oder den Riegeln der Merci-Packungen, die wir nicht mochten, nach Hause geschickt.
Heute war es natürlich ein richtiger Notfall, denn wir hatten nur noch Schokolade mit Chili-Geschmack und Minze im Auto, abgesehen von ein paar Keksen und den Resten von M&M-Schoko-Linsen. Das wurde aus dem Auto gegeben, in der Hoffnung, dass die Kinder es untereinander teilen würden. Statt dessen gab es eine wüste Rangelei und uns wurde gezeigt, dass kleine südafrikanische Kinder mitnichten bessere Kinder wären, die sich bei Süßigkeiten irgendwie solidarisch zeigen würden. Ganz im Gegenteil. Die Aufteilung wurde also von erfahrenen Pädagogen vorgenommen.
Das »Please, please, please« kam aber so lange, schon lange nachdem die Vorräte aufgebraucht waren und ich in meiner Tasche nur noch Husten-Bonbons hatte, die ich aber partout nicht weggeben wollte, und ich resolut »No!« sagte und siehe da: Es war Ruhe. Die Kinder verabschiedeten sich freundlich mit »Bye, bye, bye …« (man möge dieses jetzt noch vierzig Mal fortführen und sich dabei freundliches Winken vorstellen) und wir konnten unsere Fotos von der schönen Landschaft, die gerade nicht im Regen lag, schießen.
Ach ja: Das Wetter soll nicht besser werden. Allerdings: Als wir im Krüger-Park gefragt hatten, hatten wir eine ähnliche Antwort bekommen und am nächsten Tag war es herrlich. Sprich: Die Hoffnung stirbt zuletzt.