Vielleicht hätte ich es mir ja angeschaut, vielleicht. Aber ich war schon im Zwiespalt, ob ich Steven Spielberg den Vorzug vor meinen Ressentiments gegen Tom Cruise geben sollte. Aber dann gab es dieses Interview und damit war für mich das Thema durch. Das Gespann Spielberg/Cruise konnte mir gestohlen bleiben und der cineastische Krieg der Welten fand ohne mich statt. Sie werden es wohl verkraftet haben.
Plan B: Buch lesen. Und hier fand sich eine Überraschung, zumindest eine für mich mich. Das Buch ist, gemessen an seinem Ruf und sicher auch an der Vielzahl der Aufbereitungen (Hörspiel, Film, Musical), recht unspektakulär. Von Modernität kann man schon gar nicht reden. Wenn man Alien-erfahren ist (»Man in Black«, »Independence Day«, »Star Wars« und »Startrek« – nur als Beispiele), dann kann einen der Angriff der Außerirdischen nicht groß schocken.
Es sind andere Aspekte, die diesen Roman interessant machen: Verlust und Flucht. Vergleicht man die Aufbereitung dieses Themas mit dem Umgang mit diesem Thema im SF-Filmen, so wird klar, dass die Außerirdischen in dem Buch für vieles Andere stehen können. Mir fallen da als exemplarische Beispiele Krieg als Ereignis und Fremde als Eindringlinge ein.
Wenn wir uns heute über die rasanten Entwicklungen beklagen, und das tun wir, wie mochte es kurz vor dem Jahr 1900 gewesen sein. Nicht viel anders. Ausgefeiltere Maschinen, beginnende Motorisierung unterstützten die Industrialisierung und für die überwiegend ländlich geprägte Bevölkerung, mochte das alienartig, nicht greifbar erscheinen. So landet das Fremde, wird ersteinmal skeptisch beäugt – nicht willkommen geheißen, das auf keinen Fall, womit man ja recht hatte: Schließlich wandte sich das Fremde gegen das Angestammte.
Die Menschen hatten keine Möglichkeit, sich zu wehren. Alle Verteidigungsversuche schlugen fehl. Man hatte sich ergeben, war nur noch damit beschäftigt, sein Leben zu retten.
Der Roman hat etwas märchenhaftes. Würde heute ein Autor einen solchen Roman abliefern, man würde ihm Faulheit unterstellen. Denn die Maschinen werden krank und sterben. Die Probleme, mit denen die Menschen damals zu tun hatten, die Probleme, mit denen wir heute zu tun haben, lassen sich nicht so leicht aus der Welt schaffen. Es wäre völlig illusorisch, zu hoffen, dass man durch eine »Kopf in den Sand stecken«-Taktik irgendwelche Probleme lösen könnte (auch wenn es die Bundespolitik seit Jahr und Tag versucht). Weder Krieg lässt sich dadurch aus der Welt schaffen, noch Elend, noch Umweltverschmutzung.
Das Buch mag unmodern sein. Für einen SF-Roman weist es wenig Technik auf. Ich halte ihn eher für einen Roman, der uns an das Wesentliche erinnern möchte. Eine Bedrohung, die in der Ferne zu liegen scheint, kann ein Problem sein, dass vor der eigenen Haustür seinen Ursprung hat.