Ein Mitstudent erzaehlte gestern oder vorgestern, er waere ueberfallen worden. Graesslich, dachte ich mir. Ja, er sei am Kap der guten Hoffnung gewesen und waer dort spazierengegangen, hatte ein Sandwich in der Hand und wurde dann hinterruecks ueberfallen. Von einem Pavian, der ihm des Sandwiches beraubte. Eine grausame und zu verurteilende Tat.
Der gute Deutsche, der sich ueber den Hahn nebenan aufregt, hat in Suedafrika nichts zu lachen. Hier geht alle Nase lang eine Alarmanlage los, sei es die von einem Auto oder die eines Hauses. Vom Laerm macht es auch keinen Unterschied. Man hat auch das Gefuehl, jeder Suedafrikaner, der glaubt es noetig zu haben, besitzt Hunde. Ware nicht eine dicke Mauer dazwischen, so wuerde man an jedem zweiten Haus angefallen werden. Aber Gott sei Dank kommen die Hunde nicht rueber, weil viele Haeuser hier entweder mit einem Elektrozaun ueber der eigentlichen Mauer oder haesslichen Metallspitzen geschuetzt werden. Wer da geschuetzt wird, liegt ganz am Blickwinkel des Betrachters: Wenn man arglos an einem Haus vorbeigeht, mag man manchmal glauben, es waren die Passanten, die vor den tierischen Hauswaertern geschuetzt werden. Uebrigens habe ich noch kein Haus gesehen, an dem nicht gestanden haette, von wem es bewacht wuerde.
Was die Abendunterhaltung angeht, die faellt ganz unterschiedlich aus. T., der Schweizer, hat sich hier ein Auto von privat gemietet, einen zwanzig Jahre alten BMW. Der kam nicht so gut damit zurecht, dass er ihn mit unverbleitem Benzin befuellt hatte. Nun war der Wagen in Reparatur und kam zurueck, fuhr aber trotzdem zwischen leidlich und gar nicht. Gestern hiess es, wir muessten ihn anschieben. Bevor das passieren konnten, mussten wir ihn aber zuerst auf den Berg zurueckschieben. Das taten wir zweimal, dann war uns die Lust darauf vergangen. Die Geschichte mit T.s BMW hat das Zeug zu einer Daily Soap. (Uebrigens ist es nicht so, dass die Suedafrikaner nicht hilfsbereit waeren: Eine Dame entschuldigte sich, sie koenne nicht helfen, da sie mit ihre Raubtiere ausfuehren muesste. Ein anderer Herr kam und brachte Wagen und Starterkabel, und kuemmerte sich. Nur hatte es nichts mit dem Problem des Wagen zu tun, leider.)
Nicht ganz so erfreulich ist die Entwicklung in der Schule. Mit der Einteilung bin ich nicht zufrieden, und damit in meiner Klasse uebrigens nicht allein. Ich hatte bei der Anmeldung angegeben, ich ware Anfaenger – eigentlich ein Indiz. Jetzt bin ich in einer Gruppe gelandet, in der Realitaet und Traeume eine Rolle spielen. Wenn man sich mit der normalen Gegenwart und der Vergangenheit im Englischen nicht auskennt, ist es natuerlich ziemlich happig. Die Einstufung erfolgte, ohne dass ein Gespraech stattgefunden haette. Ich kann also jedem nur empfehlen, bevor die Gruppe festgelegt worden ist, auf einem Gespraech zu bestehen. Nur so, hat man die Chance in eine Gruppe zu gelangen, der man problemlos folgen kann.
Wenn man, so wie meine Wenigkeit, jetzt hier ist und das Ganze auch noch unter Bildungsfreistellung laeuft, kann man nicht einfach sagen: “O.K. Guys, ich gehe an den Strand, lasst mich in Ruhe.” Ich versuche mich durchzubeissen und das Beste aus der Angelegenheit zu machen. Drum heisst es jetzt fuer mich frischen Orangensaft kaufen und ab zum Lernen!
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