Angela Merkel ist … nein, ich sag’s nicht. Doch: Die Frau erregt mich! Oder anders: Ich rege mich ständig über sie auf. Sie hat sich heute geäußert, gleich mehrmals. Nummer 1: »Wenn wir wieder mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft erreichen wollen, dann müssen wir mehr Freiheit wagen.« Sie redet von sozialer Gerechtigkeit. Klar!
Also weniger Arbeitnehmer-Rechte, weniger Flächentarifvertrag, mehr Eigenbeteiligung der Menschen – der übliche Krams eben. Auf die Idee, dies auf die gesamte Gesellschaft anzuwenden, also nicht reflexartig »Videoüberwachung« und »Rail-Marshals« zu sabbern, kommt sie allerdings nicht. Merkel ist ja der Meinung, dass Grass sich hätte viel eher äußern müssen und findet die harsche Kritik an ihm völlig korrekt und wäre gern über seine Biographie vollständig informiert gewesen, natürlich am Liebsten von ihm selbst. Sie konnte sich laut SPIEGEL nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass man ja auch wegen der Wiedervereinigung anderer Meinung gewesen wäre. Die Kritik, die Grass über die Jahre an verschiedenen gesellschaftlichen Punkten und Pünktchen angebracht ist, ist also dadurch hinfällig geworden, weil er den Punkt mit der Waffen-SS-Zugehörigkeit als 17jähriger über Jahre nicht an die Öffentlichkeit gebracht hat?
Mit einer Kanzlerin, die so argumentiert, können wir einpacken. Aber am Packen sind wir ja schon länger.