Die Zeichen, dass ich alt geworden bin, mehren sich. Nicht, dass ich den Eindruck hätte, dass ich weiser geworden wäre. Ganz im Gegenteil, ich passe mich unserem jungen Kater an und habe immer noch jede Menge Blödsinn im Kopf. Woran merkt man, dass man alt wird?
Ein Indiz: Ich kann von Kollegen reden, die schon sechszehn Jahr im Ruhestand sind, und die ich ganz gut kenne. Wenn man das tut, stockt man willkürlich und denkt: »15 Jahre, die hast Du auch schon auf dem Buckel.«
Noch etwas anderes: Von 1991 an habe ich für fast fünf Jahre in Wittland gearbeitet. Das liegt in Kiel, aber ein wenig abseits vom Zentrum. Gewohnt habe ich aber am Ostufer, mein Weg führte mich durch die Stadt zur Arbeit und auch wieder zurück. Ich will jetzt gar nicht darüber sinnieren, dass ich vor fünfzehn Jahren schon ein Großteil der Maigrets gelesen hatte. Nein, obwohl es auch zutreffend ist. Damals hatte ich meine erste Stereoanlage mit CD-Player. So wahr ich häufig Gast bei Schaulandt im Sophienhof.
Gibt es auch schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. Schlimm genug.
Der Nachfolger – »Medimax« – hat die Mitarbeiter übernommen und man sollte glauben, dass in einem solchen Geschäft die Leute wechseln. Tun manche, andere nicht. Der junge Mann, der mir damals so cool vorkam und frisurmäßig ganz anders gestrickt war als ich – langes, zum Zopf gebundenes Haar – ist immer noch im Geschäft tätig. Er weist also eine ähnliche Firmentreue auf, wie ich sie vorweisen kann. Aber eines unterscheidet uns, und deshalb zuckte ich gestern doch zusammen. Der Mann trägt immer noch einen Pferdeschwanz. Nur ist das Haar jetzt grau.
Was sind wir doch alt geworden.