Es mag nach Autotest klingen, ist aber keiner. Es geht um Restaurants: Vielleicht ist es ja wirklich ungerecht, aber warum sollte man mal nicht zwei Franzosen vergleichen, auch wenn der eine in Prag sitzt und der andere in Hamburg. Die Namen sind sehr aehnlich. Zum einen haben wir das Restaurant La Provence in Prag und zum anderen Le Provencal in Hamburg.
Das Hamburger Restaurant finden Sie am Johannes-Brahms-Platz, in der Naehe vom Axel-Springer-Gebaeude. So bin ich, glaube ich, auch drauf gestossen. Wir kamen zu recht spaeter Stunde und wollten nur kurz etwas essen. Also keine grosse Vorspeise. Erste Ueberraschung, denn das hatte ich noch nicht erlebt: Es gab Wasser vom Fass. Das musste ich ausprobieren. Als Hauptgericht bot sich so manches an, aber unsere Wahl fiel schliesslich einstimmig, aber langweilig, auf Kaninchen mit Rosmariensosse. War wirklich sehr, sehr schmackhaft und der Preis von vierzehn Euro durchaus angemessen und nicht ueberteuert. Die Sosse, wie vielleicht schon angedeutet, ein Gedicht. Im Anschluss goennten wir uns noch Variationen einer Creme Brulle (die man mit diversen Akzenten schreibt, aber nur, wenn man nicht vor einer fremdsprachigen Tastatur sitzt). Die Bedienung erfolgte durch den Betreiber, der sehr aufmerksam war und auch andere Koestlichkeiten seines Hauses zuvorkommend anpries. Bereitwillig gab er auch Auskunft ueber Herkunft und Familienstammbaum. Wir sind ja neugierig. Mittwochs, erwaehnte er, gaebe es die Austern guenstiger. Schoen fuer Mittwochs-Besucher, aber wir sind wohl selten an diesem Tag in Hamburg zu finden. Die Einrichtung ist einfach, sehr franzoesisch – die Tische und Stuehle lassen einen direkt an Frankreich denken. Zufrieden und mit dem guten Vorsatz, mal wieder das Restaurant zu besuchen, verliessen wir Le Provencal.
Besser ausgestattet war da die Prager Variante eines Provence-Restaurants. Es mahnte einem eher an ein vornehmes Restaurant. Die Ausstattung, der Weinkeller – man kann nur sagen: Sehr nobel. Man wird zu einem Tisch gefuehrt, man probierte allerdings zuerst, uns einen Katzentisch anzubieten. Warum, weiss ich nicht. Er fand nicht unsere Gnade. Die Bedienung erfolgte prompt, allerdings weit von dem Charme des Hamburger Restaurants entfernt. (Fairerweise muss man natuerlich sagen, dass auch Deutsche selten mit dem Charme eines Franzosen aufwarten.) Allerdings war zu merken, dass es Missstimmungen gab, woran die lagen, kann ich nicht sagen – ist aber auch nicht unser Hauptinteresse gewesen. Einen Minuspunkt gibt es auch fuer die Gaeste, die sich neben uns niedergelassen haben. Ein Herr war der Meinung, er muesste sein Kraut rauchen, waehrend wir bei unserem Hauptgang waren. Das weckt in mir unverzueglich Fluchtinstinkte, und so assen wir zu Ende (ich hatte Ente und sie war o.k., aber nicht berauschend) und verliessen das Restaurant. Wuerde ich wieder vor diesem Restaurant stehen, ich wuerde nicht dieses Restaurant waehlen. Da gibt es sicher Besseres.
Gewonnen hat in dem direkten Vergleich das Hamburger Restaurant.