Babykater kann man ihn wahrlich nicht mehr nennen. Wenn er wollte, könnte er hier alle niederringen – Herrchen und Frauchen mal ausgenommen. Was er draußen auch gern tut, nämlich Revier verteidigen, lässt er im Hause bisher noch bleiben und gibt sich schnell den Attacken unserer Luna geschlagen.
Nach und nach gab es schöne Erfolge, was die Zutraulichkeit anging. Lag er in seinem Lieblingssessel und näherte man sich diesem, so pflegte er vor einem Monat noch panisch aufzuspringen und verschwinden. Das war mal. Jetzt bleibt er meist liegen und lässt sich ordentlich durchkruscheln. Passt es ihm irgendwann nicht mehr, so hat er ja noch seine Krallen und die verwendet er dann auch.
Die Abstände, die er zu uns einhält werden immer kleiner und wenn man hin ihm hintergeht, so schmeißt er sich oft einfach hin und lässt sich streicheln, auch wenn man steht und sich runterbeugt. Daran war vor einem Monat noch überhaupt nicht zu denken.
Vor dem Urlaub haben wir ihn ja nicht nach draußen gelassen, weil er uns immer wieder für Nächte entschwand, einfach weil er nicht an uns vorbei in die Wohnung wollte. Nach dem Urlaub sahen wir es gelassener und nun ist er meist eher wieder in der Ordnung als Luna und treibt sich meist in der Nähe der Balkontür rum. Hässlicher Nebeneffekt: Auf der Terrasse fanden wir neulich gleich zwei tote Mäuse. Kurz davor meinte er, sich eine Freude machen zu müssen, in dem er auf dem Teppich im Wohnzimmer einen Vogel verspeiste. Immerhin können wir berichten, dass bis auf eine Feder alles vertilgt wurde. Fleckig war der Teppich danach auch nicht, zumindest nicht fleckiger als er es vorher schon war.
Krankheiten haben immer ihre Licht- und Schattenseiten. Eigentlich hatte ich mich vorgestern gefreut, dass er so zahm war. Er schniefte ein wenig rum, aber nicht viel. Trotzdem war ich gestern mal beim Tierarzt und habe noch ein paar Medikamente geholt. Als ich abends nach Hause kam, war der Kater in nicht so guter Stimmung. Er ließ wieder fast alles mit sich anstellen und lag lustlos und antriebsarm herum, was eigentlich nicht so seine Haupteigenschaften war. Selbst die Leckerli hatte er erst nach einigem Überlegen zu sich genommen. So hatte ich zwar einen zahmen und zutraulichen Kater, aber gesund war er halt nicht.
Heute sah es schon wieder ganz anders aus. Er tobte rum, machte die anderen Katzen an, wehrte sich gegen Luna und versuchte aus einer Froschprinzessin eine Katze zu machen, eine Rechnung, die nicht aufging. Bevor der Kater gefrustet sind entschließen konnte, Froschschenkel zu verspeisen, rettete Susann (»Die stehen unter Naturschutz.« »Aber nicht für Kater!«) das Springtier und brachte es zum Ufer.