Ich wusste zu gut wie nichts über den Film. Vielleicht mal eine Schlagzeile, aber einen Trailer im Kino – Fehlanzeige. Dann kam er per DVD ins Haus geschwebt und gestern haben wir uns »L.A. Crash« angeschaut. Was klingt wie ein mittelmäßiges B-Movie mit spannenden Autojagden, wird bitter enttäuscht sein. Mit diesem Titel, so mal meine Vermutung, wird man die Zielgruppe nicht erreichen. Es sei denn, die Zielgruppe zieht Erkundigungen ein.
Oh ja, es geht um Autos. Es geht sogar um Autounfälle, allerdings sind diese nur ein Mittel, um Menschen zueinander zu führen. Denn im Mittelpunkt steht nur eines: Rassismus. Das geht von Anfang an schon gut los. Zwei junge Männer dunkler Hautfarbe gehen einen Prachtboulevard in L.A. entlang und unterhalten sich über den alltäglichen Rassismus. Ihnen entgegen kommt ein Paar weißer Hautfarbe, wobei sich die Frau beim Erblicken der beiden jungen Männer bei ihrem Mann einhängt. Die beiden Männer bemerken dass, unterhalten sich darüber und überfallen sie im Anschluss. Perfiderweise stimmt man ihnen zu, sagt sich, Recht haben sie, ja, so ist – um dann im nächsten Augenblick alle Vorurteile bestätigt zu sehen.
Aber auch das Opfer, von Sandra Bullock gespielt, kommt uns kurze Zeit später ziemlich unsympathisch daher. Da ihnen alles geklaut wurde, lässt das Paar – er Generalstaatsanwalt, sie Hausfrau – die Schlösser austauschen. Der Service wird von einem Menschen dunklerer Hautfarbe geleistet. Sie macht keinen Hehl daraus, dass ihr das nicht passt und fordert ihren Mann auf, dass die Schlösser gleich am nächsten Tag wieder getauscht werden. Es folgt eine recht unangenehme Szene.
Interessanterweise wird der Rassismus nicht in eine Richtung geschildert, denn auch die beiden Verbrecher vom Anfang haben Vorurteile: Asiaten sind nicht gut angeschrieben genauso wie gegen Menschen mit sehr heller Hautfarbe. Perser gegen Afroamerikaner, Asiaten gegen Asiaten eines anderen Landes – wohin man schaut: Rassismus. Der Kommentar meiner Frau war schon korrekt: »Ein sehr negativer Film.«
Man bekommt am Anfang des Films das Ende präsentiert. Dann wird die Uhr zurückgedreht und es beginnt am vorherigen Tag. Ein Polizist soll seinen Bruder suchen, ein anderer Polizist versucht seinen Partner loszuwerden, der sich widerlich verhält. Selbiger ist ein Ekel, weiß es auch, kümmert sich aber rührend um seinen kranken Vater. Die beiden jungen Kerle vom Anfang des Films wollen nie einen »Bruder« überfallen, tun es dann aber doch. Sie konnten nicht wissen, dass sie an den Falschen geraten, denn der hatte schon traumatische Erlebnisse an diesem Tag hinter sich. Und dann wäre da noch die rührende Geschichte des Schlossers.
All das wird in schnellen Schnitten, sehr schönen Bilder und einem melancholischen Soundtrack erzählt. Immer wieder überrascht der Regisseur mit neuen Beziehungen. Ein Happy-End erwartet man nach kurzer Zeit schon nicht mehr, trotzdem bleibt in diesem Film Zeit, das wichtige im Leben herauszustellen. Die Menschen werden als das gezeigt, was sie sind: Menschen mit vielen Schattierungen. Keiner ist schwarz/weiß geschildert, selten habe ich einen Film gesehen, in dem die Facetten so umfangreich geschildert wurde, obwohl der einzelnen Figur nicht sehr viel Raum eingeräumt werden konnte. Es gibt sogar einen, der einen Engel entdeckt.
Sandra Bullock, um die Schauspielerin zu nehmen, die herausgestellt wird, spielt übrigens auch keine größere Rolle als die anderen Schauspieler in dem Film. Ich habe sie noch nie so unsympathisch, aber auch noch nie so gut gesehen.