Um 13:13 Uhr war es das erste Mal soweit: Es kam Safari-Outdoor-Gefühle auf. Angeschlagen war ein Wasserfall namens Lydenburg Falls und da Wasserfälle bekannterweise ein Steckenpferd von mir sind, musste dort abgebogen werden. Der Asphalt endete nach wenigen Metern und anschließend eröffnete sich eine Piste aus rotem Sand und Steinen, die das Herz eines jeden Freizeit-Geländewagenfahrers höher schlagen ließ.
Wir fuhren zwei, drei Kilometer und standen dann vor einem Tor, an welchem ein Schild uns mitteilte, dass man willkommen wäre und gern auch eine Gebühr zu zahlen hätte, diese aber nur an Feiertagen und an Wochenende entgegen genommen werden würde und die Erfinder dieses Schildes, verliehen dieser Information noch etwas mehr Eindruck, in dem sie nicht nur ein Tor sondern ein mächtiges Schloss montiert hatten. Wasserfälle in Lydenburg gibt es also nur an Wochenende oder südafrikanischen Feiertagen.
Auf der Rückfahrt auf dieser Strecke sagte Susann dann: »Wenn Du nicht mehr fahren willst, sagst Du Bescheid, ja?« »Ja, dann tauschen wir.« »Jetzt.« »Aber Du hast doch gesagt…« Ja, ich weiß. So war das auch wieder nicht gemeint, aber manchmal muss man seinen Ehepartner halt wirklich ernst nehmen. Der Augenblick war mal wieder gekommen.
Wir tauschten die Plätze und kurz darauf konnte man ein Fäkalwort besonders häufig hören. Susann hatte eine dezidierte Meinung zu der Ergonomie in dem Gefährt und verlieh dieser auch ausdrucksstark, aber nicht ganz damenhaft Ausdruck.
Der Tag begann aber viel, viel früher nämlich um halb sieben Uhr mit dem Aufstehen. Wir waren dann zeitig genug beim Frühstück in unserem Johannesburger Hotel. Das Frühstück war eine Mischung aus »ziemlich gesund« und »ziemlich ungesund«, man konnte sowohl seiner Vorliebe für Obst frönen, wie auch einer eventuell vorhandenen Leidenschaft für gebratenes Fett. Ich hatte nach dem obligatorischen Rührei, welches ziemlich fluffig war, einen Obstteller und einen Muffin. Hätte ich den Muffin zuerst gegessen, wäre ich im Anschluss satt gewesen. Meine Geschmacksknospen konnten nicht erarbeiten, was die Zutaten dieses Muffins gewesen sind – üblicherweise verbinden sie mit diesem Gepäck Double Chocolat (tiefschwarz) und ein paar Schokocrispies. Am Allerbesten ist es, wenn der Muffin innen noch eine Füllung aus Schokolade hat oder zumindest ein wenig weicher ist. (… Ich fange an zu träumen …) Dieser Muffin war aus allen möglichen Nüssen, Getreiden und anderen Ballaststoffen in ihrem ursprünglichsten Sinne: sehr lecker, aber nicht gegen einen Muffin, der dem tiefsten afrikanischen Kontinent entsprungen sein könnte, obwohl seine Zutaten eher aus Südamerika kommen, konnte er nicht antreten.
Das Navigationssystem führte uns dann auf einem Umweg aus Johannesburg heraus.
Auf der Autobahn und der anschließenden »Bundesstraße« trafen wir so alles an, was angekündigt war: Tramper, Menschen, die die Fahrbahn überquerten (auf Autobahnen für Europäer etwas ungewöhnlich), Autofahrer, die auf der Autobahn wendeten (auf Autobahnen für Europäer wirklich undenkbar), Kühe und Affen.
Das Wetter wurde leider zunehmend schlechter. Eine zeitlang fuhren wir durch den dichtesten Nebel, so dass man dachte, in ein Zeit-Raum-Loch gefallen zu sein und plötzlich durch das nördliche Schleswig-Holstein zur Mittagszeit im November zu fahren. Wenn die Straßenverhältnisse sich nicht fundamental unterscheiden würde (zumindest im Augenblick noch), dann könnte man daran wirklich glauben.
Nachdem der Nebel sich gelichtet hatte, fuhren wir nur noch im Nieselregen. Nicht so schön, zumal auf dem heutigen Programm eine Fahrt über die Panorama-Route stand. Panorama bedeutet ja, laienhaft ausgedrückt, gute Sicht. Das konnten wir knicken. Wir waren an zwei Aussichtspunkten und hatten einigermaßen Glück. Das Gesehene versetzte uns in Erstaunen und faszinierte auch, aber die Vorstellung, wie fantastisch das Ganze wohl bei Sonnenschein aussehen würde, machte schon ein wenig traurig. Hätte man die Möglichkeit den Reiseveranstalter wegen schlechten Wetter zu verklagen, für den heutigen Tag sähe ich gute Möglichkeiten zu gewinnen.
Der Tag hatte zwei Höhepunkte: das Abendessen im Graskop Hotel in – wie der Name schon verspricht – Graskop und der Canyon des Blyde River. Letzter ist absolut faszinierend und hat den Umweg gelohnt, auch wenn wir nicht alles voller Pracht sehen konnte.
Nach diesem abwechslungsreichen Tag geht es nun in die Heia und wir harren der Dinge, die uns der morgige Tag bringen wird: genauso abwechslungsreich, nur mit ein wenig besserem Wetter. Aufgegessen haben wir unsere Teller heute, von der Seite sehe ich kein Problem.