Es beginnt mit einem idyllischen Rückblick auf eine Zeit, in der man in seinen Ferien noch bei den Großeltern verbrachte. Lebten die Großeltern in dörflicher Umgebung und war man selbst Stadtkind, so waren die zu erwartenden Abenteuer noch viel Größer. Peter Debauer erlebt das als Nachkriegskind und erzählt in der Ich-Perspektive, was für eine erstaunliche Entdeckung er in den Ferien machte.
Seine Großeltern waren die seines Vaters, den er nie kennengelernt hatte. Tagsüber tollte er draußen rum, abends wurde gelesen. Die Großeltern waren die Herausgeber von Groschenheften, und dabei wurde auf Qualität wert gelegt. Peter bekam die nicht mehr genutzten Korrekturfahnen als Malpapier. Wächst man in einer Umgebung auf, in der viel gelesen wird, wird man als Kind sehr wahrscheinlich neugierig und fängt ebenfalls an zu lesen. Der Junge fing an die Rückseiten der Korrekturblätter zu lesen und entdeckte dabei die spannende Geschichte eines Mannes, der in Kriegsgefangenschaft gerät und in einem Gefangenenlager in Russland sitzt. Von dort aus wagt er mit ein paar Kameraden die Flucht. Der Weg nach Deutschland zurück ist mühsam.
Wie die Geschichte ausgeht, sollte er in diesen Ferien jedoch nicht erfahren. Die Korrekturfahnen dieser Geschichte hatte er schon bemalt und anschließend weggeworfen.
Peter macht seinen Weg: Er studiert Jura, engagiert sich anschließend jedoch nicht als Rechtsanwalt sondern wird, seinen Großeltern nicht ganz unähnlich, ins Verlagsgeschäft verschlagen, in dem er eine juristische Zeitschrift betreut. Der Nachlass seiner Großeltern gibt keine großen Aufschlüsse über den Mann, der die Heimkehrer-Geschichte geschrieben hatte. Der Knackpunkt der Geschichte war, wie Peter Debauer erfahren sollte, dass dem Mann die Flucht aus Russland gelingt, er nach Hause kommt und sich seine Frau schon mit einem anderen Mann zugetan hat.
Fragt Peter seine Mutter nach seinem Vater aus, so sind die Antworten ungeduldig. Sie hat das Kapitel abgeschlossen und das Klima zwischen ihm und seiner Mutter verschlechtert sich, wenn die Sprache auf den Vater kommt. Peter verbringt viel Zeit damit, seinem Vater auf die Spur zu kommen. Aber zuerst soll er eine Frau finden, die ihn und sein Leben verändert.
Mich haben beim Lesen zwei Dinge fasziniert: Da wäre die Erzählweise Schlinks – eine unkomplizierte Sprache, die einen mitreißt. Er hat für Peter Debauer einen Lebensbericht verfasst und so liest er sich auch – ungekünstelt. Dann wäre da noch die Sub-Geschichte. So wie diese geschrieben wurde, hat man die größte Lust, den Groschenroman, den der Unbekannte verfasst hat, komplett zu lesen, aber man wird nur mit Fragmenten abgespeist. Man kann halt nicht alles haben.
In der Kombination mit der Sprache steht die Geschichte Schlinks selbst. Die Sprache kann ja so schön sein, wie nichts, wichtig ist der Plot. Auch dieser reißt einen mit, man ist – und das ist fast krimihaft, obwohl der Roman wirklich kein Krimi ist – mit Peter Debauer auf der Jagd nach dem Autoren und auf der Jagd nach seinem Vater. Es wird nicht zuviel verraten, wenn ich sage, es gibt einige sehr erstaunliche Wendungen.