Susann hatte heute morgen einen akuten Anfall von Optimismus: In diesem schmierte sie sich mit Sonnencreme ein. Lange hielt das nicht vor, denn sie behandelte sich anschließend noch mit Mückenspray. Weder von Sonne noch von Mücken war heute viel zu sehen, sie waren schlichtweg nicht existent. Was die Kombination für Nasen bedeutet kann man sich auch ganz vorstellen.
Immerhin regnete es nicht, aber man sah den Einheimischen deutlich an, dass sie das Wetter nicht besonders spaßig fanden. An der Rezeption hieß es, dass wäre nicht typisch und in den Wochen vorher wäre es auch ganz anders gewesen. Dolle Wurst!
Wir sind heute von Graskop erst einmal in Richtung Panorama-Route zurück gefahren und haben einmal geschaut, ob sich bei dem trüben Wetter durch das Gottes Fenster irgendetwas sehen lässt. Unter dem Felsen, der als God‘s Windows bezeichnet wird, gibt es Regenwald und er man seinem Namen alle Ehre. Wie gestern schon geschrieben, hat man eine schöne Vorstellung davon bekommen, wie das fantastisch das Ganze aussehen mag, wenn etwas schöneres Wetter gewesen wäre. Wer schon mal da ist, sollte die Kraft aufwenden, und die paar Stufen in Richtung Forrest View steigen. Der Ausblick, der sich da bietet, ist die Mühen wert.
Für Wasserfälle – das ist ein entscheidender Vorteil von diesen Schauspielen – ist schönes Wetter nicht unbedingt erforderlich. Erst betrachteten wir uns die Lisbon Falls, anschließend die Berlin Falls. Fangen wir mit dem Letzteren an: Man kann ihn sich sparen! Es ist ganz nett, aber man ist ziemlich entfernt und Aufnahmen aus den interessanten Perspektiven sind verboten. Hat man zuerst die Lisbon Falls gesehen, reißen einen die Berlin Falls nicht vom Hocker. Das Interessanteste ist noch, dass er in unterschiedlichen Schreibweisen daherkommt – mal als Berlin Falls, mal als Berlyn Falls.
Die Lisbon Falls dagegen sind wirklich fantastisch. Ein schöner Mittelklasse-Wasserfall, dessen Besuch sich in jedem Fall lohnt, wenn man in der Gegend ist. Mittelklasse ist wirklich keine Abwertung. Ich habe sogar eine Vorliebe für die Minis unter den Wasserfällen, weil man sich an diesem teilweise richtig austoben kann. Mittelklasse-Wasserfälle erzeugen nicht den Dunst von ihren großen Brüdern und man kann viele Facetten entdecken. So hat jede Klasse ihre Vorteile. An den Lisbon Falls kann man nun nicht lange rumklettern, aber mit recht wenig Mühe, bekommt man verschiedene Perspektiven von dem Wasserfall zu sehen.
Nach diesem Begucken sind wir in Richtung Graskop zurück, haben den ortsansässigen Spar-Markt geplündert, uns betanken lassen und sind in Richtung Hazyview aufgebrochen. Die Tour dorthin war recht interessant, weil wir mal einen Ort gesehen haben, der nicht von Tourismus geprägt war, sondern ein wenig typischer in seiner Urbanität gewesen ist. Die Schule, das ist wohl eine Nachricht die Schüler in Deutschland erschüttern dürfte, ist in Südafrika früher zu Ende. Zumindest sahen wir schon zur Mittagsstunde viele Schüler in Schuluniformen auf den Straßen. Es mag natürlich sein, dass diese einfach eine lange Mittagspause hatten und in den Nachmittagsstunden noch einmal zurückkehren. Für wahrscheinlich halte ich das allerdings nicht, schon allein deshalb nicht, weil die Wege teilweise beachtlich scheinen und Schulbusse nicht auf den Straßen zu sehen waren.
In Hazyview war dann ein Geldautomat unser Opfer, allerdings »übergab« dieser sich gleich und spuckte nicht etwa mehr Geld aus als angefordert, sondern ging offline. Das verzögerte unsere flotte Weiterfahrt etwas. Susann hat sich dann eine CD gekauft, die allerdings nicht typisch südafrikanische Musik beinhaltete (obwohl das Angebot 3 CDs für umgerechnet 10 Euro natürlich ein Schnäppchen ist). Außerdem kaufte sich Frau Mama noch ein paar Schuhe, weil die wirklich günstig gewesen waren.
Dann ging es in den Krüger-Nationalpark. Soll man es kurz zusammenfassen? Wir haben einen Fehler gemacht! Die Zeit, die die Tour uns zur Verfügung stellt, ist viel zu kurz. An diesem Nachmittag, den wir selbst herumfuhren, haben wir schon so viele Tiere gesehen, dass einem die Augen überquollen. Natürlich gab es auch Leerlaufzeiten, aber wenn es etwas zu sehen gab, war es einfach toll. Die Tiere würden sich jetzt nicht anfassen lassen, aber sie lassen sich auch oft nicht von Autos aus der Ruhe bringen. Sie duften nicht wie Löwen, also scheint es keine Gefahr zu sein – und auch die Kombination aus Sonnencreme und Mückenspray schien sie nicht zu schrecken.
Die Fotos von unserem ersten Elefanten sind wenig beeindruckend: Er zeigte uns sein beeindruckendes Gesäß. Das war es aber. Dabei hatten wir noch Glück, denn beinahe wären wir vorbeigefahren. Die Frau Mama sagte »Guckt mal, da ist eine Elefant.« Wir schauten hin und verneinten, und ich meinte noch »Das ist ein großer Stein.« Dann bewegte er sich aber ohne das Zutun irgendeines Erdbebens und entpuppte sich als Elefant, der irgendwas aus einem Baum fraß. Da er aber keine große Lust hatte, die Leute aus Deutschland weiter zu beeindrucken, drehte er sich um.
Gegessen haben wir in diesem Camp hier. Das Restaurant, in dem wir uns einen Tisch reserviert hatten, ist nicht mit den vorherigen in Johannesburg und Graskop zu vergleichen – es ist eindeutig schlechter. Vom Ambiente macht Selbstbedienung nicht so viel her und von der Qualität her war es auch mau. Die Preise dagegen waren über denen in Graskop. Das ist vielleicht ein Argument dafür, außerhalb des Parks zu übernachten und dann tagsüber hineinzufahren.
Dagegen spricht, und davon haben wir jetzt nicht so viel, dass man nicht so weit in den Park hinein kommt. Man darf nur zwischen 50 km/h auf den geteerten Straßen und 40 km/h auf den Schotterpisten fahren. Wobei man häufig noch weniger fährt, da man ja was sehen und entdecken will.
Morgen früh beginnt die Tour um sechs Uhr. Das heißt, wir müssen um fünf Uhr aufstehen und uns fertig machen. Die Safari geht den ganzen Tag. Manchmal hat man den Eindruck, dass Ganze ist nicht das reinste Vergnügen. Ich bin mal gespannt, wie morgen früh beim Aufstehen die Flüche ausfallen werden.