Man könnte sagen, mich hat ein kleiner Virus gepackt und der heißt Liaty Pisani. So kam ich neulich in der Bahnhofsbuchhandlung nicht an dem Roman vorbei, der dort einsam und still im Bücherregal stand. »Stille Elite« kommt mit dem Untertitel »Der Spion und der Rockstar« daher, ein Untertitel, der dem Gesetz der Serie unterworfen ist.
Denn soweit kann ich gehen, wenn ich verrate, dass der Rockstar zwar eine Rolle spielt, aber nicht die Allerwichtigste. Genauso gut könnte der Titel lauten »Der Spion und die Elite« oder »Der Spion und der Strippenzieher«.
Zu Beginn des Romans werden wir ins Mittelalter geschickt, wo Pisani einen Mord schildert, der an einem Wissenden vorgenommen wird und das erste Mal die Elite in Erscheinung tritt. Im Geheimen natürlich, denn die Elite werkelt im Unter- und Hintergrund, um eine Weltordnung zu schaffen, die gefällig wirkt. Nicht unbedingt auf den normalen Erdenbürger, auf die Mitglieder der Elite halten sich für solche auch nicht.
Odgen, der Held der »Spione und …«-Reihe wird nach Venedig geschickt und soll einen Auftrag für eine mysteriöse Organisation übernehmen. Dass ihm der Auftrag nicht gefallen wird, wird dem Spion schon von vornerein angekündigt und er bekommt die Information, dass ein Aus-der-Reihe-Tanzen nicht möglich wäre, da die Auftraggeber nicht nur Auftraggeber wären, sondern auch der Agentur, in der Odgen angestellt ist.
Was Odgen in der Touristenmetropole zu hören bekommt, geht aber über das Unangenehme noch weit hinaus. Denn er erfährt, dass die Welt von der Elite beherrscht wird und dass er, Odgen, dieser Elite auch angehören würde. Die Elite hätte immer darauf geachtet, dass es zu einer soliden Durchmischung der ach so guten Gene kommt und ein Ergebnis wäre dieser Durchmischung und Zucht wäre Odgen und sein Vorgesetzter bei der Agentur. Ein Problem wäre nur, dass es bei der Elite zwei Fraktionen geben würde. Eine in der alten Welt und eine in der neuen Welt. Und die in der neuen Welt wären gerade dabei, einen Virus auszusetzen, der für den Menschen tödlich ist, um die Menschheit unter ihre Kontrolle zu bekommen. Und sich eleganterweise auch gleich der Widersacher in der alten Welt zu entledigen.
Irgendwie ist das Problem natürlich in den Griff zu bekommen, so ist natürlich jeder normale Spionage-Roman angelegt. Mir kommt es so vor, dass hier das sowieso märchenhafte fast jeden Spionageromans noch ein wenig übertrieben wurde, und so wirkt die ganze Geschichte besonders märchenhaft. Allerdings ist es eines der spannendsten Märchen, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Einmal zur Hand genommen, mag man es nicht mehr loslegen. Kaum hat man Odgens Jagd hinter sich gelassen, war ich auf der Suche nach dem nächsten Odgen-Abenteuer. Zu meinem Leidwesen muss ich allerdings mitteilen, dass Odgen bzw. Pisani in den Bahnhofsbuchhandlungen nicht so besonders präsent sind. Schade eigentlich.