Vorgestern zeichnete sich schon ab, dass die Wetterentwicklung alles andere als erfreulich sein würde. Deshalb haben wir gestern ja noch schnell die Berge besucht und die Aussicht genossen. Heute morgen war in Toulouse alles schon grau in grau, Regnen tat es auch. Das beste Wetter, um abzureisen – die Frage war nur: wohin?
Denn die bittere Wahrheit war, dass über Nacht Frankreich von einer Schlechtwetter-Front überzogen wurde und blitzkriegartig eingenommen wurde. Selbst hartnäckige Schönwetter-Bastionen wie die Côte d’Azur haben laut Wetterkarte mit unerfreulichem Wetter zu kämpfen. Nun mag es einige Gegenden geben, die vielleicht nicht betroffen sind, aber die Pyrenäen sollen es sein und so machten wir eine Fliege: Nichts ist unerfreulicher als ein Regengebiet in den Bergen.
Die Wirtin der heutigen Unterkunft drückte es so aus: Gestern war es hier wie im Himmel. Heute dagegen ist es nicht die Hölle, aber nah dran. Aber wenn man im Auto sitzt, ist das ja fast egal. Man kann halt nicht ganz so oft aussteigen, um was zu gucken, weil man dazu keine Lust hat.
Unser Auto ist ein ganz besonderes: An der Rückseite steht: “Allergiegetesteter Innenraum”, was wohl heißen soll, dass der Raum keinerlei Materialen enthält, die Allergien erzeugen können – vielleicht heißt es aber auch nur, dass man getestet hat und für den Notfall eine Liste bereithält von den Stoffen, die Allergien erzeugen können. Die französischen SIXTler (die habe ich zumindest im Verdacht) wollen das Leben besonders schön machen – zumindest manchmal – und haben sich gedacht, Neuwagen riechen immer irgendwie komisch, deshalb sprühen wir da einfach was rein. Wir haben den Wagen jetzt drei Tage – da hat sich nichts verzogen, man steigt ein, denkt sich kurz, könnte gut riechen, wenn es denn weniger wäre und fängt an zu niesen. Womit die Vorsätze von Ford ad absurdum geführt wären.
Zur Zeit treibt es und auf die Märkte. Gestern haben wir in Faux an einem Stand probiert und sind mit einer Wurst wieder heimgekommen. Seitdem heißt die Devise: Nicht kosten, dann kauft man auch nicht. Immerhin konnte es die Wurst mit den Gerüchen im parfümierten Innenraum aufnehmen. Gegessen haben wir davon bisher aber nichts, sie als Ausgleich zu haben ist wirklich nicht schlecht.
Übrigens ist es nicht so, dass man auf einem Markt alles betatschen darf. Man sieht das zwar immer, wie französische Frauen Obst und Gemüse in die Hand nehmen, kritisch prüfen und auch schon mal reinbeißen, aber das heißt nicht, dass das überall und immer erlaubt ist. Susann wollte mir vorführen, wie eine fleischfressende Pflanze reagieren würde, wenn sie merkt, dass sie berührt wurde. Das tat sie nur einmal, da hörten wir schon laute Worte, die nicht unbedingt freundlich klangen. Das Motto “Nur gucken, nicht anfassen” galt also auch hier und insbesondere für empfindliche, teure Pflanzen.
In Montaubaun heute, unserer erster Anlaufpunkt, war auch wieder Markt und so ganz ohne, sind wir nicht davon gegangen. Teil unserer Beute waren ein paar getrocknete Früchte. Das Wetter in dem Örtchen, dass ich ansonsten nicht weiter empfehlen kann, war noch ganz o.k.
In Cahors, etwa fünfzig Kilometer nördlich gelegen, fing der Regen an eine Konstante zu werden. Was sehr bedauerlich war, denn es schien uns, dass es sich um eine entzückende kleine Stadt handelte, wir sind was essen gegangen – was nicht die schlechteste Entscheidung war – und gingen danach an den Fluss, in dem Glauben, es täte weniger Regnen. Einbildung ist auch eine Bildung, ich kam ziemlich nass beim Auto an.
Wir fuhren dann durch ein herrlich verregnetes und grünes Périgord. Man sollte es dieser Region wirklich übel nähmen, dass sie uns mit diesem Wetter empfing. Ich hätte schon hin und wieder mal gern angehalten und ein paar Fotos von lauschigen Örtchen gemacht, aber nicht unter der Gefahr, zu ertrinken.
Nun sind wir in ein kleines, recht teures aber sehr schönes Hotel eingekehrt. Die üblichen Preise sind für uns jenseits von gut und böse. Susann ist aber rein gegangen und hat nach den Preisen gefragt. Mir war schon leicht mulmig, an der Einfahrt stand zwar, es wäre ein Drei-Sterne-Hotel, aber an der Haustür waren plötzlich vier. Wenige Augenblicke kam sie dann wieder und meinte, sie hätte den Preis auf französisch nicht verstehen wollen und deshalb sich ihn noch einmal auf englisch sagen lassen. Upps, das war zuviel und das sagte sie auch. Da kam prompt die Frage, wie viel man denn bereit wäre zu zahlen. Die Einigung erfolgt dann recht schnell.
Ab 19.30 Uhr soll es Essen geben und wir haben es zehn vor. Meine Madame ist schon komplett angezogen und auf meinen Hinweis, dass es auffallen würde, wenn man pünktlich vor der Pforte stehen würde, meinte sie, dass das stimmen würde und dass es auch reichen würde, wenn man um 19.35 Uhr zum Essen erscheinen würde. Da es jetzt fünf Minuten vor halb ist, und ich noch nicht schniecke genug bin, werden wir diesen Termin diesmal nicht einhalten können.
“Und einen Piscine haben die auch. Getränke kann man auch ordern.” Es sieht so aus, als wären wir im perfekten Hotel.