Da hatte ich gerade erst neulich, darüber geschrieben, dass es doch recht ungewöhnlich wäre, wenn eine Nonne umgebracht wird. Ich meine, das ist schon ein Höhepunkt und der Mord an einem Priester ist dagegen schon fast gewöhnlich zu nennen. Man kann fast dem Glauben verfallen, der Mord an Pater Michael Birney müsste zwangsläufig passieren.
Ich finde es schon fast eine Unsitte, dass man erst zweihundert Seiten lesen muss, ehe man zu einem Mord kommt. Was mich manchmal auch stutzig macht: Nehmen wir einen gewöhnlichen Maigret. Der hat, wenn es hoch kommt, zweihundert Seiten. Im kleinen Taschenbuchformat wohlgemerkt. Elizabeth George braucht in ihrem neuesten Roman wieder achthundert Seiten. Traut man sich heute nicht mehr, auf den Punkt zu kommen. Bildet denn ein Autor wie Friedrich Ani mit seinen Süden-Romanen eine absolute Ausnahme. Big ist beautiful? Ed McBain präsentiert den Mord gleich auf der ersten Seite und nach und nach werden die Verdächtigen präsentiert. Man sollte meinen, ein Priester ist auf Ruhe und Frieden aus. Aber mitnichten. Pater Michael hatte es sich mit einer ganzen Reihe von Leuten in seiner Gemeinde verdorben. Ein Kirchenvorstand hatte ihm einen Brief geschrieben, der ihn prompt zu einem Hauptverdächtigen machte, nachdem der Pater ersteinmal ermordet wurde.
Aber es gibt noch eine Reihe anderer Kandidaten: Zum Beispiel das abgewiesene Mädel, dass sich Hoffnung auf eine Affäre mit dem Pater gemacht hatte und der Junge, der die Kirche des Pater benutzt hatte, um seine Drogen zu deponieren. Der, immerhin auch ein Hauptverdächtiger, berichtet von einem Streit, den er mitbekommen hatte, als er sich vor ein paar Jungen, die ihn zusammenschlagen wollten, in die Kirche flüchtete. Eine große Hilfe ist das nicht, denn er wusste zu berichten, dass ihm der Geistliche half, aber die Person, mit der er Streit hatte, hatte der Junge nicht gesehen.
Das Team um Steve Carella hat noch einen ganzen Sack von Verdächtigen, mit denen sich der Pater angelegt hatte: Teufelsanbeter aus der unmittelbaren Umgebung.
Wieder einmal gut lesbare, solide Krimi-Kost von Ed McBain. Dessen Vorteil ist, wie schon erwähnt, die Fähigkeit auf den Punkt zu schreiben. Aber der Umfang von Büchern mag auch Moden unterworfen sein. Dann mochte es damals Mode gewesen sein.