Und nun folgt der letzte Eintrag, der in diesem Land über die Leitung geschickt wird. Die Zeit, um Abschied zu nehmen ist gekommen. Ich habe heute die unwichtigsten Sachen, sprich die dreckige Wäsche, schon mal in den Koffer getan und so gut wie alles verstaut. Nun kommen nur noch Kleinigkeiten hinzu. Morgen ist der Test angesagt, ein Besuch im alten Sklavenviertel, der Versuch, einen guten Sitzplatz für den Flug zu reservieren und abends ein Abschiedsessen mit den Klassenkameraden.
Die letzte Nacht ist recht unruhig für mich verlaufen und ich war heute noch nicht ganz auf dem Damm. Heute morgen war hier blauer Himmel zu sehen und es war ziemlich kalt. Nach dem Lunch änderte sich das blitzartig und ich merkte, dass ich überhaupt gar nicht für Regen gekleidet war. Aber das legte sich nach einer Weile, so dass heute Nachmittag zwar kein Wetter mehr für den Strand gewesen ist, aber es war noch warm genug, um draußen zu sitzen und zu quatschen.
Gestern habe ich mich nochmal beliebt gemacht, in dem ich die Lektions-Unterlagen von meiner Studienkollegin mit nach Hause genommen haben. Sie war wohl selbst überrascht abends, als sie feststellte, dass Homework überhaupt gar nicht möglich war, da sie weder theoretisch arbeiten konnte, noch die Übungen selbst hatte. Die hatte ich dafür doppelt. Sandra, aus der Nähe von Hamburg stammend, war aber höchst erfreut, ihre Unterlagen heute morgen wiederzusehen. Mir war es etwas peinlich.
Die Lektion war diese Woche etwas kürzer, so dass wir heute schon so etwas Ähnliches wie Freizeit hatten. Das heißt, Aaliya prüfte unsere Vokabeln. So ein Spielchen hatte Etienne letzte Woche schon mit uns gespielt, als uns mit einem selbstgeschneiderten Tabu überraschte, was ziemlich viel Spaß gemacht hat. Ich finde solche Spiele machen immer Spaß, wenn man in der Gewinner-Mannschaft ist. Aber das weiß man ja vorher nicht.
Auf der einen Seite hatten wir diesmal Milena, die ein wenig verschnupft war, Ralf aus Hamburg (der bei Airbus arbeitet), Elizabeth aus Chile (die mit mir in der Konversationsklasse ist – Ralf ja auch) und Julia. Dem Gegenüber standen Anne aus Südkorea, die schon Monate in Kapstadt ist und noch Monate hier sein wird, Meiewa aus Santiago de Chile, die Fashion Design studierte und auf die Frage, ob sie einen boyfriend hätte antwortete, sie hätte nur Affären (was einiges Aufsehen erregte), Sandra, der ich die Unterlagen entwendet hatte und meine Wenigkeit. Wir wurden nach Namen für unsere Mannschaften gefragt und wir entschieden uns für »Tigers«.
Das Spiel so angelegt, dass es Begriffe für Personen/Plätze, Aktionen, Objekte und besonders schwierige Begriffe. Jede Mannschaft konnte mitraten, wer es zuerst erraten hatte, der bekam den Punkt. Wir haben den Elephants recht viele Punkte »weggemopst« und es wurde sich schon beklagt, dass wir zu schnell wären. Ja, das waren wir. Aber wir hatten auch verdammt viel Glück. Die Elephants hatten schon überlegt, ob sie nicht eventuell den Namen wechselten sollten, weil der ihrige ihnen kein Glück brachte.
Hat auf alle Fälle viel Spaß gemacht und die Tigers sind als Sieger aus dem Spiel hervorgegangen. Das nenne ich mal ein Happy End.
Nächste Woche ist dann ein Wechsel angesagt: Die Teilnehmer der Klasse, die in der Schule bleiben, wandern von Pre-Intmediate zu Intermediate. Dass sich dabei Klassenzusammensetzung ändert, versteht sich von selbst – schließlich mit mit Neuankömmlingen aufgefüllt. Es ist dann noch nicht heraus, ob Aaliya die Gruppe weiter betreut. Ob es, so sinnvoll ist, dass diejenigen, die diese Woche als Neuzugänge angekommen sind, jetzt schon einen Wechsel auf Intermediate mitmachen sollten, wage ich mal zu bezweifeln. Wenn ich mir anschaue, was ich für Lücken habe, dann würde mir ganz schummerig werden, wenn ich nächste Woche in einen höheren Level komme. Dort wird, so habe ich gehört, der gleiche Stoff wie im Pre-Int durchgenommen, nur auf einem höheren Level.
Aber wie das mit Leveln so ist. Julia beispielsweise findet, dass sich vielzulange an einer Zeitform aufgehalten wird. Das mag richtig sein, wenn es für einen nur eine Auffrischung ist. Da möchte man die Schwerpunkte woanders setzen. Wenn es aber ein völlig neues Thema ist und man sowieso beim Buchstaben »L« reingeworfen wird, wo man kaum »A« sagen kann, sieht das natürlich ganz anders aus. Aber das ist halt das Thema, dass mich hier schon häufiger beschäftigt hat, und letztlich habe ich diese Kritik häufiger gehört.
Was werde ich vermissen? Das recht gute Wetter hier. Sicher auch ein wenig das Essen, obwohl ich nicht oft auswärts Essen gegangen bin. Die Möglichkeit viele Leute aus unterschiedlichen Ländern kennenzulernen und der Spaß, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Giovanni. Das tiefe Lachen von Aaliya. Irgendwie auch die Minibusse und das Unkonventionelle, das man hier an vielen Ecken trifft.
Was werde ich nicht vermissen? Die Vorsicht, mit der man sich hier bewegen muss. Die verbarikadierten Häuser. Die Fahrweise der Südafrikaner, die Fußgänger nicht auf der Rechnung haben. Die Müllsammler. Die Alarmanlagen, die andauernd losgehen. Die Moskitos. Manchmal die unerträgliche Hitze. Das Konfuse, dass man auf der Straße immer in die falsche Richtung blickt.
Und ja: Ich würde es wieder tun. Anders vielleicht, schliesslich ist man klüger geworden. Aber ich würde es wieder tun.