Ein gutes Beispiel dafür, dass Menschen nicht nur gut sind, sondern manchmal auch ganz andere Züge tragen, sind unsere gegenwärtigen Nachbarn. In die Gestaltung ihres Grundstücks mag ich ihnen nicht reinreden, ist ja schließlich ihres. Aber es ist schon jammerschade, wenn man sieht, wie aus einem reizvollen Backsteingebäude ein weißes Nullachtfünfzehn-Gebäude wird.
Und wir dachten, dass die Vornutzer des Grundstücks sich, was das Fällen von Bäumen angeht, ausgetobt hätten. Dass es immer noch schlimmer geht, so negativ mochten wir gar nicht denken. Kam dann aber so. Dann hingen sie zur Herbstzeit so ein Geläutzeugs in den Baum vor unserer Tür. Als ob der nicht schon genügend gelitten hätte in den letzten Jahren! Aber man stelle sich mal vor: am See, in Norddeutschland so ein Ding in den Baum zu hängen. Das ging den ganzen Tag: klingelingeling, ling, ling, ling, klingelingeling. Die therapeutische Wirkung ist alsbald hin und man wünscht demjenigen, der einen sowas vor die Türe hängt bald die Pest und Schlimmeres an den Hals. Irgendwann hat Susann sie darauf angesprochen, dass das störend wäre und es nett wäre, wenn sie es abnehmen würde (wobei ich nicht weiß, ob sie es so formuliert hat). Die Antwort war gewesen, dass könne ja so schlimm nicht sein, sie würde es auch nicht stören oder sie würden es nicht hören.
Nun gut, wenn ich zwanzig Jahre älter wäre, würde ich es auch nicht mehr hören. Aber sie haben es vom Baum abgenommen. Unsere Dankbarkeit war ihnen gewiss.
Bis heute: Sie haben das verdammte Teil woanders aufgehängt und man hört es wieder. Nicht so laut, aber man hört es. Was haben wir für ein Glück! Nur noch ein Monat.